Wie halten Sie's mit der Neutralität? (11)

«Neutralität ist heutzutage meist eine Entschuldigung für die eigene Faulheit, Mangel an Haltung und eigene Ängste.» Wir haben zum Thema Neutralität eine Leserumfrage erstellt. Elfter Teil der Antworten.

Leserumfrage
Umfrage: Dürfen wir heute noch neutral sein? Oder müssen wir es sogar? Visual: Nicole Maron

Was bedeutet es für Sie heute, neutral zu sein? Was wünschen Sie – oder fordern Sie von der Politik? Dürfen wir uns heraushalten aus Kriegen? Welche politische Haltung finden Sie angebracht – für die Schweiz oder für Deutschland – auch angesichts der ökonomischen Verflechtungen und Bündnisse? Welche Einflussnahme hat ein neutraler Staat heute?

Danke für die vielen, auch kontroversen Antworten, von denen wir auch heute einige veröffentlichen...

Eine Entschuldigung für den Mangel an Haltung

Individueller Frieden ist die Grundlage des gesellschaftlichen oder zwischenstaatlichen Friedens. Neutralität ist heutzutage meist eine Entschuldigung für die eigene Faulheit, Mangel an Haltung und eigene Ängste. Parteinahme ist nicht automatisch Einsatz für das Richtige. Daher ist die Entwicklung eines individuellen Friedens durch Selbstverwirklichung eine Notwendigkeit dieser Zeit.

Rolf Blum


An meinem Wertegefühl vorbei

Das Thema, so aufgegleist schiesst an meinem Wertegefühl weit vorbei.
Was wirft sie ab, diese «Neutralität»?  

H. Dunant war Mullfabrikant, fand Anwendung auf dem Schlachtfeld mit den offnen Wunden...

Allgemein wird der Ukraine Tötungsgerät geschenkt, die Schweiz verkauft solche Werkzeuge von Italien nach Deutschland, die stocken auf und liefern als Nato-Land…  

Christian Balke


Der Standpunkt des Betrachters

Neutral zu sein, ist heute eine schwierige Angelegenheit. Denn oft ist der Standpunkt des Betrachters zu berücksichtigen. Jeder Mensch macht Erfahrungen oder nimmt Themen auf eine andere Weise der Betrachtung auf… so ist es doch so wichtig für eine neutrale Betrachtung, beide Seiten eines Konfliktes zu beachten. Denn nur so ist es möglich, einen neutralen Blick zu gewährleisten. 

Nehmen wir mal den Konflikt in der Ukraine: Was meiner Meinung nach eher ein Konflikt zwischen West und Ost ist! Um einen Standpunkt zu finden, wer hier wen provoziert, müssen wir einen Schritt zurück. Vielleicht ist genau das der Grund, warum es heute noch eine Nato gibt, aber der Warschauer Pakt sich aufgelöst hat: weil Provokation uns nicht weiterbringt. Die Einsicht, dass wir zusammen arbeiten sollten und nicht gegeneinander, finde ich weise. Doch die Deutschen lassen sich lieber von den Amerikaner regieren, als den Draht zu den Russen zu suchen. Kritik an den Amerikaner kommt nie gut an, jedoch die Russen in Kritik zu stellen, wird heute gewünscht. 

Ich sehe die selbe Problematik im Gazastreifen. Die Menschen dort wohnen in einem künstlichen Gefängnis und dann, wenn so was passiert fragt man sich, wieso diese Unmenschlichkeit? Sie wurde seit Jahren provoziert. 

Und genau darum geht es mir bei der Sichtweise der Neutralität: Nicht nur eine Seite, sondern die Gegenseite ebenso zu betrachten. So sollten sich die Menschen fragen, wie wir in Zukunft zusammenleben wollen. Krieg bringt uns nur weiteren Hass und Leid und führt zu immer folgenden Konflikten. So sollten wir doch einfach versuchen, eine vernünftige Zusammenarbeit für die Zukunft zu finden. Dies dient einer konfliktfreien und gesunden Menschlichkeit, und es dient dem Wohlstand und dem Frieden auf dieser Welt.

Samuel Steck

Visual

 

29. Januar 2024
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