So sehen Sieger aus!
Das Rüstungsgeld muss fliessen, deshalb dürfte der Krieg in Afghanistan auf anderer Ebene weitergehen.
“Die Leute sagen, das Pentagon hätte keine Strategie”, sagte der Militär-Stratege und Air-Force-Pilot John Boyd einmal, “aber sie liegen falsch. Das Pentagon hat eine Strategie und die lautet: Unterbreche niemals den Geldfluß, vermehre ihn.” Weil kein 4-Sterne-General und kein Politiker für verlorene Kriege zur Verantwortung gezogen wird, kann auch “Sleepy Joe” Biden, der einen halbwegs geordneten Abzug verschlafen hat, das Chaos in Kabul einfach “den Afghanen” zuschreiben. Und seine Generäle müssen nach dem nunmehr versiegenden gigantischen Geldfluß im “Great War On Terror” neue Dollarströme generieren.
Willkommen auf der neuen “Achse des Bösen”, deren Route nicht zufällig längs der alten (und neuen) Seidenstraße – China-Taliban-Pakistan – verlaufen wird. Unter dem Dach der SCO (Shanghai Cooperation Organisation), der außer China und Russland noch Kasachstan, Kirgistan, Tadschikstan, Usbekistan, Indien, Pakistan und seit letzter Woche auch der Iranangehören.
Diplomatische Delegationen der Taliban sind in den letzten Monaten bei allen diesen Nachbarstaaten vorstellig geworden und haben ihre Kooperationsbereitschaft signalisiert und den Chinesen und Russen garantiert, das von ihrem Boden aus keine islamistischen Infiltrationen durch “Al CIAda” mehr stattfinden werden. In Turkmenistan wurden sie vorstellig um die Sicherheit der geplanten Unocal-Pipeline durch Afghanistan zu garantieren – anders als ihren Vorgängern 1996-2001 kann man den Taliban 2.0 jetzt nicht mehr mit einem “Teppich voller Bomben” drohen, wenn sie “zu hohe” Transitgebühren für ihr Land fordern. So etwas entlockt ihnen nur noch ein mitleidiges Schulterzucken. Auch die Ausbeutung ihres wichtigste Rohstoffschatzes – die größten Lithium-Reserven der Welt – werden sie sich fair bezahlen lassen. Sowie die Heroin Ratten-Linie der CIA dicht machen und selbst die Exportgewinne einstreichen.
Die Karten im Great Game werden gerade neu gemischt, der Poker in Pipelinestan geht in eine neue Runde und wie es ausschaut hat das Team USA/NATO inkl. der heldenhaften Bundeswehr maximal verzockt und wenig Chancen, dort nach 20 Jahren Kriegslügen als Freiheits,-und Friedenstsifter noch ernst genommen zu werden. Frankreichs Mini-Napoleon Macron hat deshalb schon mal empfohlen, am Besten mit Bürgerkrieg weiter zu machen und die Tadschiken gegen die Taliban aufzurüsten.
Frieden in Afghanistan soll es also nicht geben: Unterbreche niemals den Geldfluß…und wenn du selbst nicht die Eier hast, gegen die seit Alexander dem Großen (326 v.Chr.) unbezwingbaren Paschtunen anzutreten, dann hetze ihre Nachbarstämme gegen sie auf. Dem großen Eroberer gelang es seinerzeit immerhin, ein buddhistisch-griechisches Königtum zu etablieren, das sich knapp 200 Jahre halten konnte, doch seitdem ist die Halbwertzeit der von Invasoren installierten Marionettenherrscher rapide gesunken. Und spätestens jetzt, wo die hochgerüstete Supermacht USA samt ihrer NATO-Vasallen wie ein Hund vom Hof gejagt wird, sollte klar sein: der Stamm der Paschtunen, dem auch die meisten Taliban-Kämpfer angehören, läßt sich nicht unterwerfen.
Ja aber den Sieg dieser Fundamentalisten, die jetzt ihr islamistisches Emirat errichten und für Spotify, Netflix und Frauenrechte keinerlei Verständnis zeigen, das kann man*frau doch nicht gutheißen ? Weil der zu erwartende Turbo-Modus der Propaganda über die neue “Schreckensherrschaft” der Taliban derlei woke Bullshit-Empörung noch steigern wird, die Taliban*innen 2.0 aber schon angekündigt haben, dass sie sich bei der neuen afghanischen Verfassung an der von 1964 orientieren wollen, hier ein fotografischer Rückblick auf diese Zeit, in der Frauen studierten und Kabul über eine weltweit anerkannte Spitzenuniversität verfügte – sowie in den 1970er Jahren über eine quasi sozialdemokratische Regierung, die gute Beziehungen zur Sowjetunion unterhielt. Bis Zbigniew Brzezinski – nationaler Sicherheitschef unter Jimmy Carter, außenpolitischer Berater von vier weiteren Präsidenten inkl. Obama und neben “Bloody Henry” Kissinger der große alte Mann der amerikanischen Geopolitik- auf die Idee kam , in Pakistan massenhaft Koranschulen einzurichten und religiös motivierte bewaffnete “Freiheitskämpfer” der Mujaheddin (“Gott ist an eurer Seite!”) nach Afghanistan zu schicken – und mit einem Aufstand die Russen zum Einmarsch zu locken.
“Zbig” kann somit nicht nur als Erfinder und Züchter des terroristischen Islamismus und “Al Qaida” gelten, sondern auch als Vater der Taliban. Er war bis an sein Lebensende 2005 stolz, mit bewaffneten religiösen Fanatikern den “gottlosen” Russen ein Falle gestellt und ihnen in Afghanistan “ihr Vietnam” bereitet zu haben. Tatsächlich hat er jetzt mit dieser Methode den Amerikanern ihr “Vietnam 2.0” beschert.
Wie eingangs zitiert, geht es nicht darum, in Schlachten zu siegen und Kriege zu gewinnen – und schon gar nicht um “Demokratie”, “Menschenrechte”, “Freiheit” usw. – es geht darum, mit permanenten Kriegen den Geldfluß in Gang zu halten. Für die Leichenberge und Billionenkosten dieses Kriegs wird NIEMAND zu Verantwortung gezogen, so wenig wie für 20 Jahre Lügen über diesen Krieg und über die große Lüge, die an seinem Anfang steht: 9/11. Dass aber die nächste große Kriegslüge gegen die nächste “Achse des Bösen” schon in Arbeit ist, darauf kann man*frau jede Wette halten…
Mathias Bröckers ist Autor und freier Journalist. Seine Werke "Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf" (1993), "Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9." (2002) und "Wir sind die Guten - Ansichten eines Putinverstehers" (2014) wurden internationale Bestseller. Zuletzt schrieb er "Mythos 9/11" (Westend Verlag). Er lebt in Berlin und Zürich und bloggt auf broeckers.com
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