In der KlangWelt Toggenburg werden jetzt Klänge geschmiedet

Mit der Klangschmiede hat KlangWelt Toggenburg in Alt St.Johann ein Haus geschaffen, dessen Besuch sich in mehrfacher Hinsicht lohnt. Allein das sanft renovierte historische Gebäude ist mehr als nur einen Blick wert. Klangexperimentierplätze, Ausstellungen rund um das Thema Klang und die Werkstätten für Schellenherstellung und Instrumentenbau versprechen Klangerlebnisse der besonderen Art.

Was bei KlangWelt Toggenburg vor zwei Jahren mit einer Idee begann, erhält nun, mit der Eröffnung der Klangschmiede, einen vorläufigen Abschluss. Vorläufig darum, weil sich das Haus auch in den kommenden Monaten noch mit Inhalt füllen wird. «Vieles ist bereits umgesetzt, einiges wird sich jedoch erst entwickeln», sagt KlangWelt-Geschäftsführer Andreas Müller dazu. Unter anderem ist geplant, das Haus auch für Klangkurse zu nutzen und im dritten Stock stehen zwei Zimmer für «Artists in Residence» zur Verfügung. Über diese Beherbergungsmöglichkeit werden Künstler aus anderen Kulturregionen die Gelegenheit erhalten, im Toggenburg zu arbeiten und ihr Wissen rund um Obertöne und Klanginstrumente mit einheimischen Kulturschaffenden und Handwerkern auszutauschen. Andreas Müller sieht in diesem Austausch eine Bereicherung für beide Seiten. Er ist überzeugt: «Im Aufeinandertreffen von Klang-Traditionen aus verschiedensten Kulturen erleben wir nicht nur Unterschiede, sondern erkennen auch Gemeinsamkeiten – mit der Obertönigkeit als verbindendes Element.»  

Schellenschmiede als Herzstück
Das eigentliche Herzstück im «Haus zur Mühle» ist die im Erdgeschoss eingerichtete Werkstatt mit Hammer und Esse. Hier werden neben Klangschalen und Gongs hauptsächlich Schellen geschmiedet. Schellen, wie sie das Brauchtum im Toggenburg prägen. Beim «Öberefahre» sorgt das von den schönsten Kühen getragenen «Senntums-Gschell» mit den drei klanglich aufeinander abgestimmten Schellen für den Wohlklang auf dem Weg hinauf auf die Alp. Und beim Schellenschütten geben sie den johlenden Sennen den Grundton an. Im Alpenraum gibt es nur noch wenige Schmiede, die sich in der Herstellung solcher Schellen auskennen. KlangWelt Toggenburg hat sich zum Ziel gesetzt, dieses Wissen über die Klangschmiede zu erhalten und der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Esse und Hammer sind bereits in Betrieb und werden abwechselnd von den Schmieden Andreas Keller und Manfred Zäch bedient.  

Hackbrettwerkstatt und Klangexperimente
Mit dem Hackbrett stellt die Klangschmiede ein weiteres typisches Instrument der Säntis- und Churfirstenregion ins Zentrum. Zwei Hackbrettbauer – Fredi Zuberbühler und Baldur Stocker – lassen sich bei der Herstellung dieses Instruments über die Schultern schauen. Das Haus ist immer von Dienstag bis Freitag jeweils von 14 bis 17 Uhr zur Besichtigung geöffnet, gearbeitet wird in der Schmiede und in der Holzwerkstatt allerdings nur am 1. und 3. Samstag im Monat. Dann sind die Türen zu den Werkstätten auch für das Publikum geöffnet. Die Besichtigung der Klangschmiede bringt nicht nur spannende Informationen zum Schmieden von Schellen und zum Bau von Hackbrettern, sondern auch eine Begegnung mit einem wohlklingenden Haueis-Gschell und einer prächtig bemalten Toggenburger Hausorgel. In zwei Räumen finden regelmässig Ausstellungen zum Thema Klang statt und an Klangexperimentierplätzen kann sich der Besucher auf verschiedene Schwingungsformen einlassen – Klänge und Obertöne werden analysiert und in Sand und Wasser als Schwingungsbilder sichtbar gemacht. Am spannendsten wird der Zugang zur Klangschmiede in einer samstäglichen Führung durch einen fachkundigen Klangbegleiter sein, für die eine Anmeldung empfohlen wird (www.klangwelt.ch/klangschmiede).

Johannes Fuchs, Hackbrettbauer aus Appenzell, gibt den Besuchern Erklärungen zum Hackbrett und seiner Herkunft ab.


Im Experimentierraum kann sich der Besucher auf verschiedene Schwingungsformen einlassen. Instrumentenbauer Heinz Bürgin zeigt, wie es funktioniert.
Haus mit Geschichte   
Das «Haus zur Mühle» hat eine bewegte Vergangenheit. Von der Nutzung als Mühle des einstigen Klosters St.Johann zeugt das mächtige Wasserrad. Im Zuge der Umgestaltung des Hauses zur Klangschmiede wurde das Rad völlig neu konstruiert. Angetrieben vom Wasser einer ergiebig sprudelnden Quelle aus dem Hang hinter dem Gebäude versorgt es das Haus seit diesem Frühling mit Strom und bringt die Energie für den Schmiedehammer.
Die neue Nutzung des «Hauses zur Mühle» erforderte eine umfassende Renovation des Gebäudes. Der Charakter des Hauses – es wurde 1536 erstmals urkundlich erwähnt – sollte darunter aber nicht leiden. In enger Zusammenarbeit des Architekten Paul Knill aus Herisau mit der kantonalen Denkmalpflege entstand eine gelungene Symbiose von Alt und Neu. Die Fassade des mächtigen Hauses mit den vier Geschossen erstrahlt in neuem Glanz: Die Front ist neu gestrichen und die restlichen Aussenwände neu geschindelt. Im Innern harmoniert die zeitgemässe Einrichtung der Räume ausgezeichnet mit herkömmlichen Bestandteilen wie beispielsweise Böden, Strickwänden oder Tapeten. Ein besonderes Detail: Die alten Fenster wurden bewusst erhalten.

Ab sofort ist die Klangschmiede öffentlich zugängig, jeweils dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr. Und jeden 1. und 3. Samstag im Monat sind die Werkstätten in Betrieb. Über Führungen durch die Klangschmiede erhalten Interessierte ausführliche Informationen zur Schellenschmiedkunst, zum Bau eines Hackbrettes und zu Klängen und Obertönen.

KlangWelt Toggenburg, Undermüli 241, CH-9656 Alt St.JohannTelefon +41 (0) 71 998 50 00, Fax +41 (0) 71 998 50 09, [email protected], www.klangwelt.ch

05. Juli 2011
von: