Mit Rettungsschirm auf der Titanic

Ich mag das Wort «Rettungsschirm» nicht mehr hören! Als ob uns ein Schirm je vor irgendwas gerettet hätte, ausser vor Regen! Ganz abgesehen davon, dass auf der Titanic ein Schirm nicht von grossem Nutzen ist. Da wäre ein Rettungsring schon nützlicher. Er würde uns mindestens die Illusion lassen, nicht umzukommen. Dass wir im kalten Wasser dann nicht ertrinken, sondern erfrieren werden, diese Erkenntnis kommt noch früh genug.

Die PR-Manager der Finanzoligarchie haben den Rettungsring zu Recht nicht zu ihrem Maskottchen erhoben. Man stelle sich nur die Karikaturen vor: der EU-Rettungsring mit Haien, der Rettungsring im abstürzenden Flugzeug (anstatt eines Fallschirms), Rettungsring mit Pfütze – ein Kommunikationsdesaster wäre das gewesen.

Der «Rettungsschirm» dagegen ist ein überzeugendes Bild. Niemand kommt auf die Idee, dass es sich beim Rettungsschirm nur um ein Versprechen handelt, ihn im Notfall aufzuspannen. Dass er gar nicht existiert, die beteiligten Nationen ihre Zusage noch zurücknehmen können und was für Wetter dannzumal überhaupt herrschen wird – das interessiert niemanden.

Aber für etwas ist der Rettungsschirm jetzt schon gut: die Politiker müssen nicht im Regen stehen. Allein schon deswegen mag ich das Wort nicht mehr hören.
26. November 2010
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