Rosa for President!
Man nennt sie auch die «Rosa Luxemburg von Namibia» – jetzt will die ehemalige Widerstandskämpferin Rosa Visolela Namises Präsidentin werden. Warum es sich lohnt, sie zu unterstützen, auch finanziell.
Rosa Visolela Namises, geb. 1958, ist eine leidenschaftliche politische Kämpferin und Frauenrechtlerin, die sich unermüdlich für die Bedürfnisse von Benachteiligten einsetzt. Direkt, anteilnehmend, glaubwürdig und wirksam – so sollte auch eine Präsidentin sein, findet sie.
Das Auffälligste an ihr sind ihre Haare: Schwarzgraue Rasta-Locken ringeln sich bis zur Hüfte. Eine Provokation in Namibia, wo man im öffentlichen Leben wie aus dem Ei gepellt erscheint. Doch dass Visolela seit vielen Jahren ihre Haare nicht gekämmt und geschnitten hat, ist keine Modeerscheinung, sondern ein Akt des politischen Widerstandes. Genauso wie der einzelne Clip, den sie am Ohr trägt.
Als 2003 Regierungspräsident Sam Nujoma ankündigte, alle festzunehmen, die Rasta-Locken und einzelne Ohrringe trugen – Signale für Homosexualität – reagierte Visolela, damals Parlaments-Abgeordnete der Kongressdemokraten, sofort: «Dann fangen Sie gleich mit mir an.» Sie schwor, sich Rasta-Haare wachsen zu lassen, bis diese Drohung vom Tisch ist.
Schweigen im Angesicht von Gewalt und Ungerechtigkeit, das ist das Schlimmste.
«Wann immer Minderheiten, Frauen oder Andersdenkende bedroht werden, stehe ich auf und muss etwas sagen. Auch wenn ich mich machtlos fühle, aber allein dass es angesprochen wird, hilft schon. Schweigen im Angesicht von Gewalt und Ungerechtigkeit, das ist das Schlimmste.»
Dieses Muss begleitet sie ein Leben lang. Es bringt sie in Schwierigkeiten, in den Unabhängigkeitskampf, ins Gefängnis, ins Exil, ins Parlament – und im November vielleicht ins Präsidentenamt.
Als Krankenschwester, die nicht den Mund halten kann, wenn die weissen Ärzte ihre schwarzen Patienten verächtlich behandeln, bekommt sie Schwierigkeiten. Als sie sich in einen weissen Arzt verliebt – und er in sie – und sie übermütig Hand in Hand durch die Straßen Windhueks laufen, ist die Grenze endgültig überschritten. Er wird versetzt, sie wird entlassen – und zur Widerstandskämpferin. Für sie ist es klar: Ein System, in dem die Liebe nicht möglich ist, gehört abgeschafft. So beginnt sie, gegen die Apartheid und die Besatzung zu kämpfen, findet Gleichgesinnte, wird Mitglied der SWAPO, der namibischen Unabhängigkeitsbewegung.
«Wir studierten allabendlich Kommunismus, Sozialismus und Anarchismus. Als die Swapo dann verboten wurde, luden wir zu Grillparties ein: Während vor der Tür die Gäste feierten, trafen wir uns drin zu konspirativen Versammlungen.»
Rosa Namises schmiedet Konzepte für ein unabhängiges, gleiches und gerechtes Namibia. Aber sie wird verraten und gefasst und kommt ohne Verhandlung für 14 Monate ins Gefängnis. Zum Exil gezwungen, lebt, lernt und arbeitet in Europa und Amerika, kehrt erst nach der Unabhängigkeit 1990 zurück, voller Vorfreude, beim Aufbau eines freien Namibia zu helfen. Ihr Erwachen ist hart.
«Ich erinnere mich an den Abend, als in mir eine Welt zusammenbrach: Meine Schwester erzählte mir von den Verbrechen der Swapo, die während meiner Abwesenheit ans Licht gekommen waren. Meine großen Vorbilder sollten all das getan haben? Doch die autoritäre Regierungspolitik der Swapo sprach für sich. Ich musste erkennen: Das sind nicht mehr meine Genossen. Die Swapo ist ein ignoranter Männerclub!»
Sie tritt aus der Partei aus und zieht sich aus der Politik zurück. Ab jetzt arbeitet sie für eine Menschenrechtsorganisation und studiert nebenher Jura. «Anfangs hatte ich das Gefühl, den Menschen ganz konkret wirklich helfen zu können. Aber die Swapo blockierte Gesetze, mir wurde klar, dass ich wieder in die Politik musste.»
Mit anderen aufgebrachten ehemaligen Mitgliedern der Swapo-Jugend gründete sie eine neue Partei, die Kongressdemokraten, stellte sich zur Wahl und zog ins Parlament ein. Drei Jahre lang versuchte sie, möglichst viele Gesetzesvorlagen zum Schutz von Minderheiten durchzubringen, wurde bekannt als unbequeme Stimme, als Sandkorn im Getriebe der immer diktatorischer arbeitenden Swapo – aber fand auch Anerkennung. Als sie das Parlament verliess, sagen sogar gegnerische Abgeordnete: Es ist einsam ohne sie.
Die nächsten Jahre fokussiert sie sich auf Sozialarbeit, vor allem auf die Unterstützung von Mädchen und Frauen, gründet die Organisation «Mauer des Schweigens brechen» und konzipiert alternative Einweihungsrituale für Mädchen. Doch die Vision eines freien und gerechten Namibias lässt sie nicht los. Über dem Land schwebt das Trauma des Genozides der deutschen Kolonialmacht. Die weiße «Kaste» besitzt immer noch den Großteil des fruchtbaren Ackerlandes und der Bodenschätze – das gestohlene Land ging nie an die ursprünglichen Einwohner zurück. Auch Reparationszahlungen gibt es bis heute nicht. Die Leidtragenden sind die Menschen auf dem Land, die Angehörigen der Stämme.
Im Februar 2024 verstarb der letzte gewählte namibische Präsident, Hage Geingob. Derzeit regiert ein Interims-Präsident. Für den 27. November sind Neuwahlen angesetzt. Seit März sammelt Rosa Visolela Namises Stimmen: Sie bewirbt sich um das Präsidentenamt.
Rosa Namises: «Ich habe alle Stämme besucht, die San, Okavango, Herero, Awaambo und Damaran. Wir begannen Mitte Juni und arbeiteten bis Ende August. In fast siebeneinhalb Wochen arbeiteten wir in sieben Regionen und legten 3.104,2 Kilometer zurück.» Zwölf ausgebildete Stimmen-Sammler begleiteten sie. Die Gemeinschaften, so Namises, sind die am meisten vernachlässigten Gruppierungen in Namibia, aber ihre Wärme und ihr Überlebenswille beeindruckten sie tief. Doch die Lebensumstände waren erschreckend.
«Es gibt keine Gesundheits- oder Bildungseinrichtungen. Erwachsene und Kinder waren schlecht gekleidet und hungrig. Die Umgebung war verschmutzt, es gibt kaum sanitäre Anlagen. Toilettenpapier und Zeitungen liegen überall verstreut», berichtet sie. «Die Infrastruktur ist in einem desolaten Zustand.» Wassertanks stünden zwar bereit, doch ohne Verbindungsrohre bleibe der Zugang zu sauberem Wasser für die Bewohner unerreichbar.
Besonders San-Gemeinschaften würden systematisch ausgeschlossen. «Das unbesiedelte Land wird heute eingezäunt, sodass die San ihren Zugang zu Nahrungsmitteln und Feuerholz verlieren. Diese Ressourcen sind jedoch essenziell für das Überleben dieser Gemeinschaften, die oft in extremer Armut leben.»
Dürrehilfe wird nur an ausgewählte Familien verteilt – oft nicht an die Schwächsten. Der bürokratische Aufwand, mit dem die Menschen konfrontiert sind, erschwert ihre Situation zusätzlich. «Es gibt keine nationalen Dokumente, und für die meisten ist die erste Urkunde, die sie erhalten, die Sterbeurkunde.»
In dieser Situation versucht Rosa Namises, die Menschen zur Teilnahme von Wahlen zu bewegen. «Es war nicht einfach, aber am Ende stimmten sie zu und unterschrieben», sagt sie. Visolela ist in Namibia aus Radio und Fernsehen bekannt, das half. Die größten Herausforderungen bestünden in den gebrochenen Versprechen früherer Politiker. «Die Menschen haben das Vertrauen verloren. Die verschiedenen Stammeszugehörigkeiten sind politische Barrieren.»
Neben der Armut und Obdachlosigkeit, die seit Jahrzehnten bestehen, sind besonders die Jugendlichen und Frauen von einem Kreislauf aus Gewalt, Drogen und Alkohol betroffen. Ohne sozialen Schutz, der sich stammesübergreifend auswirkt, sieht die Zukunft düster aus.
Rosa Visolela Namises verkörpert den unermüdlichen Einsatz für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Stämme. Sie ist eine Verfechterin derjenigen, die keine Stimme haben. Ihr Engagement, ihre Nähe zu den Menschen und ihre klare Vision für eine bessere Zukunft machen sie zu einer unverzichtbaren Figur im Kampf für soziale Gerechtigkeit und Entwicklung in Namibia.
Für ihre Kandidatur braucht Rosa Namises Geld. Befreundete Fundraiser versuchen, sie in diesem Vorhaben unterstützen. Wenn Sie ihr für ihre Arbeit Geld schenken möchten, nutzen Sie bitte die Direktüberweisung:
Rosa Namises Haso
172 Seeis Street
Cimbebasia
Windhoek
Bank: First National Bank of Namibia
Account number: 64282505345
Mehr Informationen und Kontakt:
von:
Kommentare
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Ja, gute Idee...
... ich melde mich dazu wieder.
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