Es gibt eine Macht, die stärker ist als alle Gewalt
Gedanken zu Dieter Duhms Buch «Der immanente Gott»
Was für eine Bedeutung hat ein Buch über «Gott» in einer Zeit im Bann von Krisen und Gewalt? Ist Gott und mit ihm die Hoffnung auf irgendeine Wendung zum Guten nicht schon lange überholt? Können wir bei all dem Furchtbaren, das in diesem Moment auf der Erde geschieht, noch mit gutem Gewissen und ohne Zynismus von «Gott» sprechen?
«Wir müssen es», ist die Antwort, zu der uns Dr. Dieter Duhm mit seinem neuesten Buch «Der immanente Gott» führt. Es gibt einen Einblick in den spirituellen Aspekt der 50-jährigen Friedensarbeit des ehemaligen Studentenführers, Psychoanalytikers und Mitgründers des Friedensforschungszentrums Tamera in Portugal. Im Kern dieser Arbeit steht die Heilung von Mensch und Erde. Dazu brauchen wir den Zugang zu einer Kraft, die Menschenmögliche übersteigt, eine Macht, die stärker ist als Gewalt. Diese «Allmacht» hatten wir bisher allein Gott zugeschrieben. Aber sie ist hier, real, alles Existierende ist aus ihr hervorgegangen. Um sich mit dieser Kraft verbinden zu können, brauchen wir eine Neubesinnung auf das, was wir bisher «Gott» genannt haben. Diese Neubesinnung vollzieht Dieter Duhm in seinem Buch auf überraschende und berührende Weise, und zwar ohne sein Wissen als Wissenschaftler, seine Erfahrung als Analytiker und sein Engagement als Sozialist zu verneinen.
Doch wer oder was ist Gott? Die patriarchalen Erlösungsreligionen haben Gott zu einer Instanz ausserhalb des Menschen gemacht, zu einer strafenden Autorität, der wir uns unterwerfen mussten. Gott herrschte durch Gesetzestafeln und Menschen, die sich als Vertreter Gottes auf Erden ausgaben. Im Namen Gottes wurden Kriege ausgerufen, ganze Völker vernichtet, Andersdenkende gefoltert, Natur und Erde untertan gemacht.
Wir stehen heute vor den Trümmern dieser Geschichte. Millionen von Menschen sind auf der Flucht. Wir brauchen heute eine neue Beziehung zu Gott, aber eine andere, als wir bisher dachten. Es ist ein fundamental neues Gottesverständnis, von dem in diesem Buch die Rede ist. Es ist ein Gott, an den wir kaum noch zu glauben wagten, und gleichzeitig ist es ein Gott, an den wir nicht mehr glauben müssen, um zu wissen, dass er existiert. Es ist ein Gott, den wir wie eine Steuerungszentrale in einem Regelkreis betrachten und bedienen lernen konnen und der uns doch beseelt und erfüllt wie ein intimer Liebespartner. Nichts Leibliches ist ihm fremd.
Dieser Gott ist nicht nur ausserhalb von uns. Er ist ein immanenter Gott. Wenn dieser neue Bund gelingt, dann haben wir etwas geschaffen, was starker ist als die alte Macht der Herrschenden: es ist die Macht der Liebe. Radikaler und tiefer kann ein Paradigmenwechsel kaum mehr gedacht werden.
Dieter Duhm: Der immanente Gott. Fundamente der Befreiung, ISBN 978-3-927266-55-1, Verlag Meiga 2016. 156 S., Hardcover, 17,80 €
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