1. Netanjahu gelang es, Trump davon zu überzeugen, dass ein vollständiges Abkommen derzeit nicht möglich ist, da die Hamas nicht kapituliert hat und Israel bei einem Rückzug aus dem Gazastreifen die Hamas den Platz einnehmen würde, die dann die humanitäre Hilfe stehlen, verkaufen und mit dem Geld ihre Streitkräfte wieder aufbauen würde. Daher muss Israel in Gaza bleiben, bis die Hamas kapituliert. (Totaler Sieg). Trump ist offenbar auf Netanjahus falsche Darstellung hereingefallen. Aber Trump muss verstehen, dass die Hamas niemals vor Israel kapitulieren wird. Die Hamas wird weiter kämpfen und israelische Soldaten töten, solange israelische Soldaten in Gaza sind. Und Israel wird weiterhin viele Palästinenser töten, sowohl Kämpfer als auch Nichtkombattanten, darunter viele Kinder.
2. Israel hat dafür gesorgt, dass die Gespräche in Doha scheitern, indem es Umgruppierungskarten vorlegte, von denen es wusste, dass die Hamas sie ablehnen würde. Der sogenannte «Morag-Korridor» ist nun die endgültige Grenze Israels, ohne deren Einhaltung die Hamas besiegt wäre. Dies ist eine erfundene Behauptung und entspricht in Wirklichkeit dem, was Netanjahu über Philidephi, Rafah, Khan Yunis und andere Orte gesagt hat.
3. Die Israelis haben den Amerikanern mitgeteilt, dass die Gaza Humanitarian Foundation nun effizient arbeite, die anfänglichen Probleme gelöst seien und die USA sie weiterhin unterstützen sollten. Dies ist eine Lüge, denn dieses System kann und wird die humanitäre Hilfe für die 2,2 Millionen Menschen in Gaza, von denen 2 Millionen obdachlos sind, nicht auf sichere Weise leisten.
4. Israel arbeitet daran, die Amerikaner von der Durchführbarkeit des sogenannten humanitären (Konzentrations-)Lagers in Gaza auf den Ruinen von Khan Yunis zu überzeugen. Es ist unklar, ob Israel die Amerikaner davon überzeugen kann. In der Zwischenzeit ist klar, dass der Rest der internationalen Gemeinschaft dies als unmenschlich und völkerrechtswidrig ablehnt.
5. Witkoff ist nicht nach Doha gereist, weil die Gespräche gescheitert sind und derzeit keine Chance auf eine Einigung besteht.
Meine Einschätzung ist, dass die Amerikaner zwar ein vollständiges Abkommen einschliesslich der Beendigung des Krieges und der Rückkehr aller Geiseln wollen, aber von Netanjahu davon überzeugt wurden, dass er aus politischen Gründen, um seine Koalition zusammenzuhalten, ein Teilabkommen braucht und jedes Abkommen bis zum 28. Juli hinauszögern muss, wenn die Knesset für drei Monate in die Sommerpause geht und die Gefahr eines Regierungssturzes zumindest bis Oktober gebannt ist. Trump hat Netanjahus Bitte um Aufschub zugestimmt, und das ist der Stand der Dinge.
Nachtrag von heute:
Gestern habe ich eine Nachricht vom Leiter des Verhandlungsteams der Hamas erhalten. Die folgenden zwei Sätze sind seine wichtigste Botschaft an die israelische Öffentlichkeit:
«Israel hat unseren Vorschlag, alle israelischen Geiseln auf einmal freizulassen und im Gegenzug den Krieg zu beenden, wiederholt abgelehnt. Sie bevorzugen eine Teilösung – was eindeutig ihre Absicht zeigt, den Krieg fortzusetzen, und auch deutlich macht, dass die Frage der Geiseln für die israelische Öffentlichkeit kein zentrales Anliegen ist.
Was die Regierungsführung in Gaza nach dem Krieg angeht, so ist diese Frage aus unserer Sicht vollständig geklärt, und wir haben unseren Standpunkt klar zum Ausdruck gebracht: Wir wollen, dass ein unabhängiges, professionelles Komitee mit voller Autorität Gaza regiert – und die Hamas wird nicht Teil davon sein.»