Transsexualität – Ideologie versus Realität
Der Angeklagte hat zwar recht, aber dem Gericht gefällt die Meinung des Klägers besser: Im Bereich Frauenrechte ist nun eine neue Stufe erreicht. Es wird nicht nur bestraft zu sagen, was man meint, sondern auch zu sagen, was ist. Ein Kommentar.
Julian Reichelt hat vor Gericht verloren: Weil er den weiblich identifizierten Menschen mit Penis und Hoden, der derzeit seinen Zugang zu einem Frauen-Fitness-Studio einklagt, als Mann bezeichnet hat, wurde er vom Landgericht Frankfurt verurteilt. Begründung: «Die Bezeichnung einer Frau [sic!] als Mann und die Verwendung des männlichen Geschlechts bzw. Pronomens in Bezug auf eine Frau stellen einen Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht und einen Angriff auf ihre Menschenwürde dar.»
Auch in Australien urteilte ein Gericht entgegen den Tatsachen der Biologie: Ein Mensch könne tatsächlich sein Geschlecht ändern (nicht nur den Geschlechstseintrag), so konnte die überraschte Öffentlichkeit vernehmen. Deshalb darf man einer klagende «Frau» den Zugang zu Giggle, einer Online-Plattform für Frauen nicht verbieten – egal ob jeder Mensch mit Gehirn diese Person als männlich erkennen kann oder nicht. Und auch unabhängig von der Definition «männlich» im Lexikon: «Dem Spermien oder Pollen bildenden Geschlecht zugehörig», das für die beiden oben genannten Menschen mit ihren Hoden zweifelsohne zutrifft.
In der Öffentlichkeit wird das Thema weitgehend übersehen: Es sind ja nur ein paar ganz wenige Männer, sagen wir halt «Frau» zu ihm*, wo ist da das Problem? Krieg, Migration, Klimawandel: Haben diese Feministinnen echt keine anderen Probleme als die korrekte Bezeichnung für einen Menschen mit Penis in der Hose und Stöckelschuhen an den Füssen? Kann man doch mal nett sein. Also echt jetzt. Verbissene, intolerante Emanzen.
Toleranz, die nur in eine Richtung läuft
So konnte abseits aller Augen ein System entstehen, das sich zwar in grossen Lettern Toleranz und Vielfalt auf die Fahnen schreibt, damit aber nur Toleranz gegenüber den eigenen Meinungen und der eigenen Vielfalt meint. Vertritt jemand eine andere Meinung, so hat es sich gehabt mit der Toleranz. Dann gibt es gnadenlos Gerichtsprozesse und Shitstorms. Und Vielfalt der Ansichten? Aber echt nicht. «No debate» ist der Slogan. Um die SPD zu zitieren: «Transfrauen sind Frauen. Punkt.»
Gottes Erdboden ist gross, vielleicht gibt es wirklich einzelne Menschen, die keinen Unterschied erkennen können zwischen einer Frau und einem Mann, der gerne eine wäre. Aber für die überwältigende Mehrheit trifft das nicht zu. Menschen sind erstaunlich gut darin, Männer von Frauen zu unterscheiden, automatisch und in Sekundenbruchteilen. Das hat wohl evolutorische Gründe, Fortpflanzung ist schlichtweg einfacher, wenn man nicht erstmal wahllos herumprobieren muss.
Es ist aber auch eine Frage der Sicherheit. Männer stellen ein höheres Gewaltrisiko dar, sowohl für andere Männer, aber besonders für Frauen. Anders als auf Insta-Bildern mit einstudierter Pose und jeder Menge Filter kann ein Mann in der Realität schwerlich als Frau durchgehen – selbst wenn dieser oft mehr als ein Dutzend Schönheitsoperationen hinter sich hat. Und das ist auch gut so. Statistiken aus England und den USA zeigen, dass Transfrauen sogar eine deutlich höhere Rate an Sexualstraftaten aufweisen als normale Männer.
Wenn wir also eine Transfrau (das ist ein biologischer Mann) weiblich bezeichnen, dann ist das erstmal ein Akt der Freundlichkeit, wir spielen mit und tun so als ob. Was ja auch völlig in Ordnung wäre, wenn die Geschichte hier ein Ende hätte. Hat sie aber nicht. Aus der Freundlichkeit wurde ein Anspruch und aus diesem das Selbstbestimmungsgesetz. Und jetzt finden sich Menschen vor Gericht wieder, wenn sie in bestimmten Situationen die Wahrheit aussprechen wollen: Dieser Mensch ist männlich.
Franz Kafka hätte aus so etwas sicher in ein grossartiges Stück machen können. Vom Gast, den man gerne aufnimmt, der dann beginnt zu fordern und der Gastgeberin später erklärt, er sei der eigentliche Hausherr hier, sie aber nur eine menstruierende Person mit Uterus. Von der Öffentlichkeit, die die Hausherrin als unsozial und ekelhaft geisselt, wenn sie sagt, duschen wolle sie aber nicht gemeinsam mit dem Gast. Und von den Gerichten, die jeden verurteilen, der die Herrschaft (oder in dem Fall Frauschaft?) des ehemals freundlich Aufgenommenen anzweifelt.
Als Frau leben?
Wir aber hören, der Mann sei eine Frau, weil er ja «als Frau lebe». Was soll das denn sein, als Frau leben? Es gibt bestimmte Erfahrungen, die können nur Frauen machen. Schwanger werden. Monatsblutungen. Hitzewallungen während der Wechseljahre. All dies wird ein Mann niemals erleben. Nie. Denn er hat x,y-Chromosomen.
Dann gibt es noch die sexistischen Stereotype. Lange Haare, Nagellack, Stöckelschuhe. Aber es will doch niemand ernsthaft behaupten, eine Frau mit kurzen Haaren, Hosen und bequemen Schuhen würde dadurch ihr Frau-Sein verlieren. Jeder Mann kann tragen, was er will. Das ist es nicht, was ihn zu Mann oder Frau macht. Es sind weder die weiblichen Erfahrungen noch die weiblichen Attribute.
Was Transfrauen laut Sexualwissenschaftlern als urweiblich an sich erleben, sind Masturbationsfantasien von sich selbst als Frau. Die eine ungeheuerlich grosse Macht auf den Mann ausüben können. Sexualität ist Privatsache, sie gehört nicht in die Öffentlichkeit gezerrt. Aber jeder Mensch ist voll verantwortlich dafür, wie er mit seinem Trieb umgeht – in öffentlichen Räumen und erst recht im Bezug auf andere Menschen.
Mit einem Autor wie Kafka hätten es vermutlich mehr Menschen verstanden, warum Männer, die sich zu Frauen erklären und das gerichtlich durchsetzen, nicht nur eine unwichtige Erscheinung am Rande der Gesellschaft sind. Sondern ein fundamentaler Angriff auf die Wahrheit. Das Geschlecht wird im Moment der Zeugung festgelegt und ist unabänderlich. Bis in jede einzelne Zelle des Körpers hinein. Man kann draussen kosmetisch herumschnippeln, man kann so tun, als ob, aber der Kern bleibt das, was er ab der ersten Sekunde des Seins war.
Lügen müssen ist demütigend
Das Selbstbestimmungsgesetz zwingt uns jetzt dazu, etwas zu sagen, was faktisch falsch ist. Und zwar nicht nur, wenn wir das wollen, sondern wann immer der biologische Mann das so will. Auch gegen unseren Willen. Wir müssen – egal in welch übergriffigen Situationen, egal, ob wir von Sport, Gefängnisaufenthalten oder dem allerwichtigsten: der Kindererziehung reden, so tun, als gäbe es ihn nicht, den biologischen Unterschied.
Klar darf man einem Kind noch erklären, was eine Gebärmutter ist und was Hoden sind. Aber wer sagt, dass nur Männer Hoden haben, der bekommt ein Problem. Von einer sehr klagefreudigen Translobby. Welche Biologielehrerin würde sich da noch trauen? Kinder werden in Zukunft lernen, dass auch Frauen einen Penis haben können. Abgesehen davon, dass ein grosser Teil das schon jetzt lernt.
Mit Toleranz und Vielfalt hat Transideologie nichts zu tun. Ohne Meinungsfreiheit kann eine Demokratie nicht funktionieren. Es muss Menschen geben dürfen, die Transfrauen für Frauen halten – und auch solche, die sagen: aber wirklich nicht. Das noch tiefere Fundament der Demokratie aber ist die Realität. Ein Verbot, die Wahrheit auszusprechen ist eine tiefe Demütigung. Und es macht es nur unwesentlich besser, wenn Reichelt auch in Zukunft von einer Mit-Glied-Schaft des betroffenen Menschen sprechen darf. Einen Mann darf er ihn nicht mehr nennen. Wenn faktische Gegebenheiten nicht benannt werden dürfen, dann haben wir ein grosses Problem. Und zwar alle.
* ihm: dem Menschen, nicht ihm dem Mann, denn wer will schon einen Prozess am Hals
von:
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