Wenn ich Geschichten von Kriegsenkeln höre – wenn ich mich erinnere, wie gross auch in unserer Familie die Tabu- und Schweigezonen waren – dann denke ich an die Kinder und Kindeskinder der heutigen Kriege – und was noch auf sie zukommen wird, auch wenn sie diese Zeit überleben.
Julia Höfler treffe ich auf dem wunderbaren Rilke-Pfingstsymposium in der Gea-Akademie in Österreich und geniesse ihre Rezitationskunst von Rilke-Gedichten. Dass sie auch noch ganz andere Bereiche hat, in denen sie wirkt - sich persönlichen, familiären und kollektiven Erinnerungen und Gefühlen aussetzt - und heilt... das erfahre ich erst nach und nach.
Ihre Mutter kam nach ihrer Geburt in die Psychiatrie – warum?
Mit 14 verlor sie ihre Stimme – und brauchte Jahre, um sie wieder zu finden – warum?
Hängt das Drama ihrer Familie vielleicht mit ihrem Grossvater zusammen – und den Reichtum, den er der Familie einbrachte? Durch seine Erfindung der Kunststoffhandgranaten verdiente sie an jeder Explosion mit.
Die Österreicherin Julia Höfler wurde Schauspielerin, Tänzerin, Sängerin – und fand darin die Mittel, ihre Geschichte und ihr Trauma als Kriegsenkelin aufzuarbeiten. Sie hilft mit ihrem Workshop «Trau´ma uns» auch anderen dabei.