Daten sind das neue Öl
Einfach ein Online-Formular ausfüllen und ein paar Tage später liegt das Gratismuster im Briefkasten. Wer jetzt denkt, beschenkt worden zu sein, der irrt sich. Anstatt mit Geld, hat man mit persönlichen Daten bezahlt; ein äusserst lukratives Geschäft für Unternehmen.
Alle wollen unsere Daten. Kauft man in der Migros ein und lässt an der Kasse die Cumulus-Karte scannen, werden unweigerlich Daten zu unserem Kaufverhalten gespeichert und ausgewertet. Suchen wir im Netz nach Produkten, spielt uns der Algorithmus beim nächsten Wellenreiten ähnliche Angebote aus. Daten werden gesammelt, überall dort, wo wir digitale Spuren hinterlassen.
Tech-Giganten erhalten durch die gesammelten Daten mehr Macht und Einfluss und erkennen Zusammenhänge, die uns selbst verborgen bleiben. Dafür müssen sie nichts Weiteres tun, als uns zu ermuntern, online persönliche Informationen preiszugeben. Meist gekoppelt an Produkte oder Dienstleistungen, die für uns gratis, respektive ohne monetären Ausgleich zur Verfügung stehen. Unsere Daten stellen wir den Unternehmen also freiwillig zur Verfügung.
Die Metapher «Daten sind das neue Öl» kommt also nicht von ungefähr. Erstmalig wurde der Begriff 2017 im «Economist» publiziert mit dem Titel «The world’s most valuable resource is no longer oil, but data» (die wertvollste Ressource der Welt ist nicht mehr Öl, sondern Daten).
Wir sind also die Produzenten der Daten und folglich das eigentliche Produkt. Oder wie es der Amerikaner treffend sagt: «There ain't no such thing as a free lunch» (es gibt kein kostenloses Mittagessen). Ohne unsere Daten wären die Geschäftsmodelle von Amazon, Apple, Facebook und Microsoft nicht existent. Auch wenn viele ihrer Dienstleistungen vermeintlich kostenlos sind, zahlen wir als Benutzer mit der Eingabe unserer Daten.
Dazu kommt, dass Technologieriesen von Netzwerkeffekten profitieren: Je mehr Nutzer bei Plattformen wie Facebook oder Amazon registriert sind, desto attraktiver wird die Anmeldung für andere. Die Daten werden von den Unternehmen genutzt, um ihre Produkte zu verbessern, was noch mehr Benutzer anzieht und noch mehr Daten generiert. Ein Kreislaus, der sich nicht mehr stoppen lässt und mittlerweile zu immensen Datenpools geführt hat. Allein die vielen Produkte-Rezensionen bei Amazon sind goldwert.
Die Erfassungs- und Überwachungssysteme der Giganten umspannen die gesamte Wirtschaft: Google kann sehen, wonach Menschen suchen, Facebook, was sie teilen, Amazon, was sie kaufen. Sie haben einen Blick aus der «Gottesperspektive» auf die Aktivitäten in ihren eigenen Märkten und darüber hinaus. Sie können sehen, wann ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung an Bedeutung gewinnt, und können es kopieren oder einfach den Emporkömmling kaufen, bevor er zur Bedrohung wird. Daten sind ein wertvoller Besitz eines jeden Unternehmens und sind Bestandteil der vierte Industriellen Revolution.
Daten sind also buchstäblich das neue Öl. Ein Vergleich, der deshalb so passend ist, weil auch der Rohstoff Öl zuerst raffiniert werden muss, um einen Nutzen zu generieren. Genauso verhält es sich mit den Daten: Nur wer sie strukturiert, und in einen Kontext setzt, kann aus «Big Data» sogenannte «Smart Data» gewinnen. Eine weitere Analogie: Ein Datenleck so wie ein Leck in der Öl-Pipeline haben verheerende Folgen.
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