Weg von der Natur
Der Augenschein desjenigen, der am Wochenende verwundert Horden von Freizeit-Alpha-Radfahrern, die Flüsse entlangjagen, hinterhersieht, mag dem widersprechen – aber amerikanische Wissenschaftler haben einen traurigen grossen Trend ausgemacht: Der Ruf der Natur wird von den Jüngeren immer weniger vernommen.
«Beweise für einen fundamentalen und durchdringenden Wechsel weg von der Erholung in der Natur» fanden die amerikanischen Biologen Oliver Pergams und Patricia Zaradic in ihrer Analyse von langfristigen Daten, die aktuell im Fachmagazin PNAS veröffentlicht wird. Vor allem die Besucherzahlen von Naturparks, die seit 1987 stetig zurückgegangen sind, lieferten den beiden engagierten Wissenschaftlern Grundlagen für einen skeptischen Blick auf neue Generationen.
Doch nicht nur der Besuch von solchen Parks in den USA, Japan und Spanien geht zurück, sondern auch naturgebundene Freizeitaktivitäten, die früheren Generationen zur Erholung dienten: Angeln, Campen und Jagen zählen die Autoren hier an vorderster Stelle auf.
Selbst wenn das Wandern und das Reisen mit dem Rucksack in den letzten Jahren leicht angestiegen ist, sei dies nur ein «kleiner Gegentrend», so Pergams und Zaradic. Der grosse Schwund bei Besuchen der einst so populären Naturparks würde kleine Anstiege bei jenen Freizeitaktivitäten deutlich überwiegen. Zum anderen würde man auch am Niedergang des Campings die Bedeutung des Trends erkennen:
«Camping ist die beliebteste Aktivität in der Natur – vor dem Angeln und der Jagd und weit vor Wandern und Rucksacktourismus. Daher widerspiegelt der Rückgang beim Camping die Entscheidung eines grösseren Teils der amerikanischen Bevölkerung.»
Während die Besucherzahlen von Naturparks in den letzten 20 Jahren immer stärker zurückgegangen sind, hat der Konsum von TV, Games (Videospielen) und Internet in den letzten Jahren beträchtlich zugenommen. Zwar, so räumen Pergams und Zaradic ein, könne man wissenschaftlich nur eine starke Korrelation zwischen den beiden Phänomenen erkennen und keine ursächliche Beziehung bzw. gebe es sicher mehrere Ursachen für die schwindende Beliebtheit der Naturparks – und dennoch: Beide halten die «Videophilia», die im inhäusigen Sitzen Bilder und Spiele konsumierende Lebensweise, für das grosse Skandalon unserer Zeit, weshalb sie ihr auch eine eigene Webseite gewidmet haben.
Die Folgen der Abwendung von der Natur zu künstlichen Paradiesen sind für die Autoren zwar generell eher weniger hell, aber doch nicht so vorraussehbar schwarz, wie man vielleicht gedacht hätte. Pergams und Zaradic haben sich immerhin einen Optmismus bewahrt, was die Wissensneugier der Jüngeren betrifft. Vielleicht wollen die ja jetzt anderes von der Natur erfahren.
«Andere Untersuchungen zeigen, dass die Zeit, die Kinder in der Natur verbringen – besonders die Aktivitäten, die wir in der Studie betrachteten – ihr Umweltbewusstsein als Erwachsene prägt. (...) Weniger Aufenthalt in der Natur scheint weniger Umweltbewusstsein und weniger Wertschätzung der Natur um ihrer selbst willen zu bedeuten. Stattdessen könnten die Menschen aber dahin kommen, die Produkte und Dienstleistungen der Natur, wie die Photosynthese und die Bestäubung, höher zu bewerten. Ihnen den enormen Wert solcher Ökosystemleistungen bewusst zu machen wäre der pragmatischere Weg.»
Quelle: telepolis.de
http://www.heise.de/tp/blogs/3/103308
«Beweise für einen fundamentalen und durchdringenden Wechsel weg von der Erholung in der Natur» fanden die amerikanischen Biologen Oliver Pergams und Patricia Zaradic in ihrer Analyse von langfristigen Daten, die aktuell im Fachmagazin PNAS veröffentlicht wird. Vor allem die Besucherzahlen von Naturparks, die seit 1987 stetig zurückgegangen sind, lieferten den beiden engagierten Wissenschaftlern Grundlagen für einen skeptischen Blick auf neue Generationen.
Doch nicht nur der Besuch von solchen Parks in den USA, Japan und Spanien geht zurück, sondern auch naturgebundene Freizeitaktivitäten, die früheren Generationen zur Erholung dienten: Angeln, Campen und Jagen zählen die Autoren hier an vorderster Stelle auf.
Selbst wenn das Wandern und das Reisen mit dem Rucksack in den letzten Jahren leicht angestiegen ist, sei dies nur ein «kleiner Gegentrend», so Pergams und Zaradic. Der grosse Schwund bei Besuchen der einst so populären Naturparks würde kleine Anstiege bei jenen Freizeitaktivitäten deutlich überwiegen. Zum anderen würde man auch am Niedergang des Campings die Bedeutung des Trends erkennen:
«Camping ist die beliebteste Aktivität in der Natur – vor dem Angeln und der Jagd und weit vor Wandern und Rucksacktourismus. Daher widerspiegelt der Rückgang beim Camping die Entscheidung eines grösseren Teils der amerikanischen Bevölkerung.»
Während die Besucherzahlen von Naturparks in den letzten 20 Jahren immer stärker zurückgegangen sind, hat der Konsum von TV, Games (Videospielen) und Internet in den letzten Jahren beträchtlich zugenommen. Zwar, so räumen Pergams und Zaradic ein, könne man wissenschaftlich nur eine starke Korrelation zwischen den beiden Phänomenen erkennen und keine ursächliche Beziehung bzw. gebe es sicher mehrere Ursachen für die schwindende Beliebtheit der Naturparks – und dennoch: Beide halten die «Videophilia», die im inhäusigen Sitzen Bilder und Spiele konsumierende Lebensweise, für das grosse Skandalon unserer Zeit, weshalb sie ihr auch eine eigene Webseite gewidmet haben.
Die Folgen der Abwendung von der Natur zu künstlichen Paradiesen sind für die Autoren zwar generell eher weniger hell, aber doch nicht so vorraussehbar schwarz, wie man vielleicht gedacht hätte. Pergams und Zaradic haben sich immerhin einen Optmismus bewahrt, was die Wissensneugier der Jüngeren betrifft. Vielleicht wollen die ja jetzt anderes von der Natur erfahren.
«Andere Untersuchungen zeigen, dass die Zeit, die Kinder in der Natur verbringen – besonders die Aktivitäten, die wir in der Studie betrachteten – ihr Umweltbewusstsein als Erwachsene prägt. (...) Weniger Aufenthalt in der Natur scheint weniger Umweltbewusstsein und weniger Wertschätzung der Natur um ihrer selbst willen zu bedeuten. Stattdessen könnten die Menschen aber dahin kommen, die Produkte und Dienstleistungen der Natur, wie die Photosynthese und die Bestäubung, höher zu bewerten. Ihnen den enormen Wert solcher Ökosystemleistungen bewusst zu machen wäre der pragmatischere Weg.»
Quelle: telepolis.de
http://www.heise.de/tp/blogs/3/103308
17. Februar 2008
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