Kinofilm über japanische Delphinjagd zeigt weiter Wirkung

Japan sucht Ausstieg ohne Gesichtsverlust

Die Behörden des japanischen Fischerdorfes Taiji haben erstmals Haarproben von Bewohnern genommen, welche sie auf Quecksilberbelastung infolge Verzehrs von Delphinfleisch untersuchen. Die Organisationen OceanCare, Pro Wildlife und WDCS sind offizielle Partner des Kinofilms DIE BUCHT über die japanische Delphintreibjagd und haben nur eine Erklärung für die neuesten Vorgänge in Taiji: Die Behörden wollen offenbar darauf hinarbeiten, dass ihnen der Gesundheitsaspekt einen Grund liefert, die Delphinjagd zu beenden – denn Delphine sind hochgradig mit dem Schwermetall kontaminiert. Egal aus welchem Grund: Hauptsache, Japan beendet diese Massaker. Taiji steht durch den aktuellen Dokumentarfilm wegen seiner grausamen Delphintötungen international am Pranger.


Seit in diesem Sommer der Dokumentarfilm DIE BUCHT (THE COVE) in US-Kinos und in Australien anlief und die blutige Delphinjagd in der Bucht des japanischen Fischerdorfes Taiji enthüllte, sind die Fischer dort unter Druck: „Der Film zeigt nicht nur, wie grausam die Jagd ist, sondern auch, wie der Fang lebender Tiere für Delphinarien in aller Welt die Massaker an tausenden Delphinen mitfinanziert“, berichtet Nicolas Entrup, Geschäftsführer der Wal- und Delphinschutzorganisation WDCS. Dr. Sandra Altherr von Pro Wildlife ergänzt: „Die Haarprobentests sind ein ermutigendes Signal aus Taiji und eine weitere Wirkung des Films. Seit Beginn der Jagdsaison Anfang September wurden zwar erneut lebende Delphine für Vergnügungsparks eingefangen, die nicht ausgewählten Tiere jedoch erstmals wieder freigelassen.“ Die Organisationen wollen jedoch den Druck auf Japan aufrechterhalten: „Kleinwale sterben weiterhin in Taiji – und auch für Delphine ist die Gefahr erst vorbei, wenn die Regierung die Fangquoten offiziell zurücknimmt“, betont Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare.


Sondermüll: Quecksilber in Delphinfleisch bis zu 5‘000fach höher als zulässig

Pro Wildlife und OceanCare veröffentlichten auf der Walfangtagung im Juni einen Bericht über die Giftstoffbelastung in Walen und Delphinen („Toxic Menu“). Der Bericht macht deutlich, wie verantwortungslos die Regierung in Japan handelt, wenn sie weiterhin Jahr für Jahr Fangquoten für Wale und Delphine freigibt und das Fleisch an Schul- und Krankenhauskantinen verteilen lässt. „Delphinfleisch aus Taiji enthält bis zu 2‘000 µg Quecksilber, der japanische Grenzwert von 0,4 µg wird damit um bis das 5‘000fache überschritten,“ so Altherr. Die japanische Bevölkerung war darüber bislang kaum informiert: „Einer Umfrage zufolge wissen über 90 Prozent der Japaner nichts oder nur wenig über die hohen Quecksilberwerte in Delphinfleisch“, betont Lüber. Dabei erkrankten in den 1950er Jahren in der japanischen Stadt Minamata über 10‘000 Menschen aufgrund einer industriellen Quecksilbervergiftung, 3‘000 Menschen starben daran. Gerade wegen dieser Katastrophe ist die mangelhafte Aufklärung der japanischen Behörden über die Quecksilberwerte in Delphinfleisch unverantwortlich. Der Film DIE BUCHT könnte nun eine Wende bringen: Er wird am 21. Oktober auf dem Filmfestival in Tokio zu sehen sein. Dann wird auch die japanische Öffentlichkeit sensibilisiert werden. Die Haarprobentests in Taiji sind vor diesem Hintergrund doppelt bedeutsam.
 

Die traurige Rolle der Delphinarien
„Solange Delphinarien weltweit für einen lebenden Delphin aus Taiji zwischen 15‘000 und 150‘000 US Dollar zahlen, besteht für die Fischer ein enormer Anreiz, an der Delphinjagd festzuhalten“, betont Entrup. So haben in jüngster Zeit z.B. Delphinarien in Ferienorten der Türkei 10 Tümmler aus Taiji gekauft, für einen Gesamtpreis von 280‘000 US Dollar. Deshalb lautet der Appell der drei Organisationen deutlich: „Besuchen Sie keine Delphinarien! Dort können Delphine nicht artgerecht gehalten werden – und viele der wild gefangenen „Showstars“ sind durch den grausamen Fang traumatisiert.“

In der Schweiz kommt DIE BUCHT am 14. Januar 2010 in die Kinos, in Deutschland am 22. Oktober 2009 und in Österreich am 20. November 2009.
Weitere Informationen: www.delphine.org
20. Oktober 2009
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