Zero Waste – Schluss mit dem Verpackungsmüll

Nach dem Erfolg des «Original Unverpackt» Supermarkts in Berlin spriessen verpackungslose Einkaufsläden nun auch in der Schweiz aus dem Boden. Im März eröffnete in Zürich der erste Laden, der alle Produkte komplett ohne Verpackung anbietet. Ebenfalls im Frühling möchte ein Duo aus Basel loslegen. Zwei Frauen aus Winterthur starteten mit ihrem Lokal «Bare Ware» im April.
Noch vor einem Jahr gab es in der Schweiz nur zwei solcher Geschäfte. Doch laufend entstanden neue Konzepte, die realisiert wurden. Zuerst hauptsächlich in der Westschweiz, danach immer mehr auch im deutschsprachigen Raum. Gemäss Zero Waste Schweiz sind in diesem Jahr ungefähr zwanzig neue Projekte geplant. Das Motto ist bei allen gleich: Keine Verpackung, keine Lebensmittelverschwendung – Schutz der Umwelt und der Ressourcen.

Einige Konzepte reifen noch, die Initianten suchen etwa nach einem Ladenlokal oder Investoren. Das alles hat das Zürcher Projekt «foifi» bereits hinter sich. Durch Crowdfunding erhielten die Initianten des ersten Unverpackt-Ladens in Zürich 32 000 Schweizer Franken. Genügend Geld, um mit der Umsetzung zu beginnen. Tara Welschinger, verantwortlich für die Projektentwicklung, und ihre Partner aus Gastronomie, Kunst und Handwerk luden im Januar zum Baustellen-Apéro ein, im März wollen sie eröffnen – im Kulturpark im Zürcher Kreis 5. Dass die Initianten den Laden «foifi» nennen, hat weniger mit dem Standort als vielmehr mit den fünf Grundsätzen von Zero Waste zu tun: Abfall ablehnen, reduzieren, wiederverwenden, recyclen, verrotten lassen.

Was bedeutet «unverpackt einkaufen» für den Kunden? Im «foifi» wird im hinteren Teil des ungefähr 150 Quadratmeter grossen Raums ein Bulk-System eingerichtet: Aus zylinderförmigen Behältern füllen Kunden Nahrungsmittel in ihre Mehrwegbehälter ab. Es gibt unter anderem Reis, Pasta, Hülsenfrüchte, Trockenfrüchte, aber auch Butter, serviert auf einer Kühltheke, und Milch aus dem Milchautomaten – direkt vom Bauernhof. Kunden, die verpackungslos einkaufen, wiegen das mitgebrachte Transportgefäss vor ihrem Einkauf im Laden. Sie bezahlen ausschliesslich für den Inhalt. Jeder kauft seine individuelle Menge ein, verschwendet dadurch kein Essen und produziert keinen Abfall. Das Zürcher Konzept beinhaltet neben der Nahrungsmittelecke ein Non-Food-Sortiment und ein Café mit einem Take-Away Angebot. Natürlich mit «keep cups», keinen Pappbechern.

Gemäss dem Bundesamt für Umwelt produziert die Schweiz jährlich 724 Kilogramm Siedlungsabfälle pro Kopf, ohne die Bau- und Sonderabfälle. Das sind sechs Millionen Tonnen pro Jahr. «Das Einkaufen benötigt mehr Zeit, wird dadurch aber auch bewusster», sagt Tara Welschinger, Projektentwicklerin von foifi. Derweil hämmern die Handwerker im «Bare Ware»-Lokal in Winterthur noch, Ende März soll der Umbau fertig sein. Auch bei den beiden Frauen aus Winterthur lautet die Idee: biologisch, fair, saisonal und ohne Verpackung.
Die Mädels aus Berlin freut das. Ursprünglich planten sie nämlich, mit ihrem «Original Unverpackt» Supermarkt in die Schweiz zu expandieren. Doch auf Anfrage meinten sie: Sie hätten vor Ort alle Hände voll zu tun und schlichtweg keine Zeit dafür. Sie freuten sich aber über jeden neueröffneten Unverpackt-Laden. 


www.foifi.ch
www.abfuellerei-basel.ch
www.facebook.com/bareWare.ch