«Liebe Flüchtlinge»
Im Briefkasten der Redaktion fanden wir einen herzerwärmenden Brief. Der Absender bittet uns alle als Postboten zu wirken.
Marco Gunn ist mit seiner Band Mañana me canto in mehr als 30 Ländern gastfreundlich aufgenommen und bewirtet worden. Seine Erfahrung ist es, dass Menschen gut und liebenswert sind. Besonders in der arabischen Welt. Die Medien aber spiegeln nicht sein Erleben. Im Gegenteil, es werde pure Angst geschürt. Medien seien nicht mehr ernst zu nehmen, meint er, die Menschen hingegen jedoch sehr. «Egal ob reich oder arm und unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder Hautfarbe.» Alle hätten Ängste schreibt er in seiner Mail an die Redaktion und findet, man solle doch zusammensitzen und sich darüber austauschen.
Als Hilfe hat er einen Brief verfasst, den die Lesenden weiterreichen sollen. Er richtet sich besonders an Flüchtlinge aus dem arabischen Raum. «Falls ihr welche trefft» schreibt er, «wäre es nett, wenn ihr für mich Postbote spielt.»
Liebe Flüchtlinge,
Ihr wurdet von eurem Land vertrieben, weil unsere Regierungen Öl brauchen, um das Wirtschaftswachstum am laufen zu halten. Unsere Machthaber und deren Ökonomen haben Angst davor, nicht weiter wachsen zu können, obwohl ewiges Wachstum auf einer begrenzten Welt natürlich absurd ist. Ein Problem liegt darin, dass unsere Geldmenge wegen Zins und Zinseszins rasant wächst. Um diesen wachsenden Zins bezahlen zu können, erhöht unsere Regierung die Steuern, um diese den mächtigen Banken zu geben. Da das viele hier nicht verstehen, spürt ihr vielleicht einen gewissen Hass von unserer Bevölkerung. Wir brauchen einen Sündenbock. Bitte entschuldigt unsere Ignoranz.
In eurer Islamischen Kultur habt ihr Steuern in Form von freiwilligen Abgaben und verbietet das Nehmen von Zins. Damit unsere gemeinsame Welt nicht noch mehr Kriege erlebt und etwas sparsamer mit den Ressourcen umgeht, können wir hier eure Erfahrung und Hilfe gut gebrauchen. Denn es ist unser vom Wachstumsdiktat aufgezwängter Konsum, welcher den Krieg bei euch erst geschaffen hat. Krieg ist der Kampf um Ressourcen – Friede ist das Teilen von Ressourcen. Im Teilen habt ihr mehr Übung als wir – bitte zeigt uns dies. Zeigt uns, wie ihr Essen teilt, wie ihr eure Autos auslastet, wie ihr euch gegenseitig helft.
Wie? Kocht und teilt das Mahl mit uns! Isst man zusammen, lernt man sich kennen. Man überwindet Ängste, kommt ins Gespräch und übt sich in Frieden.
Klar habt ihr wenig Geld, um Essen zu kaufen. Doch keine Sorge! Ressourcen haben wir hier genug. Schliesslich nehmen unsere Firmen sie von der ganzen Welt. Was uns hier fehlt, ist Zeit und Vertrauen. Zeigt diesen Brief einem Gemüsehändler oder irgendwem. Ihr werdet staunen wieviel Essen, Pfannen und Dinge wir hier haben, welche wir zwar nicht brauchen aber nicht zu teilen wissen. Zeigt es uns. Wir freuen uns, von euch eingeladen zu werden. Informiert euch vorher, wo ihr Feuer machen könnt, denn hier ist viel reglementiert. Vieles ist anders hier, doch eines haben wir gemeinsam mit euch:
Wir wollen in Frieden leben. Salem Aleikum.
Als Hilfe hat er einen Brief verfasst, den die Lesenden weiterreichen sollen. Er richtet sich besonders an Flüchtlinge aus dem arabischen Raum. «Falls ihr welche trefft» schreibt er, «wäre es nett, wenn ihr für mich Postbote spielt.»
Liebe Flüchtlinge,
Ihr wurdet von eurem Land vertrieben, weil unsere Regierungen Öl brauchen, um das Wirtschaftswachstum am laufen zu halten. Unsere Machthaber und deren Ökonomen haben Angst davor, nicht weiter wachsen zu können, obwohl ewiges Wachstum auf einer begrenzten Welt natürlich absurd ist. Ein Problem liegt darin, dass unsere Geldmenge wegen Zins und Zinseszins rasant wächst. Um diesen wachsenden Zins bezahlen zu können, erhöht unsere Regierung die Steuern, um diese den mächtigen Banken zu geben. Da das viele hier nicht verstehen, spürt ihr vielleicht einen gewissen Hass von unserer Bevölkerung. Wir brauchen einen Sündenbock. Bitte entschuldigt unsere Ignoranz.
In eurer Islamischen Kultur habt ihr Steuern in Form von freiwilligen Abgaben und verbietet das Nehmen von Zins. Damit unsere gemeinsame Welt nicht noch mehr Kriege erlebt und etwas sparsamer mit den Ressourcen umgeht, können wir hier eure Erfahrung und Hilfe gut gebrauchen. Denn es ist unser vom Wachstumsdiktat aufgezwängter Konsum, welcher den Krieg bei euch erst geschaffen hat. Krieg ist der Kampf um Ressourcen – Friede ist das Teilen von Ressourcen. Im Teilen habt ihr mehr Übung als wir – bitte zeigt uns dies. Zeigt uns, wie ihr Essen teilt, wie ihr eure Autos auslastet, wie ihr euch gegenseitig helft.
Wie? Kocht und teilt das Mahl mit uns! Isst man zusammen, lernt man sich kennen. Man überwindet Ängste, kommt ins Gespräch und übt sich in Frieden.
Klar habt ihr wenig Geld, um Essen zu kaufen. Doch keine Sorge! Ressourcen haben wir hier genug. Schliesslich nehmen unsere Firmen sie von der ganzen Welt. Was uns hier fehlt, ist Zeit und Vertrauen. Zeigt diesen Brief einem Gemüsehändler oder irgendwem. Ihr werdet staunen wieviel Essen, Pfannen und Dinge wir hier haben, welche wir zwar nicht brauchen aber nicht zu teilen wissen. Zeigt es uns. Wir freuen uns, von euch eingeladen zu werden. Informiert euch vorher, wo ihr Feuer machen könnt, denn hier ist viel reglementiert. Vieles ist anders hier, doch eines haben wir gemeinsam mit euch:
Wir wollen in Frieden leben. Salem Aleikum.
29. November 2015
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