Städte in der Zukunft: Blüten ihrer Region und des Zusammenlebens
Es gibt keinen Planet B, sagt die Klima-Streik-Bewegung. Nein? Dann wird es höchste Zeit, ihn uns auszudenken. Was ist anders in einer Welt, die den Systemwechsel schafft? Die Corona-Krise hat uns gezeigt, wie viel Veränderung in kurzer Zeit möglich ist. Agraringenieurin und Journalistin Leila Dregger wagt sich an einen Countdown des utopischen Denkens. Dabei stellt sie sich unter anderem die Städte nach dem Systemwechsel vor.
Die meisten Menschen sagen, sie möchten in Naturnähe leben – aber jeder zweite Mensch lebt heute in der Stadt. Meistens nicht freiwillig. Millionen Kleinbauern weltweit werden Armutsflüchtlinge, die ihr Land verlassen und in die Metropolen ziehen, um zu überleben. Sie landen in den wuchernden Slums, die die Großstädte umgeben. Planet A – unsere Gegenwart – hat die Menschenmassen auf engstem Raum zentralisiert und erzeugt auf den Flächen dazwischen in industrieller Agrarproduktion deren Lebensbedarf. Wo tatsächlich noch Natur ist, wird sie in Nationalparks gesperrt und vor Menschen und ihren Aktivitäten geschützt. Aber Großstädte mit ihrem Lärm, ihrer Luftverschmutzung und Verkehrsdichte sind heute alles andere als lebensfreundlich und nachhaltig.
Wird es überhaupt noch Städte geben auf Planet B?
Wenn eine Stadt vom Land abgeschnitten wäre, könnte sie sich noch mit dem Nötigsten versorgen.
Es gibt die Stadtteile der Handwerke, der Künste, der Wissenschaft, der Heilung. Gilden verschiedener Berufsgruppen tauschen sich aus, verfeinern ihr Können, intensivieren ihre Arbeit, verbessern ihre Bedingungen, lernen voneinander. Man lebt zusammen in Wohngemeinschaften, Klein- und Großfamilien oder auch allein, aber immer in Cohousing: Man teilt Ressourcen, Innenhöfe, Küchen, die Pflege von älteren Menschen und Kindern. Auch in Städten gilt: Die Produktion des Nötigsten geschieht lokal. So durchzieht ein System von Symbiosen die Stadt: Gemeinschaftsgärten, Kompostanlagen und Hühnerhaltung zwischen den Häusern, Obsthaine in Parks, vertikaler Anbau an Häusern und auf Dachterrassen, Aquaponiksysteme in Kellern sowie urbane Bienenstämme erzeugen die Grundnahrungsmittel. Wohnhäuser sind ausgefeilte Solar- und Biogas-Generatoren und – ganz wichtig – Regenwassersammler. Pflanzenkläranlagen umgeben Wohnsiedlungen und bilden Parks. Jede Gemeinschaft stellt Arbeitskräfte dafür ab – eine willkommene Abwechslung zum Beruf.
Leila Dregger arbeitet mit den Schwerpunktthemen Frieden, Ökologie, Gemeinschaft, Frauen seit 25 Jahren für Presse und Rundfunk sowie als Drehbuchautorin und Regisseurin für Theater und Film. Heute lebt sie überwiegend im Ökodorf Tamera in Portugal. www.tamera.org
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