Feuern, aber richtig!

Die Frage lautet: Wie das eigene innere Feuer wieder entfacht werden kann

Burnout ist die Krankheit unserer Zeit, mit Tendenz zum Flächenbrand. Während 2009 in einer deutschen Studie 28 Prozent der Befragten ein zu hohes Arbeitspensum beanstandeten, waren es 2013 bereits 65 Prozent! Allerdings gilt in unserer Gesellschaft auch schnell als Versager, wer nicht darüber klagt, sich gestresst zu fühlen. Viele Menschen sind sogar stolz darauf, mit der permanenten Überforderung irgendwie fertigzuwerden.

Wie kann der Einzelne aus dem Hamsterrad aussteigen? Inzwischen gibt es auf dem Markt viele Angebote, vom ärztlich verordneten «Waldbaden» über Wellnesswochenenden mit integriertem Yoga bis zum dreiwöchigen Burnout-Programm für 8000 Franken. Musse wird so zur funktionellen Methode degradiert, die dazu dient, die Arbeitskraft wieder herzustellen.

Wäre es demnach nicht sinnvoller, die Lösung im Begriff selbst, anstatt im weiteren Konsum zu suchen? Burnout bedeutet ausgebrannt sein; somit lautet die entscheidende Frage, wie das eigene innere Feuer wieder entfacht werden kann. Für eine Antwort braucht es Zeit und Ruhe – eben Musse im eigentlichen Sinn. Fragen wie «Was liegt mir wirklich am Herzen, wofür möchte ich mich engagieren und wo sind meine Grenzen?» sind nicht auf die Schnelle zu beantworten. Damit eine Entschleunigung gelingt, ist es notwendig, gesellschaftliche Imperative über nützliche Zeitver(sch)wendung abzulegen, denn Musse ist kein Müssen, sondern ein Dürfen. Die wahre Kunst besteht darin, wie in Michael Endes Roman «Momo» die Herrschaft über die gestohlene Zeit zurückzugewinnen – und diese wieder frei und nach eigenem Gusto zu gestalten.

Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den tiefsten Sinnfragen ist eine Chance, aus den ewig gleichen Abläufen und Zwängen auszusteigen und menschlich zu reifen. Wie frühere Philosophen, Künstler und Denker, finden auch Menschen nach einer Lebenskrise oftmals zurück zur Natur, zu mehr Langsamkeit und Genuss. Dazu braucht es vor allem Zeit, Musse und den Mut einmal innezuhalten. Oder um es mit Goethe zu sagen: «Um zu begreifen, dass der Himmel überall blau ist, braucht man nicht um die Welt zu reisen« – sondern zu sich selbst.    
09. Januar 2015
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