Wie das Land, so die Vögel

Seit gestern läuft der Film «Welcome to Zwitscherland» von Marc Tschudin in die Schweizer Kinos. Ein überraschender Blick auf das Land und seine Eigenheiten. Im Mittelpunkt: das Federvolk.

Für seinen ersten Kinofilm hätte sich der Dokumentarfilmer Marc Tschudin bestimmt umgänglichere Akteure als die unberechenbaren Vögel aussuchen können.
Von den Strapazen ist in seinem Kinofilm nichts zu spüren, von den helvetischen Eigenheiten freilich schon. Der Filmemacher und Biologe widmete die letzten drei Jahre diesem cineastischen Projekt, das den Alpenstaat mitten in Europa auf eine ganz neue Weise portraitiert: Unter Einbezug einer Gattung, die zwar allgegenwärtig ist, gleichwohl aber oft übersehen und häufig auch überhört wird – die der Vögel. Marc Tschudins Film verblüfft, verzaubert, irritiert und lässt die Zuschauer lächelnd staunen, wenn er mit liebevoller Ironie in ästhetischen Bildern auf die Schweiz mit all ihrer Vielfalt blickt: der landschaftlichen, kulturellen und eben der gefiederten.

Eine Geschichte von Abschied und Ankommen

In «Welcome to Zwitscherland» begibt sich die Erzählstimme als unsichtbare und doch emotional präsente Protagonistin auf die Suche. Nach dem Tod einer wichtigen Bezugsperson kommt sie in die alte Heimat zurück, mit dem Wunsch, zu verstehen: Den Verstorbenen und das Land, aus dem sie stammt. Eintauchend in seine Aufzeichnungen und ihre eigenen Erinnerungen, beginnt eine ungewöhnliche Tour de Suisse, die begeistert und nachdenklich stimmt.

Szenen mit schwärmenden Zugvögeln, donnernden Kampfpanzern, auf Wellen schaukelnden Enten, tanzenden Menschenmengen, trommelnden Spechten und glockenschweren Alpaufzügen veranschaulichen die Parallelwelten zwischen Genfer- und Bodensee, Rhein und Ticino, Jura und Engadin.

«Die Schweizer Vielfalt in der Natur und Kultur ist einzigartig», ist Marc Tschudin überzeugt. Dieses Bewusstsein gehe im Alltag allerdings schnell unter, weil es selbstverständlich scheint. «Der Blick von aussen, eine andere Perspektive hilft, die Wahrnehmung zu schärfen. Zum Beispiel, indem man eine Zeit lang auf Vögel achtet.» Genau das visualisiert er in seinem neusten Film. Die Idee dazu entstand vor ein paar Jahren während der Arbeiten zum Ausstellungsfilm für das Besuchszentrum der Schweizerischen Vogelwarte in Sempach.

Der Forscher und seine Fragen

Der gebürtige Basler wollte einst Archäologe oder aber Biologe werden; von Expeditionen in abgelegene Wüsten und Urwälder hatte er geträumt. Er entschied sich für das Biologie-Studium, das ihn schlussendlich in die Welt der Medien führte, vom Printjournalismus über die Fotografie zum Film. Das Besondere, das Irritierende oder gar Abgründige im Alltäglichen wollte er entdecken, kleine Dinge, die zu grossen Zusammenhängen führen, auch für seinen neusten Film war das der Antrieb. Welcome to Zwitscherland.

Weitere Infos und Spieldaten: http://www.welcome-to-zwitscherland.ch