«Gesichtserkennung in Schulen verbieten»

Eine wissenschaftliche Untersuchung warnt vor dem Einsatz von Gesichtserkennungs-Technologie in Ausbildungsstätten, um etwa Corona-Regeln zu kontrollieren. Denn rassistische Diskriminierung könnte zunehmen.

Gesichtserkennungs-Technologie ist rassistisch, fördert staatliche Überwachung, bestraft Nichtkonformität, dient der Geschäftemacherei mit User-Daten und hat in Schulen nichts verloren. Das ist das Ergebnis einer Studie der Gerald R. Ford School of Public Policy http://fordschool.umich.edu an der University of Michigan in den USA. Sie warnt Schulleiter, Lehrer und Eltern vor dem Einsatz in Bildungseinrichtungen, um etwa in Corona-Zeiten die Einhaltung von Abstandsregeln besser zu kontrollieren.

"Die Verwendung von Gesichtserkennungs-Technologie sollte in Schulen generell verboten werden. Sie hat keinen positiven Einfluss auf die Sicherheit, bringt aber eine ganze Reihe von gravierenden Problemen mit sich", fasst Studienleiterin Shobita Parthasarathy ihre Ergebnisse zusammen. Dazu gehöre vor allem eine Verschlimmerung rassistischer Diskriminierung und ein Zusammenbruch der Privatsphäre, aber auch eine Institutionalisierung staatlicher Überwachung sowie eine Verstärkung der Tendenz, andersdenkende und -aussehende Schüler auszuschließen.

"Wir haben uns gerade jetzt sehr genau mit Gesichtserkennungs-Technologie auseinandergesetzt, weil sie im Moment noch nicht sehr weitverbreitet ist und insbesondere bei schutzlosen Bevölkerungsgruppen großen Schaden anrichten kann", erklärt die Forscherin. Diejenigen Behörden und Lehrer, die angesichts der Corona-Pandemie ernsthaft überlegen würden, entsprechende Tools einzusetzen, sollten sich das noch einmal gründlich überlegen. "Wenn diese Technologie voreilig installiert wird, ohne ihre Auswirkungen richtig zu verstehen, ist das unethisch und sehr gefährlich", so Parthasarathy.

Ihre Studie "Kameras im Klassenzimmer" ist Teil eines größer angelegten interdisziplinären Forschungsprojekts, das die Sinnhaftigkeit und den Nutzen verschiedener moderner Technologien genauer unter die Lupe nehmen soll. Neben der Gesichtserkennung mittels Überwachungskameras geht es dabei beispielsweise auch um Metalldetektoren oder biometrische Identifizierungsmethoden. (pte)

Die Studie "Cameras in the Classroom" (PDF) ist online verfügbar

18. August 2020
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