Ein italienischer Bürgermeister verbietet «Boshaftigkeit»
Jede Äusserung von «Boshaftigkeit, Groll oder Wut» ist im öffentlichen Raum des italienischen Städtchens Luzzara in der Emilia Romana verboten. Zuwiderhandelnde dürfen zur Strafe Bücher lesen, Filme anschauen oder Kunstwerke betrachten.
Erlassen hat das einmalige Verbot der 42-jährige Bürgermeister Andrea Costa vom sozialdemokratischen Partito Democratico.
Costa stellte fest, dass «im Umgang miteinander alle Dämme gebrochen sind.» Während die meisten Menschen noch vor einiger Zeit eine innere Schranke gehabt hätten, die nicht übertreten wurde, dresche man heute einfach verbal auf die Mitmenschen ein, sagte Costa in einem Interview mit der Wiener Zeitung.
Angeregt zum Verbot wurde er durch die Neujahrsansprache des italienischen Staatspräsidenten Sergio Matarella über die trennende Kraft der Angst – und eigenes Fehlverhalten. Unter anderem hatte er auf Twitter Innenminister und Lega-Chef Matteo Salvini als «Clown» und als «gefährlichen Idioten» bezeichnet. Dies hätte ihm gezeigt: «Wenn schon so jemand wie ich sich anstecken lässt, wie muss es anderen ergehen?»
Politik ist nach Ansicht von Andrea Costa dazu da, Ideale hochzuhalten. «Es geht nicht nur darum, Löcher im Asphalt zu stopfen und die Strassenbeleuchtung instand zu halten, sondern auch den zivilen und moralischen Niedergang aufzuhalten.» Dies sei eine kollektive Verantwortung. «Nicht der Bürgermeister, sondern die Gemeinschaft ist aufgerufen, sich der Verrohung entgegenzustellen.»
Dazu sollen auch die «Strafen» beitragen – Bücher und Filme, die Werte wie Toleranz, Solidarität, Beharrlichkeit und Mitmenschlichkeit vermitteln. Auch die Betrachtung ausgewählter Kunstwerke gehört dazu. Andrea Costa: «Wer die Schönheit in sein Leben lässt, für den ist es schwieriger, ein boshafter Mensch zu sein.»
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