Die Robin Hoods des Journalismus

«Der einzige Mann, der noch begeistert Zeitungen kauft in diesem Land, das ist Herr Blocher», sagte Constantin Seibt, ehemaliger Reporter beim Tagesanzeiger, unlängst in einem Interview. Die grossen Verlage würden schon bald aus der Publizistik aussteigen und das Feld zum Beispiel SVP-Investoren rund um Christoph Blocher oder Emil Frey überlassen. Ein Übel nicht nur für den Journalismus, sondern auch eine Gefahr für die Demokratie, meint Seibt. Weswegen es dringend neue Weg brauche, um sich wirklich guten Journalismus zu leisten.
Solch ein neues Modell soll das Project R sein, das Seibt mit anderen zusammen lancieren will. Dahinter wird ein Team von zehn bis fünfzehn Leuten stehen, das mit seinem Online-Magazin nichts weniger im Sinn hat, als die Zukunft des unabhängigen Journalismus zu retten. Bisher haben Investoren 3,5 Millionen Franken zugesagt – allerdings nur unter einer Bedingung: Project R kann 3000 Interessierte derart von der Sache begeistern, dass sie insgesamt 750 000 Franken spenden. Dies alles soll im Rahmen eines gigantischen Crowdfunding stattfinden, das Ende April beginnt und fünf Wochen dauert. Ist die dreiviertel Million dann beisammen, kann die Arbeit beginnen; erscheinen soll das digitale Magazin Anfang 2018.


Das ganze Projekt ist, das wissen die Macher nur zu gut, ein unverschämt anspruchsvolles. Die nachhaltige Finanzierung des Magazins und damit die Frage, wie man aus (einmaligen) Gönnern (treue) Leserinnen und Abonnenten macht, ist die eine Sache. Eine andere ist es, auch journalistisch einen Weg zu finden zwischen Nische und Mainstream. Seibt will der Leserschaft nichts Halbseidenes vorsetzen, nichts, das nur so ein bisschen interessant ist und nur so ein wenig relevant. Es soll «verdammt guter Journalismus» werden, wie er sagt. Mindestens einen grossen Stoff pro Tag möchte Project R bringen, verkleidet in eine wahrlich gute Geschichte. Keine leichte Sache, wenn man bedenkt, wie viel Zeit und Effort grosse Storys erfordern und wie viel mediales Kurzfutter den Lesern vorgesetzt wird. Es ist ein Vorhaben, das viel Mut braucht. Aber auch viel Mut macht.   

www.project-r.construction