«Musik in Freiheit» – die Pläne werden konkret

Schon der Name der Musiker-Initiative «Musik in Freiheit» ist ein Signal, eine Botschaft: Musik ist ein Medium der Freiheit. Sie öffnet den Horizont und lädt zum Dialog ein.

Im August 2021 gab der Kölner Saxofonist Roger Hanschel den ersten Impuls zur Gründung eines deutschlandweiten Musiker-Netzwerks. Er traf sich mit mir, Gedanken konkretisierten sich, und sehr rasch kamen etwa 750 professionelle Musikerinnen und Musiker aus allen Bereichen des Musiklebens hinzu: Orchestermusiker, Dirigenten, Musiker aus der freien Szene, Musikpädagogen und andere. Ein Manifest wurde formuliert und fand fast 3000 Unterstützer.

Ausgangspunkt war die durch die Coronasituation erst eingeschränkte und auch jetzt immer noch geschwächte kulturelle Lage. Die Auftrittsmöglichkeiten reduzierten sich für viele Musiker dramatisch, die verordneten Impfregelungen taten ihr Übriges dazu. Ausserdem sahen sich einige in die unangemessene Rolle gedrängt, den Impfstatus ihres Publikums überprüfen zu müssen.

Viele Musiker fühlten sich isoliert und wirtschaftlich in die Enge getrieben. Jungen Musikern, die bereit waren, ins Berufsleben einzusteigen, wurde die Perspektive genommen. Insgesamt hat die kulturelle Szene grosse Einbussen erlebt, die bis heute ihre Auswirkungen zeigen.

Viele Veranstalter können nur noch ein reduziertes Angebot realisieren, die Gagen werden teilweise halbiert, das Publikum ist zurückhaltend, ja vorsichtig geworden oder bleibt sogar ganz aus.

Umso wichtiger ist es, das Musikleben mit neuen Impulsen zu beleben und die Bedeutung der Musik und der Kultur für den Menschen mehr ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Dies macht sich das Netzwerk «Musik in Freiheit» zur Aufgabe. Gleichgesinnte, freiheitlich orientierte Musikerinnen und Musiker vernetzen sich, suchen Kontakt zu entsprechenden Veranstaltern und werden selbstständig initiativ mit kreativen Ideen. Die Öffentlichkeit wird angesprochen und aufgeklärt über Missstände in der Musikkultur und der Kulturpolitik.

Das Netzwerk traf sich live zum ersten Mal vom 2. bis 4. September 2022 zu einem internen Festival, das gleichzeitig eine Ideenschmiede war. Es wurde viel musiziert und debattiert, man lernte sich besser kennen, und alle berichteten, dass es eine überwältigende Energie war, sich mit über 80 Kolleginnen und Kollegen in so grosser Übereinstimmung zu befinden – sowohl persönlich als auch musikalisch über alle Genre-Grenzen hinweg.

In Zukunft sollen gemeinsame Konzerte geplant und langfristige Konzepte entwickelt werden, lokale Vernetzungen  sowie die Zusammenarbeit mit ausgewählten Veranstaltern entstehen. Auch könnten spezielle Musik-Projekte des Netzwerkes «Musik in Freiheit» ins Leben gerufen werden.

Wer als Musikerin oder Musiker Mitglied im Netzwerk werden möchte, kann sich auf der Webseite registrieren und findet dort auch Kontaktmöglichkeiten. Alle kommenden Aktivitäten werden dort sukzessive bekannt gemacht.

Netzwerk Musik in Freiheit

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Markus Stockhausen (*1957), Trompeter und Komponist, ist bekannt als vielseitiger Grenzgänger. 25 Jahre lang konzertierte er mit seinem Vater, dem Komponisten Karlheinz Stockhausen, der viele Werke für ihn schrieb. Als Trompeter konzertiert er international und komponierte u.a. für die zwölf Cellisten der Berliner Philharmoniker, die London Sinfonietta, das Metropole Orkest, die Hamburger Symphoniker u.a.
2005 wurde er mit dem WDR-Jazzpreis als bester Improvisator ausgezeichnet, 2017 mit der «Silbernen Stimmgabel» und dem JTI Jazz Award, 2018 bekam er den Echo Jazz Preis, 2021 den Deutschen Jazzpreis als bester Blechbläser. Er gibt Seminare zum Thema «Intuitive Musik» und seit vielen Jahren «Singen und Stille – Wenn die Seele singt». Sein Interesse gilt der «Transformation durch Klang». Über 90 CD-Veröffentlichungen.
www.markusstockhausen.de