Rettungsinsel für Zappelphilippe und Tagträumer
AD(H)S ohne Ritalin heilen? Das ist der Anspruch der Gaiser Alpsteinclinic. Hier arbeiten Ärztinnen und Therapeutinnen an körperlichen, psychischen und familiensystemischen Ursachen. 3 Fragen an die federführende Erziehungswissenschaftlerin Flavia Krogh.
Am nächsten Samstag, dem 2. September, bietet der Graswurzle-Kongress für freie und menschenwürdige Bildung eine Reihe spannender Ansätze. Die Veranstaltung findet im Mythenforum in Schwyz statt. Als Hauptreferenz tritt der in den Alternativen Medien berühmte dissidente Bildungsphilosoph Matthias Burchardt auf. Flavia Krogh von der Alpsteinclinic Gais wird ebenfalls dort vertreten sein.
Frau Krogh, in Ihrem Kompetenzzentrum ADHS/ADS der Alpsteinclinic Gais bekämpfen Sie und Ihr Team die immer häufiger auftretende gleichnamige Störung ohne gängige Medikation wie Ritalin. Sie verfolgen dabei einen medizinisch-psychologisch-pädagogischen Weg. Das Ärzteteam diagnostiziert und behebt zum Beispiel Mangelerscheinungen wie Mangan, Zink, B6 und Eisen, die wesentlich sind für das Auftreten von ADHS/ADS. Sie als Erziehungswissenschaftlerin und Pädagogin untersuchen unter anderem traumatische Erlebnisse, die schon vorgeburtlich stattfinden können, sodass das Kind «unreife» Bewegungsmuster ausweisen kann. Können Sie schildern, wie Sie solche Bewegungsmuster erkennen und beheben können?
Flavia Krogh: Zur Präzisierung: Es sind nicht nur Mangelerscheinungen im Fokus, sondern auch der Darmzustand. Der ist sehr wichtig für die Entwicklung von ADHS/ADS. Deshalb verschreibt Frau Dr. Birgit Kohl oft auch einen individuell zusammengestellten Darmaufbauplan.
Bei meiner Arbeit geht es nicht nur um pränatale Traumata, sondern auch um jene aus dem Familiensystem übernommene und generell um Traumata sowie um den Erziehungsstil der Eltern.
Die unreifen beziehungsweise noch offenen frühkindlichen Reflexen kann man anhand von verschiedenen Bewegungsabläufen testen. Zudem kann man sie teilweise auch direkt beobachten. Auch gewisse Verhaltensweisen oder Schulschwierigkeiten deuten darauf hin, dass mit einer grossen Wahrscheinlichkeit gewisse Reflexe noch nicht integriert wurden.
Ihr Ansatz umfasst nicht nur das betroffene Kind, sondern die ganze Familie, am liebsten würden Sie auch direkt mit den Lehrpersonen arbeiten. Was kann das Umfeld machen, um ein ADHS allmählich zum Verschwinden zu bringen?
Möglicherweise ist es etwas aufwändig, es lohnt sich aber! Das Umfeld des Kindes muss zuerst verstehen, was Hochsensibilität (liegt gemäss der Alpsteinclinic immer vor bei AD(H)S) ist und muss lernen, das Kind individuell zu wertschätzen und «lesen», wie Remo Largo schreibt.
Wenn Eltern und Schule das Kind lesen können, sind sie in der Lage dem Kind, das zu geben, was es braucht. Das Kind bleibt in einem Fit-Zustand und fällt nicht in einen Mis-fit-Zustand hinein. Zudem ist es wichtig die HPU/KPU (eine Stoffwechselstörung, bei der er zum Verlust von Mikronährstoffen kommt, die von Panikattacken bis zu Konzentrationsschwierigkeiten zu vielfältigen Störungen führen kann) zu testen und allenfalls zu supplementieren und den Darmzustand zu optimieren. Dann geht es auch um Entgiftung, um die Unterstützung des Vitalfeldes, um die Verbesserung des Mindsets bei allen Beteiligten, um den Aufbau des Selbstvertrauens, um die Verarbeitung von Altlasten und vieles mehr. Weiter kann man auch mit Homöopathie sehr viel Gutes bewirken und das Kind in allen Phasen unterstützen. Es ist also wichtig, dass man ganzheitlich vorgeht. Sowohl die Familie als auch die Kinder müssen sich bei den Beratungen und Massnahmen wohl fühlen und müssen partizipativ einbezogen werden.
Ihre Methoden im Umgang mit ADHS/ADS erscheinen mir zugleich revolutionär, aber auch aufwändig. Die Familien müssen mehrmals nach Gais anreisen. Gibt es andere Therapeuten und Ärzte in der übrigen Schweiz, die auch nach ihren Methoden arbeiten? Bieten Sie bereits entsprechende Weiterbildungen an?
Der Aufwand bewirkt, dass die Familie sich als ganzes weiterentwickelt. Alle Familienmitglieder können in ihrer Persönlichkeit wachsen und das Bewusstsein schärfen. Daraus ergeben sich einige Benefits:
- Gesunde Lebensführung
- Erhöhung der Resilienz
- Achtsamkeit und Selbstliebe
- Wertschätzung und Respekt
- Vernetztes und lösungsorientiertes Denken
Das alles sind wichtige Schlüsselfähigkeiten für ein entspanntes, gesundes Leben. Und nein, wir kennen keine anderen Therapeuten, die in dieser Ganzheitlichkeit arbeiten. Nein, wir bieten noch keine Weiterbildung an. Uns fehlt die Zeit überhaupt solche aufzubauen.
von:
- Anmelden oder Registieren um Kommentare verfassen zu können