Geständnis
Einen guten Cappuccino draussen in einem Café: Das ist immer gut. Erst recht, wenn sich eine hübsche Frau an den Nebentisch setzt und offensichtlich den gleichen Geschmack hat. Kolumne.
Das ist geschehen: Letzen Dienstag war ich in der Stadt, hatte Lust auf einen Kaffee, und so ging ich in eines. Ich sass draussen, wie das heute so üblich ist. Natürlich war es kalt, aber dann ist etwas Heisses passiert: Eine Frau setzte sich an den Nachbartisch und bestellte auch, wie vorher ich, einen Cappuccino. Das fand ich schon verrückt, dass die jetzt genau das gleiche bestellt wie ich!
Man kann schon sagen, das ist Zufall, aber irgendwie war es für mich schon ein Zeichen. Es zeigte mir, dass wir denselben Geschmack haben müssen. Aber nicht nur der Cappuccino, und jetzt kommt das Verrückteste: Auch sie entsprach völlig meinem Geschmack! Ich kann normalerweise super atmen, aber jetzt hatte ich plötzlich Mühe, sogar ohne Maske! Er stockte mir! Der Atmen.
Ihre Augen waren so kreditwürdig und die Haare so mit einem Schlungg nach hinten gekämmt, einfach wie Gold. Der Oberkörper fein rund, wie geformt aus Marzipan, schlichtweg unglaublich. Es war einfach alles dran, was zu einer Frau gehört! Sie trug blaue Schuhe, Leggins mit so einem Muster drauf. Ich denke, es waren irgendwelche Tiere auf die Leggins gedruckt, vielleicht kleine Mäuse, die an Käse nagen oder so was. Ich habe es bis zum Schluss nicht herausgefunden, was es war. Am liebsten hätte ich sie gefragt. Aber ich traute mich natürlich nicht. Dann hatte sie auch noch so eine weisse – wahrscheinlich sehr warme – Plüschjacke und eine Sonnenbrille an. Kurz: Sie war einfach mega cool!
Natürlich würde ich nie im Leben eine fremde Frau einfach so minutenlang anstarren. Ich bin nämlich von Natur aus sehr scheu und zuvorkommend. Deshalb sah ich ja auch ab und zu auf mein Handy. Und crazy: Auch sie sah jetzt plötzlich auf das Handy, was mir zeigte, dass wir auch dieselben Interessen haben müssen.
Nach einer Weile stand ich dann auf und ging mit möglichst lässigem Gang ins Café rein und holte mir eine Tageszeitung. Aber wie Sie sich vorstellen können, konnte ich mich überhaupt nicht auf den Inhalt der Zeitung konzentrieren. Ich versuchte, immer unauffällig über den Zeitungsrand zu schielen, und sobald ich vermutete, dass sie sich beobachtet fühlte, tauchte ich wieder in die Zeitung ab. Das ging mega gut so! Ganz ehrlich.
Ich habe mir auch überlegt, wie es mit ihr wäre und was sie an mir hätte, auch im Garten. Ich meine damit, was ich für sie tun könnte, wenn sie dann möchte, dass ich etwas für sie tue. Und ob wir auf dem Ofen sitzen würden. Doch plötzlich, wie angeschossen, wurde es mir wegen der grossen Aufregung speiübel! Ich rannte aufs WC und musste den Cappuccino wie eine Welle rauslassen. Ja, ich gestehe: So war das am letzten Dienstag.
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