Reparationen für Afghanistan!

Die NATO hat Kriegsgerät im Wert von 85 Mrd. Dollar in Afghanistan zurückgelassen. Die USA sollen das Material zurückkaufen und damit einen ersten Teil an die Reparationen leisten, schreibt Mathias Bröckers.

(Bild: Army Amber / pixabay.com)

Die beiden größten Kriegstreiber und Hauptverantwortliche für das Debakel des «War on Terror» – George W.Bush und Tony Blair – haben derzeit mächtig zu tun, ihren Ruf zu retten, um nicht als Kriegsverbrecher und Massenmörder in die Geschichtsbücher einzugehen. Noch geben die Verluste beim Abzug der US-und Nato-Truppen aus Afghanistan nachrichtlich allerdings genug her, um die Verlogenheit beim Einstieg in diesen Krieg aktuell in den Hintergrund treten zu lassen. Und auch zum Jahrestag der False-Flag-Operation «9/11» wird sich daran wenig ändern.

Die Massenvernichtungswaffen des Irak, von denen Blair behauptet hatte, dass sie «in 45 Minuten» Europa erreichen, sind der ganzen Welt lange als Lüge bekannt, das Höhlenmärchen von Osama und den 19 Teppichmessern indessen, das George W.Bush der Welt auftischte, wird weiterhin als Wahrheit verkauft.

Und Bush‘s Komplizen wie Paul Wolfowitz, John Bolton und Bill Kristol sind unterwegs um die Idee zu promoten, man müsse Afghanistan, den Irak etc. nur noch 20 Jahre weiter bombardieren, um Demokratie, Frauenrechte, Mädchenschulen, Brunnen und Blabla zu retten bzw. durchzusetzen. Dass solche für riesige Leichenberge und Millionen Flüchtlinge verantwortliche Schwerverbrecher nicht zur Verantwortung gezogen werden können, sondern ungehindert und wohl dotiert – Tony Blair z.B. hat seit 2018 bei dem saudischen Knochensäger Bin Salman einen 9 Millionen Pfund schweren Beratervertrag – ihr Gift versprühen dürfen, ist einer der tragischsten Missstände unserer Zeit.

Solange solche Typen nicht hinter Schloß und Riegel kommen, wird der permanente Krieg immer weitergehen, zumal er über eine Armee von Zombie-Journalisten verfügt, die ihn immer wieder herbeischreiben. So freut sich etwa die «Süddeutsche Zeitung» am 21.8.2021: «Es kommt überraschend schnell zu ersten Protesten. Und vielleicht sogar bald zu einem Bürgerkrieg.»

Und da müssen «wir», der glorreiche «Werte»-Westen, natürlich mitmischen – wenn nicht mit unserer hirntoten Inkompetenz namens Nato und «robusteren Einsätzen» der Bundeswehr, wie sie Markus Söder jetzt fordert, dann mit unseren Proxy-Armeen der «moderaten Terroristen» von IS/ISIS, oder mit der Schattenarmee KPF (Khost Protection Force) aus dem afghanischen CIA-Camp in Khost.

Nicht die Bevölkerung, nicht die Menschen Afghanistans, sondern diese vom Westen gepimpten Jihadisten sind die Gegner der neuen Taliban-Regierung. Und wie es beim Selbstmordanschlag am Flughafen in Kabul ausschaute, als nach der Bomben-Explosion amerikanische und türkische Wachmannschaften in die Menge feuerten, werden sie von «uns» bei ihrem Terror unterstützt. Dass am Hindukusch erstmals nach 40 Jahren Besatzung und Krieg jetzt Frieden einkehrten könnte – hier ein aktuelles Streetlife -Video einer Polizeistreife in Kabul – darf einfach nicht sein.

Der «Great War on Terror» hat produziert, was er zu bekämpfen vorgibt.

Ja aber es ging mit diesem Krieg doch darum, Afghanistan als Brutstätte des internationalen Terrorismus unschädlich zu machen, was immerhin geklappt hat, auch wenn alles andere («nation building») leider ziemlich vollständig gescheitert ist – so in etwa lautet das Bullshit-Narrativ, mit dem sich alle Verantwortlichen jetzt aus der Verantwortung stehlen wollen. Auch und vor allem jene, die über 20 Jahre sturheil die Notwendigkeit des absurden «War on Terror» gepredigt und ihre Wähler und Steuerzahlerinnen über die Realität des Afghanistankriegs belogen und betrogen haben. Und die den Journalisten Julian Assange, der diesen mörderischen Betrug mit den «Afghan War Logs» auf Wikileaks schon vor zehn Jahren aufdeckte, in Isolationshaft halten und für 175 weitere Jahre einsperren wollen. Dieser «Great War on Terror» hat produziert, was er zu bekämpfen vorgibt: mit jeder Drohne auf eine Hochzeitsgesellschaft – courtesy of «Friedhofsnobelpreisträger» Obama – neue Terroristen.

Was ich als Teenager schon nicht verstehen konnte – dass man Reisbauern in Vietnam bombardieren muß, um «unsere Freiheit» zu verteidigen – wollte mir als Erwachsener erst Recht nicht mehr ins Hirn, nachdem ich gelernt hatte, dass das erste Opfer jedes Kriegs die Wahrheit ist: sie beginnen immer mit einer großen Lüge.

Der Angriff auf Afghanistan war da keine Ausnahme, sodass auch ein Taliban-Sprecher jetzt bekundete, dass man auch nach 20 Jahren «keinen Beweis» habe, dass Osama Bin Laden für die 9/11-Attacken verantwortlich war: «Auch nach 20 Jahren Krieg haben wir keinen Beweis, dass er damit zu tun hatte. Es gab keine Rechtfertigung für den Krieg, er war nur ein Vorwand.» So wie der ganze «War On Terror» nur ein Vorwand war (und ist), um geopolitische Ziele, die «Neuordnung des Mittleren Ostens», vornehmen zu können und den Geldfluß zu vermehren – für den MICIMATT.

Diesen «Military-Industrial-Congressional-Intelligence-Media-Academia-Think-Tank» -Komplex dürfte es aufs Höchste erfreuen, dass ihre geschlagenen Besatzungstruppen in 20 Jahren nicht nur für sagenhafte 2,3 Trillionen Dollar Umsatz gesorgt haben, sondern den siegreichen Taliban auch noch massive Waffenvorräte im Wert von 85 Milliarden Dollar zurückgelassen haben: über 200 Flugzeuge und Hubschrauber, 75’000 Fahrzeuge, 600’000 leichte Waffen und außerdem, so der republikanische US-Abgeordnete Jim Banks , «biometrische Geräte mit Fingerabdrücken, Augenscans und biografischen Informationen der Afghanen, die (dem US-Militär) in den letzten 20 Jahren geholfen haben».

Weil ich dem «Paschtunwali», dem Ehrenwort eines Paschtunen, eher glaube als Versprechungen westlicher Politiker und die Taliban immer wieder bekundet haben, keine Rache zu üben und allen Angestellten und Helfern der Besatzer Amnestie zu gewähren, werden diese Informationen wohl erstmal keinen großen Schaden anrichten.

Und wenn die Taliban den erbeuteten Fuhrpark samt Bomberstaffel künftig nutzen wollen, bleiben die US-Ausrüster und «private contractors» weiter dick im Geschäft. Besser wäre freilich, sie lassen die Amerikaner das ganze Zeug einfach zurückkaufen – 85 Milliarden als Anzahlung für die ohnehin fälligen Reparationen und Entschädigungen für 20 Jahre illegalen Krieg kämen dem bitterarmen Land jetzt mehr zu Gute als eine Blecharmee von Humvees und Hubschraubern. Und könnte, mit einer tatsächlich «moderaten» islamischen Regierung, die weniger korrupt ist als ihre Vorgänger, auch dafür sorgen, dass befürchtete Flüchtlingsströme in die Nato-und Nachbar-Länder ausbleiben, weil das Land sich nach 20 Jahren Krieg schnell erholen kann.

Auch wenn man noch skeptisch bleiben kann, was die neuen Taliban 2.0 betrifft: die Tatsache, dass eine 60’000 Mann starke Truppe mit alten Kalaschnikows und ein paar Panzern das ganze Land übernehmen und die Hauptstadt kampflos erobert, macht deutlicher als jede demokratische Wahl, dass die überwältigende Mehrheit der 38 Millionen Afghan*innen hinter der neuen Regierung steht.

Sie muss deshalb international anerkannt und unterstützt werden, statt sie mit verdeckten Terrormilizen zu destabilisieren, ihre internationalen Konten einzufrieren, wie es die USA getan haben, und sie weiter ignorant und arrogant als steinzeitliche Barbaren zu dämonisieren. Auch wenn 80 Prozent der Bevölkerung noch Analphabeten sein mögen: die eigentlichen Barbaren sind die brutalen, menschenverachtenden Mordbanden, die über solche Länder herfallen und sie verwüsten.Wir.

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Mathias Bröckers schrieb zuletzt «Mythos 9/11 – Bilanz eines Jahrhundertverbrechens» (Westend  Verlag). Ebenfalls gerade erschienen ist ein Sammelband seiner drei Bestseller zum 11. September 2001: «11.9. -Einsturz einer Legende»  (Westend Verlag). Er bloggt auf broeckers.com

30. August 2021
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