Feuerwaffen und PC-Killer-Games

Volksinitiative „Für den Schutz vor Waffengewalt“

Mit der eidgenössischen Volksinitiative „Für den Schutz vor Waffengewalt“, für die jetzt noch die letzten Unterschriften gesammelt werden, wird versucht das Waffenrecht in der Schweiz zu verschärfen (Info über diese Initiative: www.friedensrat.ch/kleinwaffen.hauptseite.html und www.schutz-vor-waffengewalt.ch)

 
Bisher wurde das Waffenrecht in der Schweiz, trotz den jährlich 300 Suiziden mit Feuerwaffen, kaum verschärft. Auch nicht nachdem Leibacher am 27. September 2001 im Zuger Kantonsrat 14 Menschen erschoss. Auch nicht als am Freitag dem 25. November 2007, an einer Bushaltestelle auf dem Hönggerberg in Zürich, ein Soldat nach der Heimkehr aus der Rekrutenschule mit seinem Sturmgewehr die ihm unbekannte 16-jährige Coiffeuse-Lehrtochter Francesca umbrachte. Das Gewehr oder die Pistole müssen die Soldaten der Schweizer Armee heute immer noch mit nach Hause nehmen. Immerhin: Nach der Bluttat auf dem Hönggerberg muss nun die Taschenmunition der Soldaten nicht mehr zu Hause gelagert werden. Aber sonst können Feuerwaffen und Munition in der Schweiz problemlos weiter beschafft werden. – Nach wie vor gilt: Laisser-faire zum Wohle der Waffenhändler.
Vielleicht wird das Schengen Abkommen, das unser Land unterzeichnet hat, in einigen Jahren eine Verschärfung des Waffenrechtes, im Lande des Wilhelm Tell, von aussen erzwingen.

Finnland: Nach Massaker Verschärfung der Waffengesetze
In Finnland wird es sicher zu einer Verschärfung der Waffengesetze kommen, nachdem in Kauhajoki, am 23. September dieses Jahres ein 22-Jähriger 8 Schülerinnen, ein Schüler und ein Angestellter der Schule erschoss und eine Schülerin schwer verletzte. Die finnische Öffentlichkeit wurde jetzt wieder aufgeschreckt: Am 18. Oktober hat ein Familienvater in Oulu seine Frau, seine zwei kleinen Kinder und dann sich selbst erschossen. Der Mann war legal im Besitze einer Jagdwaffe. Solche erweiterte Selbstmorde sind in Finnland aber jedoch sehr selten, erklärte der finnische Gefängnispsychiater Hannu Lauermann, (www.yle.fi).

Waffeneinsammlungsaktion, um die Flut von Waffen einzudämmen
Um die Waffenflut einzudämmen wurden in Finnland schon vor einigen Jahren von staatlichen Stellen grosse Waffeneinsammlungsaktionen gestartet. 2003 zählte man schon 40'000 bis 60'000 illegale Waffen abgelieferte Feuerwaffen, wie mir Unto Vesa vom finnischen Friedensforschungsinstitut in Tampere (TAPRI) damals schrieb. Die Abgabe von illegalen Feuerwaffen in Finnland hatte keine Strafverfolgung zur Folge. Verbrechen mit Feuerwaffen, und besonders die hohe Selbstmordrate mit Pistolen und Gewehren in Finnland wie in der Schweiz, haben nämlich auch damit zu tun, dass in beiden Ländern viele Waffen im Umlauf sind und leicht beschafft werden können. Für Menschen die sich in seelischen Schwierigkeiten befinden, keinen Ausweg aus ihrer Not mehr sehen und aus Scham keine Hilfe suchen, kann der Besitz einer Waffe gefährlich werden.

Kinder sind vor Unterhaltungsgewalt zu schützen forderten finnische Rektoren
Eine Rolle bei solchen Tragödien wie im finnischen Kauhajoki spielt auch die Gewalthirnwäsche durch die Medien. Nach dem Massaker in der Jokela Schule in Tuusula, im letzten Jahr, warnten Rektoren von finnischen Schulen, dass auch Unterhaltung mit vielen Gewaltszenen gefährlich sei für die Jugend. Nach ihrer Meinung werde im Fernsehen, in Filmen, im Internet und in Computer Games zu viel Gewalt gezeigt. An den gewalttätigen Spielen und Filme könne sich die Jugend ein falsches Beispiel für ihr Verhalten nehmen. Deshalb sei es nötig, dass auch die Eltern ihre Kinder vor dieser von Gewalt verseuchten Unterhaltung schützen, welche im Handel angeboten werde. Trotz dieser Warnung der finnischen Rektoren, fand Ende Juli dieses Jahres, wie seit Jahren, in Helsinki die riesige Computergame Veranstaltung statt. Einige tausend Computerfreaks versammeln sich dort jeweils in in der Hartwall Arena in Pasila, in dem riesigen Hallenstadion. Sie spielen Tag und Nacht, vernetzt, Video Games, beschiessen und erschiessen sich dort auch um die Wette in Killer Games. – In diesen Games gibt es mehr Tote als in Jokela, Kauhajoki, im Irak oder in Afghanistan. Zwischendurch schlafen die Gambler unter der PC-Konsole oder im Foyer des Stadions, wie ich bei einem Besuch in Pasila beobachten konnte.

Tötungstraining am PC ist schädlich

„Tötungstraining“ am PC ist schädlich, genau so wie der tägliche Konsum von Mord und Totschlag am TV. Der Fernsehkonsum, zwei- drei Stunden täglich, Killer-Video Games, Ego-Shooter Games usw., führt vor allem bei Kindern zu einer Zunahme aggressiver Einstellungen, macht sie auch dumm, wie weiter festgestellt wurde. Ein jahrelanger Konsum von Fernseh- und Video Games Gewalt kann zu emotionaler Desensibilisierung gegenüber Gewalt im wirklichen Leben führen, gerade bei Kindern die sonst schon Schwierigkeiten haben. Dazu kommt, dass Gewalt als effektiver Weg der Problemlösung angesehen wird und Gewalt akzeptiert wird. Diese Einschätzung der Mediengewalt vertraten schon im Jahr 2000 die grossen amerikanischen Ärzte und Psychologenvereinigungen (American Medical Organisation, die American Academy of Pediatrics, die American Psychological Association und die American Academy of Child and Adolescent Psychiatry) in einer Erklärung zur Mediengewalt an einem Kongress für öffentliche Gesundheit. (siehe auch das Buch „Hänsel, Rudolf und Renate: Da spiel ich nicht mit! Auswirkungen von „Unterhaltungsgewalt“ in Fernsehen, Video- und Computerspielen – und was man dagegen tun kann“.)

Standesinitiative für ein Verbot von Killerspielen und Petition der Pro Juventute

Der bernische Grossrat Roland Näf hat am 19. November 2007 im Grossen Rat Berns eine Standesinitiative zum Verbot von Killerspielen eingereicht. (Zeit-Fragen Nr. 42, 13. Oktober 2008, www.zeit-fragen.ch) Auch Pro Juventute hat eine Petition zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Gewalt in Unterhaltungsmedien lanciert. (Info über diese Petition unter: www.projuventute.ch)

Pro Juventute fordert in dieser Petition schweizweit verbindliche Regeln für den Zugang Jugendlicher zu Games und Filmen mit Gewaltdarstellungen. Für „Killerspiele“ und Gewaltvideos und –filme gibt es bis heute in der Schweiz nämlich keine nationalen Standards zum Schutz Minderjähriger. Besser wäre jedoch, meiner Meinung nach, ein generelles Verbot von Killer Games, nicht nur für Minderjährige. Das virtuelle Herumhetzen von Menschen, das Quälen, das Erniedrigen, Foltern, Erschiessen und Abschlachten gehört verboten, auch für Erwachsene, so gut wie die abartigen Kindersex-Pornos. Die Killerspiele wurden in den USA zur Schiessausbildung von Soldaten und Polizisten entwickelt, mit dem Ziel, die menschliche Tötungsbarriere weg zu trainieren. Der finnische Amokschütze in Jokela, der in einem Schiessverein trainierte, spielte auch solche Killer Games, wie auch der junge Mann der in Kauhajoki seine Mitschüler tötete. Auch der Mörder der ein 16-jähriges Mädchen auf dem Hönggerberg in Zürich erschoss spielte solche Games. Es ist unglaublich, dass Brutalo Spiele in der Schweiz zugelassen werden und von Interdiscount (Coop), Ex Libris (Migros), Manor, Media Markt usw. verkauft werden dürfen.



Internationaler Kongress „Computerspiele und Gewalt“ am 20. November 2008 in München. Dieser Medienkongress „Computerspiele und Gewalt“ ist eine Kooperation der Hochschule München und der Ludwigs-Maximilians-Universität München. Anmeldung: www.hm-medien-kongress.de


 

Veteran des Irakkrieges: PC-Spiele bei der US-Army als Vorbereitung für den Kriegseinsatz

Clifton Hicks meldete sich als 18-jähriger freiwillig für den Dienst in der US-Army. Nach seiner Rückkehr aus dem Irak engagierte er sich bei den „Iraq Veterans Against the War“, den Kriegs-Veteranen, die sich für eine Beendigung des Krieges engagieren. Auf die Frage nach der Bedeutung von Killerspielen für das Verhalten von Soldaten antwortete Clifton Hicks: „Tatsächlich. Ich glaube, dass gewalthaltige Computerspiele eine Rolle spielen für die Kampfeinstellung haben. Jedem Soldaten wurde das Computerspiel „American Army“ übergeben. Die jungen Soldaten werden angehalten, diese Spiele als Vorbereitung für den Kriegseinsatz zu spielen. Diese Spiele legen Denk- und Handlungsmuster an, die das Empfinden verändern. - Man hat nicht mehr das Gefühl, einen Menschen getötet oder ermordet zu haben. Offenbar ist es nicht gewollt, dass wir uns fragen was für ein Mensch das war, wen er zurücklässt und ob es sich hätte vermeiden lassen, ihn zu töten.“

„Nach der Teilnahme an den Greueltaten des Krieges werden viele Soldaten seelisch krank, werden geplagt von grossen Ängsten oder begehen Suizid. Es gibt auch solche die sicher weiterhin mit der Gewaltanwendung identifizieren und die Gefühle der Mitmenschlichkeit niederhalten, sie versuchen den pervertierten Gewaltkick in ihrer Phantasie, im Spielen oder in der Realität auszuleben. Von den Veteranen der modernen Kriege unseres Jahrtausends haben in den letzten 5 Jahren schätzungsweise 5‘000 Suizid begangen. Junge Menschen, die mit den Bildern im Kopf nicht mehr leben konnten. Junge Menschen, die keinen Weg mehr sahen, ein gutes Leben führen zu können. Menschen, die auch nicht mehr für die Friedensarbeit zur Verfügung stehen“, sagte der Veteran des Irakkrieges Clifton Hicks.



Zum Thema folgende Bücher:

Der amerikanische Militärpsychologe Dave Grossmann dokumentierte ausführlich die negative Wirkung von Gewaltdarstellungen im Fernsehen und von Computergames auf Kinder, (siehe Website Dave A. Grossmann: www.killology.com und das Buch: „Wer hat unseren Kindern das Töten beigebracht?“ von Dave Grossmann und Gloria DeGaetano)

Hänsel, Rudolf und Renate: Da spiel ich nicht mit! Auswirkungen von „Unterhaltungsgewalt“ in Fernsehen, Video- und Computerspielen – und was man dagegen tun kann, Auer Verlag
30. Oktober 2008
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