Dialoge beim Open Forum des WEF
Während des privaten WEFs vom 17. bis 20. Januar finden in Davos Platz erneut öffentliche Foren in der Mittelschule statt: Das «Open Forum» wurde 2003 vom WEF zusammen mit dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK) und Hilfswerken wie Brot für Alle (Bfa) zum ersten Mal durchgeführt. Die Verantwortlichen gaben sich Mühe, die Podien ausgewogen zu gestalten. Die Zivilbevölkerung hatte spätestens nach rund 45 Minuten die Möglichkeit, in die Diskussion mit einzusteigen. Einige Male wurde sogar angeboten, nach den offiziellen neunzig Minuten den Dialog mit den Podiumsteilnehmer/innen im Restaurant vertieft fortzusetzen.
Mitveranstalter ziehen sich zurück
Kirchliche Kreise und Hilfswerke beurteilten das OF von Anfang an als Scheindialog, etwa weil deren Vertreter nicht als Anwälte der Armen auftraten. Schon 2005 klinkte sich Bfa aus. Der SEK machte bis 2011 mit. Seither organisiert das WEF diese Veranstaltung alleine. Früher war auf der Homepage noch ersichtlich, wer für die Auswahl der OF-Themen und die mehr oder weniger kritischen Experten zuständig war. Das ist schon lange vorbei. In den letzten Jahren waren sich die Auserwählten auf der Bühne einig, dass der Kapitalismus alternativlos ist, dass sich auch Studenten mit Hunderttausenden von Dollars für ihre Ausbildung verschulden sollen und dass Europa dankbar sein soll, Millionen von Kriegsflüchtlingen aufnehmen zu dürfen, um weiterhin das BIP-Wachstum zelebrieren zu können. 2012 gab es allerdings ein demokratisches Aufbäumen der Zivilgesellschaft dank Occupy mit einem exzellenten Statement von Tomas Sedlacek zum Zins- und Wachstumswahn. Leider wurde er seither vom WEF nicht mehr nach Davos eingeladen. 2015 kam dann der Höhepunkt orwellscher Propaganda, als Tony Blair uns zu erklären versuchte, wie man Freiheit und Frieden unter verschiedenen Religionsgemeinschaften organisiert. Viele applaudierten…
Ursachen der Probleme und alternative Lösungswege sind tabu
Obwohl die Probleme jedes Jahr extremer werden, ändern sich die Modelle der Weltverbesserer (WEF: Entschlossen, den Zustand der Welt zu verbessern) kaum. Noch nie waren Themen auf dem Programm, die das ewige (nachhaltige) Wachstum gefährden könnten. Ökologische Kostenwahrheit, echtes Verursacherprinzip oder Vollgeld, das in der Schweiz bald zur Abstimmung kommt, sind nicht beliebt. Ursachen sollen nicht tiefgründig untersucht werden. Illegale Kriege, neue Atombomben auf deutschem Boden, Exporte von Waffen in Kriegsgebiete, Wachstumszwang, illegitime Schulden sind genauso tabu, wie die ständig extremer werdende Schere zwischen Arm und Reich und die Zerstörung der Lebensgrundlagen. «Das Open Forum ist da, um von Problemen abzulenken» erklärte uns Dölf Ogi im Migros Magazin 2013. Dies muss nicht so sein: Die Zivilbevölkerung hat bei uns (noch) die Möglichkeit, vernetzt proaktiv zu werden und sich für echten Dialog auf Augenhöhe einzusetzen. Das ist ganz im Sinne der OF-Homepage: «Das Open Forum hat zum Ziel, den Dialog zu fördern und das Bewusstsein für kritische Fragen zur globalen Wirtschaft zu erweitern.»
Red. Autor Alec Gagneux, Ing. HTL, engagiert sich im Rahmen von Entwicklungsprojekten für faireres Geld, Solarenergie und würdige Familienplanung. Seit 2002 ist er während des WEFs in Davos für ein friedlicheres Zusammenleben aktiv. Er betreibt die Webseite fairCH.
Mitveranstalter ziehen sich zurück
Kirchliche Kreise und Hilfswerke beurteilten das OF von Anfang an als Scheindialog, etwa weil deren Vertreter nicht als Anwälte der Armen auftraten. Schon 2005 klinkte sich Bfa aus. Der SEK machte bis 2011 mit. Seither organisiert das WEF diese Veranstaltung alleine. Früher war auf der Homepage noch ersichtlich, wer für die Auswahl der OF-Themen und die mehr oder weniger kritischen Experten zuständig war. Das ist schon lange vorbei. In den letzten Jahren waren sich die Auserwählten auf der Bühne einig, dass der Kapitalismus alternativlos ist, dass sich auch Studenten mit Hunderttausenden von Dollars für ihre Ausbildung verschulden sollen und dass Europa dankbar sein soll, Millionen von Kriegsflüchtlingen aufnehmen zu dürfen, um weiterhin das BIP-Wachstum zelebrieren zu können. 2012 gab es allerdings ein demokratisches Aufbäumen der Zivilgesellschaft dank Occupy mit einem exzellenten Statement von Tomas Sedlacek zum Zins- und Wachstumswahn. Leider wurde er seither vom WEF nicht mehr nach Davos eingeladen. 2015 kam dann der Höhepunkt orwellscher Propaganda, als Tony Blair uns zu erklären versuchte, wie man Freiheit und Frieden unter verschiedenen Religionsgemeinschaften organisiert. Viele applaudierten…
Ursachen der Probleme und alternative Lösungswege sind tabu
Obwohl die Probleme jedes Jahr extremer werden, ändern sich die Modelle der Weltverbesserer (WEF: Entschlossen, den Zustand der Welt zu verbessern) kaum. Noch nie waren Themen auf dem Programm, die das ewige (nachhaltige) Wachstum gefährden könnten. Ökologische Kostenwahrheit, echtes Verursacherprinzip oder Vollgeld, das in der Schweiz bald zur Abstimmung kommt, sind nicht beliebt. Ursachen sollen nicht tiefgründig untersucht werden. Illegale Kriege, neue Atombomben auf deutschem Boden, Exporte von Waffen in Kriegsgebiete, Wachstumszwang, illegitime Schulden sind genauso tabu, wie die ständig extremer werdende Schere zwischen Arm und Reich und die Zerstörung der Lebensgrundlagen. «Das Open Forum ist da, um von Problemen abzulenken» erklärte uns Dölf Ogi im Migros Magazin 2013. Dies muss nicht so sein: Die Zivilbevölkerung hat bei uns (noch) die Möglichkeit, vernetzt proaktiv zu werden und sich für echten Dialog auf Augenhöhe einzusetzen. Das ist ganz im Sinne der OF-Homepage: «Das Open Forum hat zum Ziel, den Dialog zu fördern und das Bewusstsein für kritische Fragen zur globalen Wirtschaft zu erweitern.»
Red. Autor Alec Gagneux, Ing. HTL, engagiert sich im Rahmen von Entwicklungsprojekten für faireres Geld, Solarenergie und würdige Familienplanung. Seit 2002 ist er während des WEFs in Davos für ein friedlicheres Zusammenleben aktiv. Er betreibt die Webseite fairCH.
16. Januar 2017
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