Die Angst darf nicht genährt werden
Der Mut, der an den unzähligen Demos zu spüren war, ist vielerorts der Angst vor einer Impfpflicht gewichen. Rosmarie Ruppolo Kästner hat für sich einen Weg gefunden: sie bereitet sich mental auf den Worst Case vor.
Die Vorstellung von einer Impfpflicht raubte Rosmarie den Schlaf. Die Sorge galt vor allem ihrem Sohn Marco mit Downsyndrom. Durch die Trisomie 21 und einen angeborenen Herzfehler gehört er zur Risikogruppe. Zum Glück ist die Impfung in der betreuten Wohngruppe keine Voraussetzung. Doch was passiert, wenn die mRNA-Spritze zur landesweiten Pflicht wird? Ein Szenario, auf das Rosmarie vorbereitet ist: «Dann hole ich meinen Sohn sofort nach Hause», stellt sie klar und fügt hinzu: «Sein Zimmer ist bereits hergerichtet.»
Sich auf den Worst Case vorzubereiten, ist eine Form der Krisenvorsorge, die für Rosmarie ganz gut funktioniert. Sich im Vorfeld spielerisch mit ein paar möglichen Szenarios auseinanderzusetzen, hält Rosmarie von einer Überforderung fern: «Trifft der Fall ein, weiss ich sofort, welche Schritte als nächstes gemacht werden müssen. Das gibt mir Sicherheit.»
Eine Herangehensweise, die Rosmarie auch bei alltäglichen Herausforderungen hilft, wie etwa wenn sie ohne Maske einkaufen geht. Dabei führt sie einen inneren Dialog, um sich auf eine Konfrontation vorzubereiten. «Was sage ich, wenn mich jemand darauf anspricht?» Ein Gedankenkarussell, das ihr schliesslich die passenden Argumente liefert und ihre innere Haltung stärkt.
Es sind die kleinen Tricks und Kniffe, die ihr das Leben erleichtern. «Solche Alltagssituationen werden zu meiner mentalen Bühne; so fechte ich meine eigenen Konflikte aus», lacht sie und ermuntert: «Wir müssen lernen, zu uns selbst zu stehen und die Angst nicht zu nähren.»
Den «Great-Reset» sieht Rosmarie auch als Chance für den Widerstand. Sie ist überzeugt, dass der Weg über eine Parallelgesellschaft führt. «Damit Neues entsteht, muss das alte System zerrüttet werden.» Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich neue Ansätze des Miteinanders durchsetzen können, wenn auch nur für eine Minderheit.
Das Virus wie auch der Widerstand sind zu einem festen Bestandteil unserer Gesellschaft geworden. «Wir haben unsere Samen gestreut; nun müssen wir die heranwachsenden Pflanzen stärken und ernten», sagt sie treffend. Alternative Schulmodelle oder auch die Förderung von Bühnenkunst im kleinen Rahmen sind Projekte, die aus diesen Samen gewachsen sind. Immer mehr Ideen, die derweil nur in unseren Gedanken existierten, sind für die Umsetzung reif. Es dürfe sich nun keine Müdigkeit breitmachen: «Wir leben alle noch und sind nicht gestorben; es ist wichtig, das Leben weiter zu zelebrieren.»
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Reset schon länger klar!
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