Kollateralschaden - warum gute Krankenkassen teurer werden müssen.

Die Einheitskrankenkasse verhindere einen Wettbewerb, und Wettbewerb sei immer zum Wohle des Konsumenten, in diesem Fall des Versicherten. So lautet eines der sachlicheren Voten der Gesundheitsindustriellenlobby.

Dass dies eine dreiste Lüge war, wurde mir spätestens klar, als mir eine Prämiennachzahlung über 340 Franken ins Haus flatterte. Die Rechnung war für einmal nicht Auswuchs der stetig steigenden Gesundheitskosten (besser: der stetig steigenden Monopolgewinne der Gesundheitsindustrie!), sondern sie war vielmehr Folge eines höchst dubiosen «Kollateralschadens» des hirnrissigen Konkurrenzkampfes der Krankenkassen, der durch die Annahme der Initiative zur Schaffung einer Einheitskasse eben hätte eliminiert werden können.

Wem gehören die Reserven der Versicherten?
In den Artikeln 78 und 83 der «Verordnung über die Krankenversicherung» werden die Kassen zur Bildung von Reserven und Rückstellungen verpflichtet. Obschon beide Posten auf derselben Seite der Bilanz stehen, gibt es einen für die wechselfreudigen Versicherten folgenschweren Unterschied: «Reserven» werden dem Eigenkapital zugerechnet, «Rückstellungen» hingegen dem Fremdkapital.

Diese Unterscheidung schlägt sich auch im für Krankenkassen verbindlichen Kontenplan des Bundesamtes für Sozialversicherungen nieder: Rückstellungen sind im Versicherungswesen zur Hauptsache Rückstellungen für unerledigte Fälle. Sie können in der Regel einem Schadensereignis beziehungsweise einem bestimmten Versicherten zugeordnet werden und dienen – sozusagen als transitorische Passivposten – der Deckung bereits eingetretener, aber noch nicht definitiv geregelter Schäden.

Die obligatorische Krankenversicherung – dies als Erinnerung zum besseren Verständnis – finanziert sich nicht wie die Berufliche Vorsorge im Akkumulationsverfahren, sondern im Umlageverfahren. Das heisst: Es werden keine Deckungskapitalien gebildet. Entsprechend sieht das Krankenversicherungsgesetz keine anderen Formen und Gründe für Rückstellungen vor. Will deine Krankenkasse indes zusätzliche Sicherheiten für alle Formen von Unwägbarkeiten bilden, so muss sie das in Form von «Reserven» tun. Diese aber – und das ist nun das möglicherweise Ärgerliche für die Versicherten – sind im Gegensatz zu den Rückstellungen Eigenkapital der Kasse. Und werden deshalb bei einem Wechsel des Versicherten zu einer anderen Kasse nicht transferiert.

Wer gut arbeitet, wird bestraft
Konkret: «Seriöse» Kassen mit tiefen Prämien, nicht aufgrund «guter Risiken» in Form von jungen Männern, sondern wegen ihrer bescheidenen Kostenstruktur, solche Kassen sind bei Bekanntwerden grösserer allgemeiner Prämienerhöhungen zuweilen mit einem Ansturm von Wechselnden konfrontiert. Diese lassen die mit ihren Prämien gebildeten Reserven in der alten Kasse zurück und zwingen die Kassen mit grossem Zulauf deswegen zur Erhöhung ihrer Prämien – nicht etwa, weil die Risiken schlechter werden oder die Kostenstruktur ineffizienter wird, sondern weil die Reserven für alle neuen Risiken nicht ausreichen.
So war ich als Mitglied einer Gesundheitskasse, die mit mir jahrzehntelang einträgliche Geschäfte gemacht hatte, zur Bezahlung sowohl einer Prämienerhöhung gezwungen, die Folge eben der Freizügigkeit war, die dank Wettbewerb zur Prämienverbilligung beitragen sollte.
Wie gesagt: nur eine der Lügen, aber eine dreiste!

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Willi Maurer begleitet seit über 30 Jahren Einzelne und Gruppen mit Gefühls- und Körperarbeit. Dadurch gewann er Einblick in die lebenslangen Auswirkungen von primär prägenden Geschehnissen rund um die Geburt, vor allem dem durch Mutter-Kind-Trennung oder Medikalisierung (Periduralanästhesie, Kaiserschnitt) verunmöglichten Imprinting, dessen Folgen – zum Beispiel der generationenüberschreitende Verlust der natürlichen Pflegeinstinkte, (selbst-) zerstörerische und suchtartige Verhaltensweisen – im Tierreich sehr wohl erforscht sind, beim Menschen jedoch fälschlicherweise nicht in Betracht gezogen werden.

Da uns die Reparaturkosten in Milliardenhöhe unhinterfragt unter dem Namen Gesundheitskosten verkauft werden, engagiert sich Willi Maurer in Form von Vorträgen und Seminaren für wirksame Vorsorgemassnahmen und die Rückkehr zu einem enkeltauglichen Sozialverhalten.

Kontakt: Willi Maurer, Doné – Ort der Begegnung, 6994 Aranno, Tel. 091 609 10 89, www.willi-maurer.ch
23. April 2015
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