Der lange Weg zur Gemeinschaft

Welche Gemeinschaft darfs denn sein? Über diese Frage diskutierten am 10. März 25 Menschen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich. Eingeladen zu diesem Vernetzungstreffen hatten Ursula Dold, Agi Wyler und Lisbeth Bucher. Eingeleitet wurde der Tag mit einem kurzen Impulsreferat von Thomas Diener, dem Initianten des Projekts «Reiche Dörfer». «Was meint der Mensch, wenn er gemeinschaftlich leben will?», fragte er. Nach seiner Einschätzung können damit nur intentionale Gemeinschaften gemeint sein, Gruppen, die sich durch gemeinsame Ideale verbinden. Zudem stehe die Gesellschaft mit dem Ende des Industriezeitalters vor einem generellen Umbruch mit dem wachsenden Bedürfnis, Leben und Arbeiten zu verbinden. Die Diskussion zeigte, dass das Zusammenleben in einer Gemeinschaft freilich längst nicht so einfach ist wie in einer Grossfamilie, in der die Verwandtschaft eine grössere Nähe zulässt als in einfachen Bekanntschaften.
In einem zweiten Teil stellten sich die anwesenden Gemeinschaften vor. Schloss Glarisegg zum Beispiel besteht aus 24 Erwachsenen und 13 Kindern, die 2003 ein ehemaliges Internat am Bodensee erwerben konnten. Neben der Lebensgemeinschaft sind ein Seminarbetrieb, Kultur- und Therapieangebote sowie eine Schule die tragenden Säulen der Gemeinschaft. Die Liegenschaft gehört einer Aktiengesellschaft, der wirtschaftliche Teil wird von einer GmbH geführt.
Der «Lebensraum» 30 Kilometer östlich von Wien umfasst 35 relativ kleine Wohnungen und grosszügige Gemeinschaftseinrichtungen wie eine Küche für 100 Personen, Beach Volleyball-Platz und 6000 Quadratmeter Gärten. Die Genossenschaft als Besitzerin vermietet die Wohnungen an Familien mit Kindern zu einem reduzierten Tarif. Gemeinsame wirtschaftliche Aktivitäten gibt es nicht. Man trifft sich mindestens einmal alle drei Monate zum Essen und einer «Befindlichkeitsrunde».
Auf grosses Interesse stiess das Projekt «Ökodorf», das von 13 Erwachsenen getragen wird und bereits mit einer Gemeinde im Kanton Baselland konkrete Sonderbauvorschriften ausgehandelt hat. Richtig vorwärts ging es, als der Kreis für neue Interessenten geschlossen wurde und man sich auf die  Realisierung konzentrierte. Der im Februar gegründete «Trägerverein Ökodorf» will sich als Genossenschaft konstituieren, einige Einrichtungen selber betreiben und andere wie die Wohneinheiten an die GenossenschafterInnen vermieten. Zuerst muss das Anschubkapital von 65 000 Franken aufgetrieben werden.
Das Vernetzungstreffen für Gemeinschaftsinteressierte wird nächstes Jahr auf Schloss Glarisegg durchgeführt.
Kontakt: http://www.schloss-glarisegg.ch, http://www.reiche-doerfer.chTrägerverein Ökodorf, c/o René Duveen, Hardstr. 7, 4455 Zunzgen, e-mail: [email protected]
29. April 2007
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