Martha mischt Meiringen auf
Naive Kunst: Ihr hat sich Martha Kołodziej verschrieben – als Malerin und Galeristin. Die gebürtige Polin lebt seit einigen Jahren in Meiringen, und da richtet sie ihre zweite internationale Kunstausstellung aus.
Meiringen soll für vier Herbstwochen zur «Hauptstadt der Kunst» werden, sagt Marta Kołodziej. Meiringen: Oberhasli, also Berner Oberland, knapp 5000 Einwohner, Talort von Brünig- und Sustenpass, unweit der Aareschlucht und der Reichenbachfälle (Sherlock Holmes’ «Letzter Fall» lässt grüssen), vermeintlich Heimat der Meringue aus Zucker und Eischnee. Und jetzt internationaler Kunstort? Warum nicht, sagt sich die polnische Künstlerin. Sie hat immer wieder Frankreich bereist, für sie «die Wiege der Kunst», hat da eine Familie gegründet, und vor zehn Jahren ist sie ausgewandert – nicht ins Kunstzentrum Paris, in die Normandie. Sie bezeichnet sich als Globetrotterin (in ihrem Haus steht ein neckischer, nachgebauter Autobus), ist stets bereit für neue Abenteuer. Alle paar Jahre ist Marta Kołodziej weitergezogen, sie wird dies vermutlich wieder tun.
Vorerst aber, seit zwei Jahren, lebt und malt sie mitten im Dorf. Das verlassene Hotel Anderegg hat es ihr angetan. Hier hat sie vor einem Jahr internationale Künstler in einer Ausstellung versammelt (und sie neckisch «Globetrotter Art» genannt), hier richtet sie Mitte September die zweite Auflage aus mit gut zwei Dutzend Künstlern. Sie hat in Polen Ausstellungen mitorganisiert, etwa das «Art Naif Festival» im schlesischen Kattowitz.
Ein Museum für naive Kunst
Ihre beiden erwachsenen Töchter helfen ihr «bei der Malerei und der Realisierung verrückter und ehrgeiziger künstlerischer Herausforderungen», sagt sie. Seit sie Kind ist, malt sie. Inspirieren lässt sie sich durch Kultur und Kunstströmungen der Länder, in den sie lebt: slawische, französische und jetzt alpine. So haben Motive aus dem Meiringer Brauchtum den Weg in ihre Malerei gefunden, die sich zwischen naiver und fantastischer Kunst ansiedeln lässt: lebendige Farben, pralle Gestalten, surreale Konstellationen. «Mithilfe meiner Werke erzähle ich gern Geschichten. Ich erschaffe auf den Leinwänden Mini-Erzählungen, die jeder auf seine eigene Weise interpretieren kann.»
Martha Kołodziej hat einmal gesagt: «Wenn ich noch von etwas träumen könnte, dann von einem eigenen Museum, einem Museum der naiven Kunst.» Dann wurde sie zu einer Reise in die Schweiz eingeladen – und entdeckte in Meiringen das über hundertjährige ehemalige Hotel. In ihrer Ausstellung sollen die Besucher eine weite Reise unternehmen können, «auf der ihren Augen und Herzen der Weg in eine kunterbunte Welt der Leinwände mit feinfühlig gewählten Farben und sinnbildlich wie traumartig dargestellten Figuren geöffnet wird».
Globetrotter Art, 16.9. – 15.10 2017
Naive Kunst: Odile Bron, Gilou Esteve Delprat, Marie Vergne (Frankreich), Rosana de Paula-Cessac (Brasilien), Jean Pierre Lorand (Belgien),Ada Breedveld (Holland), Iwona Lifsches (Dänemark), Victoria Ruiz de Cortazar (Spanien), Stefan Kołodziej (Polen), Noemi Eshet (Israel), Minna Lehväslaiho (Finnland), Natasha Villone (Slowenien); Grotesker Realismus: Evgenia Sare (Russland), Jean Deletre (Frankreich), Hanna Chroboczek (Polen); Art Narratif: Corinne Delhaye, Mr et Mme Gorgô, Olivier de Rivaz (Frankreich), Grzegorz Chudy (Polen), JCMI (Mexiko); Traumartiges: Marguerite Bordet, Jean Rouge, Mr Ruch (Frankreich)
Ausstellung im Hotel Anderegg, Hauptstrasse 4, Meiringen; geöffnet Mo–So, 14–19 Uhr
www.globetrotterart.com
www.marthakolodziej.com
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