Frontpolizistin in Begleitung

Nicht nur ihr Diensthund folgte Chantal Perrinjaquet –
sie verspürt auch die Präsenz verstorbener Seelen.

Diese zierliche Frau ist gut für Überraschungen. Chantal Perrinjaquet gehört zu der eigenwilligen Sorte von Menschen, die sich nicht so leicht in eine Schublade stecken lassen. Aufgewachsen ist die 40-jährige Aargauerin mitten im Grünen: Ihr Vater war selbständiger Gärtner und wurde von der Familie tatkräftig unterstützt. «Als ältestes von vier Kindern musste ich entsprechend anpacken, doch der grüne Daumen fehlt mir komplett.» Umso mehr nahm sie wahr, was andere nicht sehen konnten.
Nach ihrer Wahrnehmung wurde sie während der Kindheit stets von ihrem verstorbenen Grossvater begleitet: «Ihm vertraute ich alle meine Sorgen an.» Ein Geheimnis, das sie lange Zeit aus ihrem Bewusstsein verdrängte. Sie absolvierte später in Aarau die Wirtschaftsdiplomschule und bekam bald darauf ihren ersten Job als Sekretärin. «Als totales Landei kam ich in die mondäne Grosstadt Zürich. Ich fühlte mich als graues Mäuschen und im Büroberuf sehr unglücklich.»

Aktenordner gegen Uniform
Obwohl sie kurzzeitig nach Kanada ausreiste und für ein Unternehmen in Montréal als Übersetzerin hätte arbeiten können, lockte es sie wieder zurück nach Zürich, diesmal zur Polizei: «Ich bestand die Aufnahmeprüfung an die Polizeischule und schlagartig wurde mein Leben interessant. Mit Begeisterung wechselte ich Aktenordner und Computer gegen Uniform und einen täglich hohen Adrenalinpegel. Ich liebte unvorhersehbare Situationen, bei denen ich die Herausforderung meistern konnte, einen klaren Kopf zu behalten.»
Die Arbeit als Frontpolizistin war für sie genau richtig. Jetzt wünschte sie sich nur noch, einen Diensthund übernehmen zu dürfen. Tatsächlich konnte sie sich zur Hundeführerin ausbilden lassen: «Es hat mir total den Ärmel reingezogen.» Ihre besondere Begabung für den Umgang mit Hunden sprach sich bald herum.
«In dieser Zeit begann ich wieder eine Art von ‹Präsenz› hinter mir zu spüren, vor allem, wenn ich meditativ oder konzentriert war. Sollte ich mich diesen Wesen stellen, mit ihnen sprechen?» Nach ihrer Wahrnehmung konnte sie mit den Seelen Verstorbener in Kontakt treten – so wie früher mit ihrem Grossvater, der sich jetzt auch wieder bei ihr «meldete». Solche Wahrnehmungen wurden auch während dem Dienst zusehends stärker, was ihr Angst machte.

Im Dienst der geistigen Welt
«Bei Einsätzen kam es vor, dass ich schon vorher wusste, in welcher Lage ich ein Opfer vorfinden würde. Ich fragte mich, was da in und mit mir passiert, wollte es in den Griff bekommen, ohne meine Bodenhaftung zu verlieren.» Ein medialer Berater riet ihr, den Polizistenberuf aufzugeben: «Dieser Beruf macht dich kaputt.» Aber sie liebte ihn, samt allen Herausforderungen – auch das Gefühl, in dieser männergeprägten Welt als «kleine Exotin» zu gelten, die es verstand, brenzlige Situationen zusammen mit ihrem vierbeinigen «Helden» zu lösen. «Ich verstand es einfach, den Hund mit feinsten Zeichen bereits im Vorfeld auf alle unsichtbaren Tatsachen aufmerksam zu machen.»
Sie war gefordert, sich für oder gegen ihren Beruf zu entscheiden – und blieb. Gleichzeitig begann sie aber eine mehrjährige Ausbildung, um ihre medialen Fähigkeiten zu entwickeln und entspannter mit ihnen umzugehen. Aus persönlichen Gründen gab sie ihren Polizei-Beruf schliesslich doch auf, um sich nur noch der medialen Arbeit zu widmen.
Den Ausschlag dazu gab ihr eine zufällige Begegnung mit einem Mann in ihrem Dorf, der kurze Zeit später mit dem Motorrad tödlich verunfallte. Noch wusste sie nichts von seinem Tod, als er immer wieder als Geist zu ihr kam und sie dringlich um Hilfe bat, sie möge seiner Frau noch Ungesagtes von ihm mitteilen. «Dies bewirkte später so viel Klärung und Heilung bei dieser Frau, dass ich meine mediale Begabung fortan in den Dienst der Menschen stellen wollte.»
Nach einigen Jahren medialer Beratung und einer Ausbildung zum Business Coach unterstützt Chantal Perrinjaquet heute Geschäftsfrauen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und schreibt Romane. «Alles, was ich möchte, ist, meine Gaben zu teilen und ganz bewusst bei mir zu sein ... »
www.bewusst-bei-mir.ch

Der unter dem Pseudonym Chantal Bavaré erschienene Roman «Ein Schutzengel kommt selten allein» ist für Fr. 19.90 im Buchhandel erhältlich. Der zweite Band erscheint diesen Herbst. www.chantalbavare.ch