«Stuttgart 21 ist überall» — internationale Zusammenarbeit gegen Grossbauprojekte

Unnütze Verkehrs-Grossbauprojekte in Milliardenhöhe erhitzen europaweit die Gemüter. Im Namen der wirtschaftlichen Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit werden Landschaften zubetoniert, Steuergelder verschleudert und Bürgern die Souveränität über ihren Lebensraum abgesprochen. Nun haben sich Aktivisten aus Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und England im Arbeitskreis «Stuttgart 21 ist überall» zusammengeschlossen.

Die Initiative für diese Vernetzung ging vom Widerstand gegen das Projekt «Stuttgart 21» aus. Letzten Montag fand bereits die 115. Demonstration gegen den geplanten Umbau des oberirdischen Kopfbahnhofs in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof statt. Der Teilabriss des fast hundert Jahre alten Bahnhofs, das Fällen von Bäumen im benachbarten Schlossgarten und die immensen Kosten sind nur einige der Kritikpunkte. In den übrigen Ländern des Arbeitskreises sehen die Proteste ähnlich aus. Die Gruppe «NO TAV» setzt sich gegen eine Hochgeschwindigkeitstrasse im Susatal im Piemont ein. Einer der Tunnels soll durch Asbestgestein führen, das entsorgt werden müsste. Auch die baskische Widerstandsbewegung «CADE» fürchtet Umweltschäden, wenn die Hochgeschwindigkeitstrasse von Bordeaux nach Spanien gebaut wird. Im französischen Notre-Dame-des-Landes wehren sich Aktivisten gegen den Bau eines Mega-Flughafens, der die umliegende Landwirtschaft gefährdet, während eine Bewegung in England gegen eine Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnlinie zwischen London und Birmingham demonstriert, die fast 40 Milliarden Euro kosten soll.

Im Interview mit der Tageszeitung «junge welt» betont Thomas Puls, Parkschützer in Stuttgart und Mitglied bei «Stuttgart 21 ist überall», dass die Aktivisten auch gegen Medienberichte zu kämpfen haben, welche die Proteste, wohl auf Druck von oben, negativ darstellen. Dass hinter den Grossbauprojekten in erster Linie die Interessen von Bau- und Immobilienunternehmen sowie der Politik stehen, scheint plausibel. Für Puls ein triftiger Grund für eine europaweite Zusammenarbeit: «Wir möchten den Aktivisten signalisieren, dass sie nicht allein im Kampf gegen Korruption, Machtmissbrauch und verbrecherische Kapitalinteressen sind.»


Thomas Puls im Interview mit «junge welt»: www.jungewelt.de/2012/03-03/041.php

«Stuttgart 21 ist überall»: www.stuttgart21international.wordpress.com
16. März 2012
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