Zur Festtagsfrage: Das wunder-volle Lächeln

Die Zeitpunkt-Redaktion fragte, wie Sie Weihnachten verbringen, was Ihnen wichtig ist und ob Weihnachten noch ein Licht in dunklen Zeiten ist. Diese beiden Antworten erzählen von den Gedichten und Geschichten, die sie gerne an Weihnachten (vor-)lesen.

Alte Frau
Sie lächelte noch strahlender als zuvor. Foto: Danie Franco

Festtagsfrage

...das fragten wir unsere Leser und Leserinnen.

und wenn Sie eine Lieblings-Weihnachtsanekdote oder Adventsgeschichte haben, – sei sie selbst erlebt, selbst ausgedacht oder irgendwo einmal gehört - würden wir die sehr gerne auch lesen.

Schreiben Sie uns ein paar Zeilen – wir veröffentlichen (möglicherweise gekürzt) einige der Antworten hier auf unserem Zeitpunkt-Info-Portal der nächsten Wochen. Schreiben Sie bitte an: [email protected]

Das wunder-volle Lächeln

Ich habe in meinem Ordner «Adventsgeschichten» folgende Geschichte wieder «ausgegraben», um sie mit andern zu teilen. Sie handelt von einem wundervollen Lächeln. Mich dünkt: Ein Lächeln kann uns zutiefst berühren, wenn es von ganzem Herzen kommt. So kann etwas vom göttlichen Licht, das wir Menschen in uns tragen, auf einen andern Menschen überspringen. Natürlich vorausgesetzt, dass das Herz atmet und lebendig ist...

ES WAR EINMAL ein kleiner Junge, der unbedingt Gott treffen wollte. Er war sich bewusst, dass der Weg zu dem Ort, an dem er Gott begegnen würde, ein sehr langer war. Also packte er in seinen Rucksack einige Coladosen und mehrere Schokoladenriegel und machte sich auf die Reise. Er lief eine ganze Weile und kam in einen kleinen Park. Dort sah er eine alte Frau, die auf einer Bank sass und den Tauben zuschaute, die vor ihr nach Futter auf dem Boden suchten. Der kleine Junge setzte sich zu der Frau auf die Bank und öffnete seinen Rucksack.

Er wollte sich gerade eine Coladose herausholen, als er den hungrigen Blick der alten Frau sah. Also griff er zu einem Schokoriegel und reichte ihn der Frau. Dankbar nahm sie diesen und lächelte. Und es war ein wundervolles Lächeln! Der kleine Junge wollte dieses Lächeln nch einmal sehen und bot ihr auch eine seiner Getränkedosen an. Und sie nahm auch diese an und sie lächelte wieder. Noch strahlender als zuvor. Der kleine Junge war selig.

Die beiden sassen den ganzen Nachmittag lang auf der Bank im Park, assen Schokoriegel und tranken Cola – aber sprachen kein einziges Wort. Als es dunkel wurde, spürte der Junge, wie müde er war, und er beschloss zurück nach Hause zu gehen. Nach einigen Schritten hielt er inne und drehte sich um.

Er ging zurück zu der Frau und umarmte sie. Die alte Frau schenkte ihm dafür ihr allerschönstes Lächeln. Zu Hause sah seine Mutter seine Freude auf seinem Gesicht und fragte ihn: «Was hast du denn heute Schönes gemacht, dass du so fröhlich aussiehst?» Und der Junge antwortete: «Ich habe mit Gott «Zvieri» gegessen – und sie hat ein wundervolles Lächeln!» Auch die alte Frau war nach Hause gegangen, wo ihr Sohn schon auf sie wartete. Auch er fragte sie warum sie so fröhlich aussehe. Und sie antwortete: «Ich habe mit Gott «Zvieri» gegessen – und er ist viel jünger, als ich gedacht habe.»

(Doris Lueth)

Ein Gedicht zum Lächeln

Ein Fremder hat mir ein Lächeln geschenkt
an einem Regenmorgen.
Es streifte mein Herz, das angstvoll bedrängt,
und linderte meine Sorgen.

Ich wollt es behalten, ich Egoist,
doch begriff ich, mit einem Mal heiter,
dass man in der Fülle grosszügig ist –
und ich gab's an den Nächsten weiter.

So trat es seine Wanderung an
durch Strassen, Plätze und Gassen,
durch Omnibus, Tram und Untergrundbahn,
so greifbar – und doch nicht zu fassen.

Am Abend, als ich nach Hause ging,
da bückt' ich mich plötzlich nieder
und sah wie ein kleines, strahlendes Licht
mein Lächeln auf einen Kindergesicht
und ich nahm's mir und hatte es wieder.

(Linda Strauss)




Verlassene StadtMarkt und Strassen stehen verlassen

Mein Alltag mit 3 Kindern im Gymnasium ist eher unweihnachtlich, da bis zum letzten Tag vor Weihnachten noch Prüfungen geschrieben werden und man nicht mal Zeit für eine Weihnachtsfeier hat. Wir nehmen die Weihnachtstage selbst, Tür zu, ausschlafen, Kekse backen, schön kochen und Spiele spielen. Einfach Beisammensein.

Es hilft, den Baum schon Mitte Dezember aufzustellen, damit alle wissen, dass die Hektik dann doch bald ein Ende hat.

Zwei Geschichten und ein Gedicht bleiben aus meiner Kindheit und sind immer mit Weihnachten verbunden:
Böll - die Waage der Baleks
und
Schnurre - die Leihgabe.

Die lese ich noch gerne vor am Heiligen Abend, weil wir erst am ersten Feiertag morgens bescheren.

Und das Weihnachtsgedicht von Eichendorff: 

Markt und Strassen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh’ ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus...
(Weiterlesen…)

 

(Jutta Rehm)


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