Fortschritt dank Links-Vortritt?
Eine ziemlich ernst gemeinte Zeitbetrachtung
Können Sie sich zurückerinnern an die Zeit, als in der Schweiz noch der Rechtsvortritt galt? Was heute eine Selbstverständlichkeit ist, war hierzulande ja bis vor Kurzem vollkommen undenkbar: die Einführung des Linksverkehrs.
Anstoss zur der Verkehrsführung gab damals ja das Verkehrssicherheitsprogramm «Via Secura» des Bundesamts für Strassen (ASTRA):
Aufgrund der gescheiterten behördlichen Anstrengungen, die Anzahl der Verkehrstoten auf Null zu senken, leitete das ASTRA einen radikalen «Paradigmenwechsel» ein und setzte – mit Hoffnung auf eine verbesserte Zielerreichung – konsequent auf den Linksverkehr. Begünstigt wurde diese Trendwende zudem durch die zunehmende Kritik an der Person Napoleons: Sein einstmaliger Entscheid zur Einführung des Rechtsverkehrs wurde vor allem von der jüngeren Generation als politisch unkorrekt und nicht mehr zeitgemäss empfunden.
Zum allgemeinen Erstaunen konnte der Umstellungsprozess nach verhältnismässig kurzer Zeit erfolgreich abgeschlossen werden: Nur rund zwei Jahre vergingen, bis sich auch die letzten Verkehrsteilnehmenden an die neuen Verhältnisse gewöhnt hatten. Zu verdanken war dieser rasche Wandel namentlich dem ungewohnt flexiblen Handeln der Behörden, welche innert kürzester Zeit die notwendigen Anpassungen an gesetzlichen Normen und Signalisationen vornahmen.
Wesentlich zur Überzeugung der breiten Bevölkerung trug bei, dass die Umstellung weltweit gleichzeitig und nach dem beispielhaften Vorbild Grossbritanniens erfolgte. Das professionelle Change-Management und die befürwortende Medienberichterstattung leisteten ihrerseits einen wichtigen Beitrag zum erfolgreichen Richtungswechsel.
«Links ist das bessere Rechts»
Nicht unerwähnt bleiben darf schliesslich die Rolle, welche Influencer und VIPs spielten, indem sie mit Slogans wie «Links ist das bessere Rechts» oder «Alles Gute kommt von Links» die moralische Unterstützung für den «überfälligen Systemwechsel» lieferten.
Unterstützung kam sogar von den Kirchen, welche sich ja immer schon gegen rechts engangiert hatten.
Trotz den gemeinsamen Anstrengungen von öffentlichen und privaten Partnern zeigten sich leider nicht alle Verkehrsteilnehmenden gleichermassen fähig oder willens, die neuen Verkehrsregeln von Beginn weg zu befolgen. Dank einem niederschwelligen digitalen Meldesystem («SwissSecuraApp») sowie dank dem beherzten Einschreiten der Ordnungskräfte gegenüber von Falschfahrern gelang es jedoch, die Lage jederzeit unter Kontrolle zu halten.
Als ernsthafte technische Schwierigkeit erwies sich hingegen zunächst die Umrüstung der Strassenfahrzeuge auf die rechtsseitige Lenkung: Aufgrund der weltweit stark erhöhten Nachfrage verhinderten Lieferengpässe eine ausreichende Verfügbarkeit der benötigten Fahrzeugmodelle. So musste denn im Rahmen einer Übergangsregelung das Mobilitätsverhalten zeitweise vollständig auf den Fuss- und Veloverkehr eingeschränkt werden. Schliesslich konnten aber innert kürzester Zeit selbstfahrende Fahrzeuge bereitgestellt werden, weshalb das selbstbediente Lenkrad heute definitiv der Vergangenheit angehört.
Schon verkündigen visionäre «Vorlenker», dass das «Links-Rechts-Schema» im Strassenverkehr – dank künstlicher Intelligenz – bald endgültig überwunden sein wird. Einzelne Politiker stellen deshalb bereits die neutralisierende Wirkung des Mittelstreifens in Frage und fordern mit Weitsicht und Vehemenz dessen Abschaffung.
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