Hört endlich auf!

Es gibt keine Rechtfertigung für das Töten von Menschen. Es gibt nicht nur Schwarz und kein Weiss. Es gibt keinen Alleinschuldigen in einem Krieg.

Übernehmt diese Verantwortung und und hört endlich auf! Foto: Joshua Hoehne

Aber es gibt Menschen, die jede Menschlichkeit verloren haben. Menschen, die Leben zerstören. Menschen, die Feindbilder konstruieren. Menschen, die nach Profit und Macht streben und dabei über Leichen gehen. Menschen, die nur sich selbst sehen, sich nicht in andere hineinversetzten können.

Der Mensch kann beides. Er kann unendlich grausam und unendlich gut sein. Gegenwärtig ist er unendlich grausam. Er scheint von einer Rohheit und Destruktivität durchdrungen. Scheint, alle Humanität, allen Anstand verloren zu haben. Das Leid anderer Menschen sieht er nicht mehr. 

Anständigkeit, Nächstenliebe, Ethik sind Fremdworte geworden. Der Mensch ist verwirrt, hat Halt und Richtung verloren. Gedankenlos und unselbstständig folgt er der beeinflussten, der modellierten Masse. Innerlich zerrissen stolper er in jede Falle, die ihm gestellt wird, greift nach jedem Strohhalm, ist er nach so dünn und brüchig.

Menschen werden eingeteilt, klassifiziert, verurteilt und diffamiert. Mensch ist nicht mehr gleich Mensch. Er ist Feind, Schuldiger, Terrorist, Gegner, Untermensch oder Ratte. Hass wird geschürt. Geschichte wird instrumentalisiert um die Missachtung der Menschenrechte zu rechtfertigen. Opfer werden zu Tätern gemacht.

Der Mensch will über andere herrschen, will reicher sein, mächtiger als sein Gegenüber und führt deshalb Krieg. 

Ist das im Menschen angelegt? Ist das Teil seiner Natur? Strebt er immer danach, andere zu beherrschen und auszubeuten? Kriege gab es doch schon immer. 

Ich sage: Nein. Krieg ist nicht normal, nicht selbstverständlich noch entsteht er zwangsläufig. Krieg wird gemacht und gewollt. Von Menschen. Die Kultur, die den Menschen umgibt, in der er lebt, ist entscheidend. 

Beruht sie allein auf wirtschaftlichen Werten wie Konkurrenz, Profitmaximierung und Egoismus, dann schwindet das Menschliche im Menschen. Dann wird er zur Bestie, die andere Menschen tötet, um sich selbst zu bereichern.

Dabei wird er jedoch lediglich materiell reicher. Als Mensch wird er ärmer, da er alles Menschliche, alle Kunst und Kultur seinem rein wirtschaftlichen Streben unterordnet. Er vergisst, dass er ein Mensch ist. Statt das Leben zu schützen und zu erhalten, zerstört er es. 

Das ist die Kultur in der wir gerade leben. Es ist eine arme Kultur.

Wir haben hier auf dieser Erde die vielleicht einzigartige Möglichkeit, überhaupt zu leben. Wir wissen nicht, ob es woanders im uns umgebenden Universum anderes Leben gibt. Und was machen wir? Wir vernichten dieses Leben. Durch Krieg, Profitgier und Machtstreben.

Die Welt ist gedankenlos geworden. Nach der globalen Angstpsychose der Corona-Zeit können wir scheinbar nicht wieder zur alten Normalität zurückkehren. Wir brauchen einen Neuanfang.

Doch muss dieser nicht durch Krieg und Zerstörung erfolgen. Wir müssen uns nicht die Köpfe einschlagen, nur weil der alte Kapitalismus nicht mehr funktioniert. Nein. Vielmehr muss die Frage danach, wie wir leben wollen, neu beantwortet werden. Die alten Werte sind hinfällig geworden. Wir brauchen neue.

Das bedeutet jedoch nicht, dass wir einer Ideologie folgen oder die Verantwortung an einen totalitären Staat abgeben sollten. Nein, wenn wir Menschen bleiben wollen, so schrieb einst Karl Popper, dann gibt es nur einen Weg, den Weg in die offene Gesellschaft. Wir müssen ins Unbekannte, ins Ungewisse und ins Unsichere weiter schreiten. 

Dabei hilft uns unser schöpferisches Potential. Denn genauso unerschöpflich, wie die Macht- und Profitgier und die Zerstörungswut des Menschen, ist sein schaffendes, sein kreatives Potential.

Wir können eine neue Kultur aufbauen. Eine Kultur, in der das Leben wieder einen Wert an sich hat und geschützt wird. In der der Mensch sich selbst positiv sieht. Nicht als Zerstörer, sondern als Bewahrer der Natur. In der er versucht, das Leben auf seinen höchsten Wert zu bringen. In der jeder Einzelne, statt egoistisch in seiner Bequemlichkeit dahinzuleben, an sich selbst arbeitet. 

In der jeder Einzelne seine überpersönliche Verantwortung wahrnimmt, indem er etwas für andere Menschen, für anderes Leben macht. Das ist Ethik - die Übernahme der Verantwortung gegen alles was lebt. 

Damit wäre der Krieg hinfällig. Ich appelliere an die Regierungen und die finanziell Mächtigen dieser Welt: Übernehmt diese Verantwortung und und hört endlich auf!


Weiterführende Literatur:

Karl Popper: «Die offene Gesellschaft und ihre Feinde»

Albert Schweitzer: «Kultur und Ethik

Tom Reimer: «Schaffen wir eine Neue Kultur - Weil Menschsein mehr ist als Ökonomie»