Mögliche BRICS-Erweiterung gefährdet Hegemonie des Westens
Die Vereinigung BRICS, bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, könnte künftig mehr als ein Dutzend neue Mitglieder aufnehmen und damit ihren Einfluss auf der internationalen Ebene deutlich ausweiten. Vor allem aber würde sie dadurch die globale Vormachtstellung des sogenannten «kollektiven Westens» nachhaltig und massgeblich gefährden.
Der Verband der aufstrebenden Wirtschaftsnationen Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, der unter der Bezeichnung «BRICS» unlängst weltweite Beachtung erlangt hat, ist auf dem besten Wege, sich als ein Hauptakteur in der internationalen Politik endgültig zu etablieren. Vor allem die fortschreitende Integration der BRICS sowie ihre eventuelle Erweiterung offenbaren ein Potenzial, das es dieser Staatengruppe künftig ermöglichen könnte, die bestehende politische und wirtschaftliche Vormachtstellung der USA sowie ihrer Verbündeten zu beenden und das Herz einer neuen und gerechteren Weltordnung zu bilden.
Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die BRICS-Staaten ein sehr hohes Niveau bei ihrer Zusammenarbeit erreicht haben und in der Weltwirtschaft und Politik dadurch enorm an Gewicht gewinnen konnten, wird diese Vereinigung im Hinblick auf das sich derzeit fundamental verändernde globale Kräfteverhältnis von zahlreichen Experten vor allem als Konkurrent zu der G7 angesehen.
Wirtschaftlich sorgen die BRICS-Länder, die gemeinsam rund 40 Prozent der Weltbevölkerung und etwa 20 Prozent des globalen Handels ausmachen, inzwischen für mehr als 30 Prozent des kaufkraftbereinigten globalen Bruttoinlandsprodukts. Im Hinblick auf das Weltfinanzsystem haben die BRICS mit der Gründung der «Neuen Entwicklungsbank» (New Development Bank) ein eigenes Kreditinstitut etabliert, das für viele Entwicklungsländer eine hervorragende Alternative zu den westlich dominierten Institutionen «Internationaler Währungsfonds» und «Weltbank» darstellt.
Politisch bietet die Gemeinschaft für viele Staaten inmitten der heutigen turbulenten Zeit und vor allem angesichts der gegen den Iran, Russland und China gerichteten Sanktionspolitik des kollektiven Westens eine grosse Chance, eine souveräne Politik zu verfolgen und damit eine erfolgreiche Entwicklung ihrer Wirtschaft sowie anderer Bereiche zu gewährleisten.
Von den Vorzügen einer BRICS-Mitgliedschaft überzeugt schienen bislang eigentlich zahlreiche Länder zu sein, allerdings sind Argentinien und der Iran die einzigen, die dieser Gemeinschaft bislang offiziell beitreten wollen. Doch nun rückt die mögliche Erweiterung der Staatengruppe erneut in das Zentrum der weltweiten Aufmerksamkeit, wobei die Rede dieses Mal von deutlich mehr als ein paar Ländern ist, die ein Teil von BRICS werden wollen.
Stehen BRICS vor einer grossen Erweiterung?
Diesbezüglich berichtete die Nachrichtenagentur TAss vor wenigen Wochen, dass die Zahl der an einem Beitritt zu BRICS interessierten Staaten ständig wächst und dass die BRICS-Mitglieder derzeit darüber nachdenken, in welcher Form die Organisation erweitert werden könnte. Unter Berufung auf ein Fernsehinterview des russischen Vize-Aussenministers Sergej Rjabkov heisst es im Bericht unter anderem, dass 16 Länder den BRICS gegenwärtig beitreten wollen.
Demnach hat Rjabkov zwar keine Vorhersagen zu dem Umfang einer möglichen Erweiterung der Staatengruppe oder dem Zeitpunkt der Aufnahme von weiteren Mitgliedern gemacht, sagte aber, «dass sich die Zeit nähert, in der wir eine BRICS bekommen werden, die in der einen oder anderen Form auf den verschiedenen Kontinenten noch stärker vertreten sein wird.» Dabei werde es aller Voraussicht nach «keine Beschränkungen in Bezug auf den Ort, das Format, die Qualität und den Umfang» geben, in dem sich diese oder jene Länder an Zusammenarbeit mit BRICS beteiligen, so der Diplomat.
Er sagte dazu ausserdem: «Ich will es nicht verschweigen, wir hatten bisher einfach keine Erfahrung mit so vielen Bewerbungen. Als die erste und bisher einzige Erweiterung der BRICS mit der Aufnahme der Republik Südafrika erfolgte, gingen alle einfach von der Selbstverständlichkeit dieses Schrittes aus. […] Jetzt ist die Liste ziemlich lang, ausserdem gibt es Staaten, die besonderes Interesse an dem Beitritt zur Neuen Entwicklungsbank der BRICS gezeigt haben und so weiter. Hier gibt es eine Vielzahl von Formaten, und verschiedene Geometrien sind akzeptabel.»
Auch andere Quellen verweisen darauf, dass das Interesse an BRICS weltweit nach wie vor sehr gross ist und dass es mehr als ein Dutzend Länder geben soll, «die bereits an die Tür geklopft haben». In diesem Zusammenhang werden immer wieder etwa Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten, Algerien oder Nigeria genannt, wobei man bei Algerien schon mal davon ausgehen kann, dass das Land in absehbarer Zukunft einen Antrag auf eine Mitgliedschaft in dieser Vereinigung stellen wird.
Wie viele Beitrittskandidaten es in der nahen Zukunft sein werden, ist fraglich. Was man aber schon jetzt deutlich sagen kann, ist, dass eine mögliche Erweiterung der BRICS – insbesondere vor dem Hintergrund des Konfliktes zwischen dem Westen und Russland respektive China – wie ein weiterer Beleg dafür wirkt, dass die Staatengruppe den weltweiten Einfluss des Westens erfolgreich zurückdrängen und anderen Mitgliedern der Weltgemeinschaft eine Alternative zu dem von den USA dominierten globalen System bieten.
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