Landkarte der Perversionen
Der Musiker und Autor Anton Brüschweiler wird überrascht. Die Namen, die Schweizer Ortschaften haben können, hätte er niemals erwartet. Bis heute hält seine Empörung darüber an. Aber ein bisschen lustig, findet er das Ganze schon.
Mit grossem Enthusiasmus versuchen unsere Justizbehörden die Verbreitung von pornografischen Inhalten zu bekämpfen. Oft wird betont, es gehe vor allem darum, Kinder und Jugendliche vor verderblichen und unsittlichen und schockierenden Inhalten zu bewahren. Aber liebe Behörden: Dann wischt doch bitte mal zuerst vor der eigenen Türe.
Kürzlich war ich mit meinem 14-jährigen Götti-Bub Noah in der Bodensee-Region am Wandern. Plötzlich schoss Noah, nachdem er den Wanderwegweiser gelesen hatte, schallend lachend auf mich zu und schrie: «Schau Götti Anton, wir sind auf der Fickrüti, da wird sicher seit hundert Jahren gefickt.» «Naja, wer weiss», war meine verlegene Antwort. Als er aber weniger als dreissig Minuten später einen weiteren Wegweiser entdeckte, der mit «Fotzenacker» beschriftet war, wurde mir die Sache zu viel. Waren unsere Vorfahren wirklich derart primitiv, dass ihnen nichts Besseres in den Sinn kam, als ganzen Dörfern und Fluren perverseste Namen zu geben?
Zu Hause angekommen suchte ich mit meinem Freund Manuel stundenlang minutiös die Schweizer Landkarte nach inakzeptablen Namen ab. Was wir fanden, drehte uns den Magen um: eine Landkarte der Perversionen, jenseits von jeglichem guten Geschmack! Absolut inakzeptabel sind Namen wie «Chline Arsch» (VS), «Grosse Arsch» (VS), «Schwanz» ( TG), «Figgen» (SZ) «Bitsch» (VS), «Chatzenstrich» (SZ), «Sack» (OW) und «Eierhals» (ZG). Daneben wirken Ortschaften wie «Dreckloch» (SZ), «Le Pissoir» (VS), Tüüfelsfüdli“ (TG) «Hanfland» (ZH), noch einigermassen harmlos, sind aber im Kern auch klar jugendgefährdend.
Wie bitte soll man Kinder und Jugendliche zu Recht und Anstand erziehen, wenn in ihrem Land Ortschaften und Weiler «Arsch» und «Fotzenacher» heissen? Um die Perversionen auf der Schweizer Landkarte zu bekämpfen, habe ich nun mit Manuel die «Partei für Anstand und Ordnung» gegründet. Wir fordern per Initiative ein sofortiges Verbot von perversen, sexualisierten und sittenverletzenden Namen auf der Schweizer Landkarte. Dabei können viele Namen ganz einfach entschärft werden, indem man nur den Anfangsbuchstaben ändert oder einen weiteren Buchstaben hinzufügt: Aus «Eierhals» würde so «Leierhals». Oder aus «Fickrüti» würde «Nickrüti» und aus «Bitsch» würde «Ritsch».
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Anton Brüschweiler
Anton Brüschweiler ist Musiker, Veranstalter von Anlässen mit Geheimtipp-Potenzial in der Chäsi Gysenstein und Autor des Buches «Das AntWort – die Wahrheit des Absurden», eine Sammlung von lebensrettenden Weisheiten in einer verrückten Welt.
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