Der Widerstand und ich – Abbitte einer Unmutigen

Über meine Angst, mich mit einer Sache gemein zu machen, mit der ich nicht in allen Punkten einverstanden bin.

Foto: Ostendfaxpost (CC) Demonstration von Querdenkern in Frankfurt

Viele – eigentlich alle – erzählen, wie viele Freunde sie in der «Widerstandsbewegung» gegen die Coronamassnahmen gefunden haben. Und dass sie so über den Verlust von Letztlich-doch-nicht-so-guten-Freunden hinweggekommen sind. Ich gehöre nicht dazu. 
Ich bekenne: Ich habe keine neuen Freunde im «Widerstand» gefunden. Höchstens einen neuen Bekannten. Und der ist genauso wie ich eher am Rande des Geschehens: ebenso misstrauisch und wissenschaftlich anspruchsvoll.
Ich frage mich, woran es liegt, dass ich mich zwar ganz der «Widerstands-Bewegung» gegen die Coronamassnahmen zugehörig fühle. Aber nur in der Theorie, in der Praxis nicht. Liegt es an meiner Unfähigkeit, Widersprüche in vereinsähnlichen Gebilden auszuhalten? Oder ist mein Abseitsstehen in meinem fehlenden Mut begründet? 

Unter den Bewegten habe ich tatsächlich immer wieder Menschen angetroffen, deren Weltbilder weit von meinen entfernt sind.
Aussagen, dass der Mensch seit Tausenden von Jahren in Sünde lebt und nun in Form der drakonischen Coronamassnahmen das reinigende, alles erneuernde Fegefeuer gekommen ist, lassen mich erstarren.

Andere gebieten mir, weniger über die Masken, den Lockdown, die Impfpflicht oder den Ukrainekonflikt zu sprechen, um ihre Energien reinzuhalten. Denn nur mit dieser reinen Energie würde der Totalitarismus von uns allen weichen. 
Am sperrigsten finde ich die Prepper. Sie machen sich nicht nur mit Funktelefonen, Generatoren und Permakultur von der Gesellschaft unabhängig. Einige bewaffnen sich gar mit Armbrust und Hellebarde gegen die Meute, die im Falle einer Katastrophe über sie – die Wohlbestallten – herfallen würde. Bei diesen Aussteigern erschreckt mich die Konsequenz und der Glaube an die Katastrophe, mit denen sie ihre Vorhaben vorwärts treiben. 
Nebst Widerwillen empfinde ich den Preppern gegenüber aber auch Bewunderung. Ich wünschte mir, ich könnte ebenso konsequent vorsorgen. Denn ich teile ihre Ansicht, dass Big Brother, Zentralbankgeld und Stromausfälle unser Leben vielleicht bald zur Hölle machen werden.
Nicht wenige meiner flüchtigen Bekanntschaften erhoffen sich eine Revolution, wo kein Stein mehr auf dem andern sein wird. Nach der Katastrophe, so ihre eschatologische Hoffnung, würde endlich das Gute auf Erden herrschen. 
Daran glaube ich nicht. Der Mensch vereinigt Gut und Böse in sich. Es wird keinen paradiesischen Endzustand geben, wo alle in heiterem Frieden miteinander leben. 
Nur, um das noch einmal klarzustellen: Ich verachte weder Prepper noch Engelsuchende. Jedem, der seinen Weg in den Widerstand und gegen den Gehorsamsstrom gefunden hat, bin ich in tiefster Dankbarkeit verbunden. 

Rechtschaffenheit schützt nicht vor Staatswillkür. Erst wer seinen Glauben an den guten Staat aufgibt, öffnet in sich den Raum der Erkenntnis. 

Es gibt Tausende sympathische Freiheitsbewegte. Das Gefühl der Zugehörigkeit habe ich vor allem an den Demos erlebt. Ich, die die Menschenmasse an grossen Festen fürchte und fliehe – an unseren Freiheitsdemos überkam mich keine Enge. Im Gegenteil: Schulter an Schulter mit den Demonstranten, spürte ich Kraft und Solidarität. 
Auch in den Eisenbahnwaggons von und zu den Freiheitsdemonstrationen gab es immer wieder begeisternde Gespräche mit Psychotherapeutinnen, Lehrern, Anwälten, Lehrlingen. Allerdings, an den Vereinsversammlungen oder anderen Treffpunkten gelang es mir nie, diesen frischen, forschenden Geist wiederzufinden. 

Und das – so glaube ich – liegt zum grossen Teil an mir. Ich habe etwas sehr Schreckhaftes an mir – wie ein Schmetterling, der flatternd von der lockenden Blume lässt, wenn er irgendwo den Schattenwurf eines Vogels oder einer Katze auch nur erahnt. Vogel, Katze, das Raubtier: Das ist meine Angst, mich mit einer Sache gemein zu machen, mit der ich nicht in allen Punkten einverstanden bin.

Hört auf, uns zuzuhören, macht endlich etwas. Ändert etwas da draussen! 


Nichtsdestotrotz gehören Missstände aufgedeckt. Hier fühle ich mich wohl. Wissenschaftliche Aufklärung jedwelcher Art nehme ich, am liebsten in Form von Podcasts, täglich zu mir. 
Die philosophisch tiefgründigen Gespräche über den Gehorsamstrieb im Menschen, über Pfusch bei den Zulassungsstudien der Injektionen oder die invasiven Behandlungsmethoden der Covidkranken, über Geopolitik und das Finanzsystem waren und sind meine Bestätigung, dass nicht wir, sondern die Welt spinnt. 
Die alternativen Medien wurden meine Nabelschnur zur Vernunft. In ihnen kann ich mich suhlen. Die Protagonisten leiten Argumente genüsslich her, breiten das Wissen wie einen gewaltigen Strom aus. Es gibt kaum zeitliche Einschränkungen. Aus den Mainstreammedien war ich Schnipsel von 1:30 Minuten gewohnt, die zurechtgestutzt das gerade herrschende Narrativ stützten. In der Not erstarkt die Philosophie. Wie eine Kranke hänge ich am Infusionsschlauch der alternativen Medien. Meine Revolution ist die Umwälzung der Medien.
Als Kayvan Soufi-Siavash (vormalig Ken Jebsen) vor mehr als einem Jahr den von ihm gegründeten Sender ken.fm (heute apolut) verliess, waren seine eindringlichen Worte: Hört auf, uns zuzuhören, macht endlich etwas. Ändert etwas da draussen! 
Kayvans Worte trafen mich im Mark. Es war, als hätte er mich durchschaut. Ich liess mich von seinen intelligenten Analysen berieseln, krümmte aber keinen Finger.
Es gibt nämlich auch einen anderen Grund, wieso ich mir keine neuen Freunde im Widerstand gemacht habe: Ich habe nie Mut gezeigt. Ich habe meine Arbeit als Primarlehrerin nicht niedergelegt, als die Maskenpflicht in die Schule eindrang. Ich habe nur still und heimlich meinen Schülern erlaubt, bei mir in den Stunden keine Maske zu tragen. 
Ich selber habe mich ohne Maske in den Gängen und auch im Lehrerzimmer bewegt. Während der offiziellen Sitzungen mit der Schulleitung trug ich sie dann aber doch. Als ich meine Schulleiterin fragte, ob ich coronamassnahmenkritische Leserbriefe in meinem Namen veröffentlichen dürfe, winkte sie ab, weil allenfalls Journalisten oder die Gemeinde hätten nachfragen können bei ihr. Und dann hätte sie sich von mir distanzieren müssen. Es wäre jedenfalls unangenehm geworden. 
In mir stiegen wirre Bilder von Zeitungsartikeln, Skandal, Entlassung auf. Ich bildete mir auch ein, dass eine Zuwiderhandlung einfacher gewesen wäre, hätte ich einen Durchschnittsnamen gehabt, der mich nicht mit einem Mausklick als Zugehörige meiner Schule ausgewiesen hätte. So aber hielt ich mich zähneknirschend an das Gebot der Schulleitung. 

Und ist es nicht wohlfeil, mich jetzt öffentlich zu äussern? Jetzt, da viele merken, was gespielt wurde?

Hätte ich es nicht gemacht, hätte sich das Blatt wohl gewendet. Ich hätte wie die anderen, die sich vorgewagt haben, viel Hass zu spüren bekommen. Aber: Ich hätte wohl auch neue Freunde gefunden.
Stattdessen ging ich den Weg des braven Mädchens. Da ich trotzdem einen unbändigen Drang spürte, etwas gegen die Ungeheuerlichkeit der Massnahmen zu tun, schrieb ich auf der ABAZ-Seite (ABAZ = Aktionsbündnis Aargau-Zürich) unter Pseudonym einige Texte. Aber es blieb eine halbe Sache. Es war, wie wenn ich aus einem mit edlen Hölzern verschlossenen und mit kleinen Löchern durchwirkten Erker auf das dichte Treiben des Suks (arabischer Markt) hinabblinzeln würde: So viel Sicherheit und scheinbare Übersicht der fein gezimmerte Schrein mir auch bot, so wenig liess er mich – wie einst die Frauen des Harems in den Städten – am Leben der andern teilhaben. So würgte ich ab, was publizistisch weitere Kreise hätte ziehen können. 
Es ist allerdings nicht nur der entgangene journalistische Ruhm, dem ich nachtrauere. Es gibt einen tiefen Schmerz in mir darüber, dass ich nicht vehement für meine Überzeugung eingestanden bin. Der Impf- und Testzwang an den Universitäten und Fachhochschulen zum Beispiel hat mich persönlich fast umgehauen. Das Recht auf Bildung so mit Füssen getreten zu sehen. Die Universitäten, die ich für den hehren Hort des Wissens hielt, so klein beigeben zu sehen. Nichts dagegen unternommen zu haben. Meiner Angst vor Konfrontation den höheren Zielen geopfert zu haben. Dafür schäme ich mich noch heute. 
Und ist es nicht wohlfeil, mich jetzt öffentlich zu äussern? Jetzt, da viele merken, was gespielt wurde? Jetzt, da die Propaganda für den Impfstoff aufgehört hat? Wieso wage ich mich jetzt hervor? 
Ich glaube, mein Wertesystem hat sich gewandelt. Lehrerin zu sein, ist mir nicht mehr so wichtig. Das Schreiben, das ich fast zwanzig Jahre vom Platz gewiesen hatte, bricht sich nun wieder Raum. Und mit ihm meine Wahrheit.
Ich kann allerdings nur zu bereits Aufgeklärten sprechen. Auch bei den eigenen Freunden schweige ich meistens, da ich merke, dass ich weder mit Statistiken noch mit Hinweisen auf die massive Verletzung des Rechts auf freie Meinungsäusserung etwas bewirke. Ich weiss ja von mir selbst, dass ich erst beim Thema Corona aufgewacht bin. Lud man mich noch vor ein paar Jahren dazu ein, zum Beispiel Daniele Ganser zuzuhören, habe ich nur abgewinkt. Ich hielt ihn für einen Verschwörungstheoretiker. 
Die eigentliche Erkenntnis, die viele verdrängen, die weiterhin ans Narrativ glauben, ist: Rechtschaffenheit schützt nicht vor Staatswillkür. Erst wer seinen Glauben an den guten Staat aufgibt, öffnet in sich den Raum der Erkenntnis. 
Das ist ein sehr schmerzhafter Vorgang; und der Mainstream versteht sich immer noch als PR-Büro des Staates. Wir Erwachten stehen auf einer dünnen Decke. Ich sehe meine Aufgabe darin, an dieser Decke weiterzuweben. Und habe nur von dem zu schreiben, was ich mit Zahlen oder mit den Methoden der anerkannten Wissenschaften belegen kann. Das allein ist schon erschreckend genug.

Kommentare

Danke für diesen…

von meineMeinung
Danke für diesen tiefsinnigen und ehrlichen Bericht!