Am 11. März 2011 stand der Reisefachmann Thomas Köhler vor dem Aus. Erdbeben, Tsunami, AKW-Katastrophe bewogen seine Kunden, ihre Reise nach Japan abzusagen. «Eine Annullierung nach der anderen musste ich bearbeiten. Mir war klar, dass ich meine Arbeit verlieren würde», erinnert sich der Japan-Experte.
Doch nach der Kündigung zuhause rumzusitzen kam für den Hobby-Marathonläufer nicht in Frage. Nach drei Monaten Vorbereitungszeit flog er nach Hokkaido, um Japan zu Fuss zu durchqueren. Die Vorstellung mancher Europäer, das Land sei nun für alle Zeiten unbegehbar, wollte Köhler nicht auf den Inseln sitzen lassen.

Jeden Tag, egal wie müde oder wie schlecht die Internet-Verbindung war, bloggte er. Als ein japanischer Journalist darauf aufmerksam wurde, war es vorbei mit der Ruhe. Überall im Land musste der Winterthurer Interviews geben und wurde von Einheimischen mit Schweizerfähnli begrüsst. Für die Menschen dort wurde er zu einem Symbol für Normalität. «Von der Reserviertheit, die dem Volk nachgesagt wird, spürte ich nicht das Geringste», sagt Köhler rückblickend. Nicht selten wurde ihm auf seiner Wanderung ein Schluck Reiswein angeboten oder gar ein Bett zum Schlafen. «Negativ: nichts», schrieb er jeden Abend in seinem Blog. Für seine Marsch-Aktion wurde Köhler jetzt mit einem Talisman aus der Präfektur Fukushima geehrt, einem Okiagari-Koboshi, dem traditionellen, japanischen Stehaufmännchen.  

Der Dokumentarfilm «negativ: nichts» feiert im September in Zürich und Tokio Premiere.
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