Die Festtagsfrage - 1
Wir fragten – und unsere Leser und Leserinnen antworten: Bringt Weihnachten ein Licht in dunkle Zeiten – und wie? Erste Antworten...
Es ist der zweite Advent. In diesem Jahr mit all den furchtbaren Nachrichten ist es keine leichte Übung, an etwas Gutes zu glauben. Aber um so notwendiger.
Wir möchten gerne von Ihnen wissen: Bringt Weihnachten (noch) ein Licht in dunkle Zeiten – und wenn ja, wie? Was bedeutet Ihnen diese Zeit? Wie verbringen Sie diese Tage? Wie schaffen Sie sich Raum für Stille? Was wünschen und hoffen Sie – für sich, für die Welt? Finden Sie, dass Weihnachten heute noch ein sinnvolles Fest ist?
Und wenn Sie eine Lieblings-Weihnachtsanekdote oder Adventsgeschichte haben, – sei sie selbst erlebt, selbst ausgedacht oder irgendwo einmal gehört - würden wir die sehr gerne auch lesen.
Schreiben Sie uns ein paar Zeilen – wir veröffentlichen (möglicherweise gekürzt) einige der Antworten hier auf unserem Zeitpunkt-Info-Portal der nächsten Wochen. Schreiben Sie bitte an: [email protected]
Und hier folgen die ersten beiden Antworten. Gute Inspiration!
Ihre Zeitpunkt-Redaktion
Was bedeutet die Weihnachtszeit für mich?
Die Advents- und Weihnachtszeit, besonders dann die zwölf «rauhen Nächte» laden mich ein, alles in mir zur Ruhe kommen zu lassen, mich mit dem Wesentlichen zu verbinden. Mit der Familie sein. Dinge zu Ende bringen, Ordnung schaffen, Einkehr halten, die Wahrnehmung schärfen. Und dann eine persönliche Vision für das kommende Jahr entwerfen.
Wie kann ich mit allen Bedingtheiten in meinem persönlichen Umfeld – und aber auch an die Welt gedacht – eine Harmonie herstellen? Was ist mein Beitrag zum Frieden?
Wie kann ich Weichen stellen in mir für ‚den neuen Menschen', der all die alten Fehden und Anhaftungen überwindet, und das Gemeinsame, das «Wir» sucht und erschafft. «Sei das Licht, das Du zu sehen erhoffst in der Welt, sei der Wandel, den Du Dir ersehnst.»
Weihnachten, das Lichtfest, die Geburt des Gotteskindes in jedem von uns! Die inneren Kerzen anzünden, die Chakren reinigen, das Geistige (wieder) beleben. Für Momente alle Bedingtheiten übersteigen, im tiefen Frieden ruhen und so den Weltfrieden mehren. Das wünsche ich mir und uns allen.
Markus Stockhausen
Weihnachten, ein Übergang ins Hellerwerden
Im ersten «Pandemie»-Jahr dachten sich vermutlich viele von uns, dass der kollektiv mitverfolgte bzw. betriebene «Switch» von Wirtschafts-, Effizienz- und Selbstdarstellunggssteigerung, Ressourcen-Ausbeutung etc. gegen unendlich ... auf Zero-Wachstum, Agitationsminimalismus und Rückzug aus dem öffentlichen Leben zumindest einen «fortschrittlichen» Effekt haben könnte: die Erkenntnis, dass der neoliberal-kapitalistische Weg seine «Grenzen des Wachstums» überschritten hat, das System nunmehr gleichsam implodiert ist und wir somit (bald) bereit&frei werden könnten, neue, anderen Wege einzuschlagen, auf denen wir als Individuen nicht mehr gegeneinander, nicht mehr gegen die «Natur», nicht mehr gegen alte Erkenntnisse und «alternative» Wertvorstellungen, gegen andere Ethnien etc. etc. kämpfen, sondern zum Bewusstsein einer symbiotischen Interdependenz finden werden.
In Bezug auf das Thema «Weihnachten» würden dann Nikoläuse, Santa Clauses, Christkinder, Sternsinger, chinesische Drachen, begossene Buddhas, grüne Walnüsse streuende SchwarzafrikanerInnen und Haft-Sin verteilende MuselmanInnen gemeinsam tanzend und musizierend den Jahreswechsel feiern. Und sich freuen, dass etwas Neues kommt, während das Altbewährte noch mitsummen darf&soll.
In den Einkaufsstrassen Wiens, wo ich wohne, finden zur Adventszeit Tänze allerdings – so wie schon bis&um 2019 – nur um «Schnäppchen»-Angebote der grossen Kaufhausketten statt. Die haben alles überlebt, sich sogar ausgedehnt, indem sie die kleinen Geschäfte, die sich digitale Räume neben ihren weiterhin analogen Mietobjekten nicht leisten konnten, wohlfeil geschluckt und verdaut haben. Weg sind sie. Dafür sind die Gucci und Louis Vuittons überall, wo’s teuer ist. Wie sonst überall auch. Und: die Menschen glauben weiterhin, ihr «Image» zu pflegen, indem sie ebendort hingehen oder -fahren, mit ihren SUVs oder, wenn «umweltbewusst», mit ihren Teslas – scharenweise – und Weihnachtsgeschenke kaufen. Vielleicht mit ein paar weniger Cents im Geldbörsel als anno 2019, aber der Umsatz der Ketten wird weltweit kaum geringer sein.
Bis dato war’s also nichts mit irgendwelchen Paradigmenwechseln. Advent bleibt Shopping-Time. Am «Heiligen Abend» wird konsumiert und geprotzt mit dem, was man sich leisten kann. «Brot und Spiele» funktioniert heute wie schon vor 2000 Jahren wunderbar ...
Auch damals gab es aber schon Aussteiger oder zumindest Menschen, die sich dem (Konsum-)Druck der Allgemeinheit nicht aussetzen liessen. Wir können die Zeit des Übergangs vom Dunkler- ins Hellerwerden auch heute ohne Diamanten- und Cartieruhrenpräsente feiern. Mit einer Kerze und einer Flasche Wein, die wir uns angespart haben. Laut oder leise singend, selbst wenn wir nicht an einen einzigen Jesus Christus glauben – es gab so viele Messiasse & Propheten, die ganz Ähnliches verkündet&angekündigt haben wie dieser eine aus Nazareth.
In der Stille dieser besonderen Nacht aber dürfen wir, wenn wir möchten, zumindest den Übergang ins Hellerwerden feiern – mit Optimismus und der Geburt eigener Ideen, wie die Welt (=wir) zu retten sein könnte. Peu à peu.
Lucas G., Wien
von:
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