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«Gefüttert, gebadet und trockengelegt»

Propaganda-Glaube ist die Folge einer lieblosen Erziehung. Warum Demokratiefähigkeit, Friedensfähigkeit und Liebesfähigkeit eins sind – und wie das Kindern schon früh genommen wurde.

«Die Überschüttung des Kindes mit Zärtlichkeiten kann verderblich sein und muss auf die Dauer verweichlichen.» Foto: Michal Bar-Haim

Das Problem zu erkennen ist wichtiger, als die Lösung zu finden. Denn die genaue Darstellung führt fast automatisch zur richtigen Lösung.
Albert Einstein

Das tiefere Problem unserer Krisenzeit zu erkennen, ist gar nicht so einfach. Es prasselt eine solche Informationsflut von allen Seiten auf uns ein, dass wir kaum zum Luftholen oder gar zum Selberdenken kommen.

Das, was die vermeintlichen Ursachen der vielen Probleme unserer Zeit sind und was gut oder böse ist, übermitteln uns die Medien. Und die manipulierende Propaganda wirkt – denn wenn es der Bundeskanzler, die Aussenministerin und der «Kriegsminister» sagt, muss es richtig sein, da braucht man ja nicht mehr lange drüber nachzudenken. Putin ist der Böse. Die Hamas sind die Verbrecher. Gegen sie muss Krieg geführt werden – als gehorsamer Bürger macht man da mit.

Die von Generation zu Generation weitergegebene Art und Weise der Erziehung zu Leistung und Gehorsam, mit dem Bild der pyramidalen Hierarchie, steckt ganz tief nicht nur in unseren Köpfen, sondern auch in jeder einzelnen Zelle unseres Körpers.

Wenn mensch gehorsam die Anweisungen von «Oben» (Eltern, Lehrer, Chef, Vorgesetzte, Kanzler, General, Feldwebel, usw.) befolgt, dann hat er nur seine Pflicht getan und braucht keinerlei Verantwortung für das Getane zu übernehmen – oder?

Diese Art der Erziehung geht mit einer ziemlichen Lieblosigkeit einher. Die Erziehungsempfehlungen im Nationalsozialismus brachten es auf die Spitze: «Das Kind wird gefüttert, gebadet und trockengelegt, im Übrigen aber vollkommen in Ruhe gelassen. (…) Die Überschüttung des Kindes mit Zärtlichkeiten kann verderblich sein und muss auf die Dauer verweichlichen.» Ohne «vernünftigen» Grund sollte eine Mutter sich nicht mit ihrem Kind befassen… So steht es geschrieben in dem Buch «Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind» von Johanna Haarer, das sogar noch 1987 (!) in einer Neuauflage erschien.

Heute erscheinen mir diese Empfehlungen dermassen absurd, dass ich gar nicht glauben kann, dass Mütter sich tatsächlich danach richteten. Aber auch sie waren das Ergebnis ihrer Erziehung, und damit einfach «gehorsam». Dieses Erziehungsbuch wurde von «oben» propagiert, also wurde es (690.000 Exemplare) gekauft und die Empfehlungen befolgt.

Glücklicherweise leben wir heute nicht nur in einer Zeit der Krise, des Krieges und des Chaos, es ist auch die Zeit der Wende: Immer mehr Menschen erkennen, dass wir Verantwortung für uns und unsere Welt übernehmen müssen, weil wir Menschen es sind, die diese Welt, so wie sie jetzt ist, geschaffen haben. Wir sind ein Teil des Ganzen; wir sind Teil von Allem-was-Ist.

Professor Hans Joachim Maaz erklärt sehr gut die Hintergründe unserer traumatisierten Gesellschaft in seinem Vortrag, «Friedensfähigkeit & Kriegslust» (ab Minute 11:34), auf der 3. Friedenskonferenz vom 28. Oktober 2023. Für ihn ist Friedensfähigkeit gleich Liebesfähigkeit gleich Demokratiefähigkeit. Wer also Waffen für den Krieg liefert, der kann kein Demokrat sein, kann nicht in Liebe sein und kann nicht für Frieden sein. Das Problem des Krieges liege im Menschen, also in uns selbst.

Für die Lösung des Problems ist es zunächst wichtig, sich selbst zu erkennen: Wer bin ich wirklich? Was für Fähigkeiten habe ich? Was sind meine Talente? Wo sind meine Stärken? Wo sind meine Schwächen? Kann ich mein Geburts- und Erziehungstrauma ablegen? Bin ich tief im Herzen fried-fertig? Bin ich un-zu-frieden mit mir? Kann ich lieben und fühle mich geliebt? Kann ich mich selbst lieben?

Meine Friedensarbeit beginnt also bei mir selbst. Erst wenn ich mit mir in Frieden bin, kann ich ihn weitergeben, an meine Nächsten, meine Freunde, an meine Kinder und Kindeskinder. Ich schaffe friedvolle Kontakte und liebevolle Beziehungen zu meiner Mitwelt. Ich suche Gemeinschaft mit Gleichgesinnten, die, wie ich, den Grund-Satz haben: Ich bin bedingungslos für den Frieden! Wir sind eine Menschheitsfamilie!