Gottes Himmelshoheit
Der Himmel ist dort wirksam, wo die Hoffnung lebt, dass Leiden, Schmerz, Krieg, Streit, Zwist, Hass, Unglauben, Verzweiflung überwunden werden. Dort, wo Menschen aufstehen und weitermachen. Der Himmel ist, wo sich Menschen die Hand geben. Kolumne.
Es wird momentan viel über Hoheiten gestritten. Über die Lufthoheit, im stahlbewaffnet-blutigen Krieg. Über die Deutungshoheit, im wortbewaffnet-medialen «Krieg». Über die Körperhoheit, in der Impfspritzen-bewehrten Gesundheitspolitik. Leider haben sich in diesen Auseinandersetzungen die gegenüberstehenden Parteien häufig in ihren Gräben verschanzt. Ein Dialog wird vielerorts verunmöglicht – meist mehr von der einen als von der anderen Seite – und ist nicht mehr angestrebt. Umso wichtiger ist, solche Konfliktlinien wenigstens zwischendurch zu überbrücken, ja zu transzendieren. Auch wenn gewisse Konfliktlinien menschlich-irdisch nicht auflösbar sind, so können sie vielleicht aushaltbar werden, indem deren Folgen erträglicher gemacht werden.
Die absolute Erträglichkeit aber, die absolute Überwindung von Gegensätzen, sie ist nicht für diese Welt vorgesehen, sondern für eine andere Welt. Dies ist für mich die Hauptbotschaft des Glaubens. Jesus Christus, dessen Geburts-Erinnerung bald wieder kollektiv gefeiert wird, hat sie den Menschen überbracht. «Erfüllt ist die Zeit, und nahe gekommen ist das Reich Gottes.» sagt Jesus im Markus-Evangelium.
Er sagte uns: Keine Hoheit den Menschen, alle Hoheit dem einzigen Gott im Himmel. Denn Gott hat die Lufthoheit. Gott hat die Deutungshoheit. Gott hat die Körperhoheit. Ja, Gott hat alle Hoheiten, die Machtmenschen auch für sich – oder gegen andere... – beanspruchen. Gott hat und umfasst sie alle zusammen, und er hat gar mehr noch: Gott hat die Himmelshoheit! Er gebietet über das «Himmelreich». Was aber kann damit gemeint sein?
Der Himmel, so verstehe ich diesen seltsam vertrauten, und doch «abgespaceten» Ausdruck, ist alles jenseits unserer Verfügungsgewalt. Der Himmel ist das, was Menschlich-Irdisches transzendiert. Der Himmel als Reich Gottes ist aber nicht eine weit entfernte Welt, sondern vielmehr das Jenseitige in der Welt. Dieses andere in der Welt ist auch nicht eine Realität, von der wir keine Vorstellung haben. Diese andere Realität ist für Menschen nicht völlig unzugänglich – dies wäre ein Missverständnis: Diese «andere Welt», dieses andere, ja eben: dieser «Himmel», er kann schon hier und jetzt bei uns ankommen. Der Himmel kann für uns erlebbar und spürbar werden. Und was das beste ist: Er kann auch beim anderen, beim Gegenüber mit der anderen Meinung, beim Gegner im Interessenkonflikt, ja, sogar beim Gegner im Krieg ankommen.
Der Himmel ist somit immer dort wirksam, wo die Hoffnung lebt, dass Leiden, Schmerz, Krieg, Streit, Zwist, Hass, Unglauben, Verzweiflung überwunden werden. Dort, wo Menschen aufstehen und weitermachen. Der Himmel ist, wo sich Menschen die Hand geben. Er wirkt, wenn wir uns aufmachen, sich überwinden, aus dem klebrigen Alltagsmorast heraus einen mutigen Schritt nach vorne machen. Und wenn wir einen zuversichtlichen Blick in die Zukunft werfen, einen Blick in die Ankunft des Himmels, in die Niederkunft von Gott auf Erden.
Das ist für mich die Erfüllung, von der Jesus gesprochen hat. Das ist die Liebe, die in Gottes Himmelshoheit auf der Erde erlebbar wird. Das ist das Reich Gottes, das zu uns in unsere Gräben und Grenzen dringt. Oder in aktuelle Worte gefasst: Das ist Weihnachten!
– Wollen auch Sie dem Himmel die Türe aufmachen?
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