Vernetzt – oder im Netz gefangen?

Heute verbindet uns das Internet mit der ganzen Welt. Werden wir schon morgen als Gefangene in den Maschen des weltumspannenden Netzes zappeln? Die Broschüre «Herausforderung Internet», herausgegeben vom Zentrum für Technologiefolgen-Abschätzung TA-SWISS, formuliert Denkanstösse und skizziert erste Antworten.

Kein Bereich unseres Alltags, der heute nicht mehr vom Internet durchdrungen wäre: Freundschaften werden im Netz gepflegt, Unternehmen suchen darin neue Angestellte, Waren werden online ange priesen und bestellt, politische Parteien und andere Interessenverbände nutzen das Web als Schau fenster – von den Möglichkeiten der Unterhaltung mit Musik- und Filmdownloads ganz zu schweigen. Das Internet hat sich zu einer Schlüsseltechnologie entwickelt, das immer wieder neue Angebote bereit hält, sich damit fortlaufend verändert und gleichsam neu erfindet.
Nichts bleibt ausgespart: Wirtschaft, Bildung, Politik und Freizeit im Internet
Vier Bereiche werden in der Broschüre «Herausforderung Internet» speziell unter die Lupe genom men: Wirtschaft, Politik, Bildung und Freizeit. Für die Wirtschaft stellt sich unter anderem die Frage, wie man die Möglichkeiten der neuen Internet-Technologien ausnutzen kann, ohne dabei die Risiken aus den Augen zu verlieren oder die Privatsphäre der Nutzerinnen und Nutzer zu verletzen. Längst ist das Internet auch ein gebräuchliches Hilfsmittel für Aus- und Weiterbildungen. Hier wird die Frage immer wichtiger, wie mit den Informationen aus dem Internet umzugehen ist und für welche Zwecke das Internet in der Bildung gebraucht werden soll. Die Politik hat das Internet ebenfalls entdeckt: Die Partizipation via Internet wird häufig als geeignetes Instrument angesehen, das den Dialog zwischen Politik und Bevölkerung unterstützen kann. Es stellt sich aber die Frage, wieweit Bürgerinnen und Bürger auf diese Art tatsächlich an politischen Entscheidungen teilnehmen. Auch die Wirkungen von politischen Kampagnen im Internet und allfällige Folgen für die direkte Demokratie sind kritisch zu beobachten. Internetgestützte soziale Netzwerke verändern die private Kontaktpflege. Über Facebook können persönliche Informationen ausgewählten Personengruppen zugäng lich gemacht werden. Aber sind die dort publizierten Informationen vor unbekannten Zugriffen geschützt?  Es stellt sich die Frage, ob wir zu sorglos mit persönlichen Daten umgehen oder ob die Entwicklung zu einem neuen Umgang mit dem Thema «Schutz der Privatsphäre» führt? Soziale Kontakte werden auch über Online-Spiele wie «World of Warcraft» und in virtuellen Welten wie «Second Life» geknüpft und gepflegt.

Vom «Web 2.0» zum «Web 3.0»

Wohin der stetige Wandel führt, lässt sich erst in Ansätzen absehen. In Zukunft werden wohl nicht nur die Menschen, sondern auch die Gegenstände miteinander kommunizieren. Fachleute sprechen vom «Internet der Dinge». Dabei ermöglichen Sensoren und Funketiketten (RFID), dass Objekte oder auch Lebewesen ohne Zutun der Menschen identifiziert und ihre Bewegungen im Raum nachge zeichnet werden können. Dies eröffnet der Automatisierung ungeahnte Möglichkeiten. Weiter könnte das «semantic web» helfen, die Informationsflut zu bewältigen: Informationen werden so ge bündelt und aufbereitet, dass sie maschinell gelesen, interpretiert und allenfalls auch für die Nutzenden vor selektioniert werden können. Eine weitere Neuerung ist das sogenannte «grid compu ting»: Nutzerinnen und Nutzer könnten beispielsweise einen Teil ihres Speichers zur Verfü gung stellen, so dass andere ihre Dokumente über Internet verschlüsselt ablegen wieder darauf zugreifen können.

Internet der Zukunft - eine Auslegeordnung

Internet wird sich also in allen Bereichen unseres Lebens weiterentwickeln. Doch was bedeutet es, wenn Firmen zunehmend auf das Internet bauen? Können sie auf einen (Teil)ausfall dieser Infra struktur reagieren? Wie erkennt die Kundschaft seriöse Anbieter im Web? Was wir das Internet für eine Rolle übernehmen in Bildungsprogrammen und welche Auswirkungen wird das auf das Lernen haben? Welche Internet-Fachleute braucht die Schweiz – gerade auch vor dem Hintergrund mögli cher Missbräuche? Wie sollen Entscheidungsträgerinnen und -träger und unsere Gesellschaft mit der rasanten Entwicklung des Internets umgehen? Solche und weitere Fragen aus der Broschüre «Herausforderung Internet» regen zum Nachdenken an. Diese Themen, so das Ziel von TA-SWISS, sollen auch ausserhalb von Fachkreisen, nämlich unter den „Betroffenen» geführt werden.
Susanne Brenner


Die Publikation «Herausforderung Internet» steht am Anfang eines breit angelegten Projektes von TA-SWISS zum «Internet der Zukunft». In weiteren Phasen sollen Fachleute vertieft zu ihrer Ein schätzung künftiger Entwicklungen befragt werden. Des weiteren soll auch die Bevölkerung, die Nutzerinnen und Nutzer des Webs, zu Wort kommen und ihre Erwartungen, Hoffnungen und Be fürchtungen im Hinblick auf die Entwicklung des Internet darlegen.


Information zum Projekt:   http://www.ta-swiss.ch/d/them_info_web2.0.html

Elektronische Version der Broschüre mit weiterführenden Links:
                                                http://www.ta-swiss.ch/a/info_web2.0/Herausforderung_Internet_d.pdf

Die gedruckte Version der Broschüre kann kostenlos bei TA-SWISS bezogen werden



Zentrum für Technologiefolgen-Abschätzung TA-SWISS
Seit 1992 schätzt TA-SWISS Auswirkungen neuer Technologien ab und berät Parlament und Bundesrat vor ausschauend in Wissenschafts- und Technologiefragen. Mit wissenschaftlichen Studien werden Trends in der Biomedizin sowie in der Informations- und Nano technologie erfasst und mit Dialog- und Mitwirkungs verfahren Einwohnerinnen und Einwohner in die Debatten einbezogen. TA-SWISS ist ein Kompetenz­zentrum der Akademien der Wissenschaften Schweiz.



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05. Februar 2009
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