Mahnfeuer für den Alpenschutz
Schützen - nicht übernützen: Die Alpen-Initiative und Mountain Wilderness Schweiz haben gestern in Interlaken mit einer Feueraktion an die Wichtigkeit des Alpenschutzes erinnert. Die beiden Alpenschutzorganisationen warnen vor den Folgen des Massentourismus.
Für beide Organisationen ist 2024 ein Jubiläumsjahr. Vor 30 Jahren wurde die Alpeninitiative angenommen; und Mountain Wilderness Schweiz wurde vor 30 Jahren in Brig gegründet. Mit dem gemeinsamen «Feuer in den Alpen» in Interlaken haben sie ein Zeichen für einen sanften und wildnisverträglichen Tourismus und eine entsprechende Verkehrsgestaltung gesetzt, um die Alpen zu schützen, statt zu übernützen.
Alpenverträgliche Verkehrsgestaltung
Auch 30 Jahre nach der Annahme der Alpeninitiative donnern noch zu viele Lastwagen durch die Alpen. Doch sie sind damit nicht allein: Auch der überbordende Freizeit- und Tourismusverkehr bringt die sensiblen alpinen Ökosysteme sowie die lokale Bevölkerung an ihre Belastungsgrenzen. Obwohl die öffentliche Verkehrsinfrastruktur in den schweizerischen Alpen vielerorts gut ausgebaut ist, entscheiden sich immer noch zu viele Menschen für die An- und Durchreise mit dem Auto. Die Folge: Verstopfte Bergstrassen, Lärm- und Luftverschmutzung. Auch das Klima leidet, so ist der Verkehr für rund einen Drittel des schweizweiten CO2-Ausstosses verantwortlich. Die Alpen-Initiative setzt sich deshalb für eine alpenverträgliche Verkehrspolitik ein. Das heisst einerseits den öffentlichen Verkehr zu nutzen, wo dieser bereits vorhanden ist und andererseits das Angebot zu erweitern, wo dies noch nicht der Fall ist. So werde zu einem zukunftsfähigen Tourismus und damit zu einer nachhaltigen Gestaltung eines für die Berggebiete zentralen Wirtschaftszweiges beigetragen. «Der Tourismus erzeugt rund 20% der gesamten Wertschöpfung in den Berggebieten. Wir müssen dafür sorgen, dass diese Wertschöpfung zukünftig in Einklang mit Mensch und Umwelt passiert», fordert Jon Pult, Präsident der Alpen-Initiative und Nationalrat, in seiner Mahnrede.
Erhalt wilder Naturträume
Die Alpen stellen im dicht besiedelten Mitteleuropa eine der wenigen Räume dar, in denen es noch nahezu ursprüngliche Natur gibt. Diese wilden Räume vor einem auf schnellen, auf Konsum getriebenen Tourismus zu schützen, der immer mehr Raum in Anspruch nimmt, hat sich Mountain Wilderness auf die Fahne geschrieben. «Wir setzen uns ein für eine Art Bergerlebnisse, die nicht auf Infrastruktur und Attraktionen angewiesen ist, sondern im Gegenteil erst in deren Abwesenheit möglich ist», erklärt Sina Schneider, Präsidentin von Mountain Wilderness Schweiz.
Die Auswirkungen des Massentourismus begrenzen sich nicht nur auf bereits bekannte Tourismusgebiete, sondern betreffen vermehrt auch Randregionen und sogar wilde Räume. Mountain Wilderness Schweiz setzt sich für einen wildnisverträglichen Bergsport ein, der auf ein kompetentes und rücksichtsvolles Erlebnis der Bergwelt beruht. Regionen wie das Berner Oberland sind immer stärker mit dem Phänomen des Overtourism konfrontiert, wo unkontrollierte Touristenströme einzelne Regionen überfluten. Dieses Phänomen hat verheerende Folgen auf das ohnehin delikate Gleichgewicht zwischen bebauten und wilden Gebieten.
Symbolischer Bergzug für den Alpenschutz
Die rund 60 Alpenschützerinnen und Alpenschützer beider Organisationen erkundeten am Samstagnachmittag die Region. Nach einem gemeinsamen Apéro und Abendessen zeichneten die Aktivistinnen und Aktivisten mit einzelnen Feuerzeichen symbolisch einen Bergzug in eine Wiese im Zentrum von Interlaken. Mit diesem erinnern sie daran, dass die Alpen wertvoller und schützenwerter Lebensraum sind.
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