Gentechnik-Gegner im Stasi-Knast

Michael Grolm, Schlossimker mit Bioland-Siegel, Feldbefreier und «Gendreck-Weg»-Begründer, taz Panterpreisträger und überhaupt ein moderner Öko-Rebell unserer Tage, wird drei Tage vor den Landtagswahlen in Thüringen die Justizvollzugsanstalt Goldlauter inspizieren. Das Gefängnis, noch von der Stasi gebaut, aber erst nach der Wende in Betrieb genommen, bietet u.a. einen Lehrgang «Garten- und Landschaftsbau» an (Bild). Ob dort Grolms Fachkunde etwa in der Disziplin Honigschleudern oder Fremdbestäubung in Anspruch genommen wird, bleibt abzuwarten. Bei seinem Besuch ab 27. August handelt es sich zunächst um eine Beugehaft. Denn Grolm (EU Subventionen 2008: 440,49 €) weigert sich, 1000 Euro Schadensersatz an die Agrargenossenschaft Altreetz (EU Subventionen 2008: 454,139.25 €) zu bezahlen, die ihm für seine Feldbefreiungsaktion im Juli 2007 aufgebrummt wurden. Die Thüringische Landeszeitung zitiert ihn mit den Worten: «Am Sonntag danach ist Wahl, und die Leute haben die Möglichkeit mitzubestimmen, wie eine zukunftsfähige Thüringer Landwirtschaft aussieht.» Die gegenwärtige Landesregierung setze ja auf Gentechnik.

Weitere 20 Tagessätze wegen Rädelsführerschaft und Sachbeschädigung bei der Aktion könnten Grolm einen weiteren Besuch in Goldlauter einbringen.

Der Gentechnikmais Mon 810, von dem Grolm seinerzeit bei der öffentlichen Aktion von «Gendreck weg» im Oderbruch einige Exemplare ausgerissen hat, ist mittlerweile zwar verboten, doch das kann die Mühlen der Justiz nicht aufhalten – und auch nicht Michael Grolm, der nun wohl bald zum «ersten Gefangnen der Bewegung» der Gentechnikgegner wird. Betreut wird er in Goldlauter von 139 Beamten und 2 Angestellten (für 332 Gefangene). Nebenamtlich stehen ihm zudem ein katholischer, ein evangelischer und ein russisch-orthodoxer Priester sowie ein Zahnarzt zur Verfügung.
Wir wünschen besinnliche Tage und weiterhin viel Erfolg allerwege.

Hier noch die Videodokumentation der erschröcklichen Tat und ihrer Umstände. Das Pferd kam dem Vernehmen nach straffrei davon, die Hubschrauber sicher wieder nach Hause. Bauer Piepreck bleibt weiterhin von Gentechnik überzeugt, auch im Naturschutzgebiet. 66 Personen wurden festgenommen und der von Monsanto gestellte Anwalt forderte, sie wegen «Bildung einer kriminellen Vereinigung» zu verfolgen, was allerdings unterblieb.

http://www.youtube.com/watch?v=ewQFkUUSpeM