Massenmedien: Brisante Themen kommen zu kurz

Brisant - und trotzdem verkannt: Immer wieder gehen wichtige Themen in den Medien unter. Eine Hochschul-Initiative ermittelt die zu kurz gekommenen Fälle, darunter Schweizer Atomkraftwerke und deutsche Kriegsverbrechen in Afrika.

Darmstadt - Zum elften Mal gab die "Initiative Nachrichtenaufklärung" (INA) gestern eine Rangliste von Themen und Nachrichten bekannt, die im Jahr 2007 in den Medien floppten - trotz hoher Brisanz.

Im Wirtschaftsressort fehlte den Juroren eine umfassendere Berichterstattung über Geheimabsprachen in der Mobilfunkbranche sowie über die Auslandsgeschäfte der WestLB.

Bei Umwelt und Umweltschutz haben es gleich drei Themen in die Rangliste geschafft: Gesundheitsgefährdende Stoffe in Kosmetika oder Lack sind laut INA "tickende Zeitbomben", die sogar die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können - ein Thema, das jedoch zuletzt in den neunziger Jahren in den Medien aufgegriffen wurde.

Zweites Umweltthema: die lokale Abholzung von Bäumen. Auch die Pläne für neue Atomkraftwerke in der Schweiz stießen auf geringes Medienecho.

Lediglich die Deutsche Welle und die "Junge Welt" berichteten im Juni 2007 über die erstmalige Debatte des Bundestags, Entschädigungen für deutsche Kriegsverbrechen in Afrika zu leisten - dabei werden die tausendfachen Morde an den Herero aus dem Jahr 1904 heute vielfach als Völkermord bewertet.

Statt zehn vernachlässigten Themen wie in den Vorjahren kommt die "Initiative Nachrichtenaufklärung" in diesem Jahr jedoch nur auf acht. Das INA-Projekt der Universitäten Dortmund und Bonn sowie der Hochschule Darmstadt hat das US-amerikanische "Project Censored" zum Vorbild, das seit 1976 vernachlässigte Themen in US-Medien recherchiert.

Quelle: Der Spiegel
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,533951,00.html
12. Februar 2008
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