Pharmaunternehmen stellen Profit über Menschenrechte
Die grossen Pharmakonzerne wie Pfizer, Biontech und Moderna sind der Forderung nach einer gerechten Verteilung der Covid-Impfstoffe nicht nachgekommen. Sie haben vielmehr von der Krise profitiert, hohe Preise für die Impfstoffe verlangt und den Löwenanteil an reiche Länder verkauft. Dies zeigt eine Analyse der Menschenrechtsorganisation Amnesty International.
Im vergangenen Jahr wurden zehn Milliarden Corona-Impfstoffdosen produziert. Davon ging jedoch der Löwenanteil an die wohlhabenden Länder – und die Pharmakonzerne sackten die Gewinne ein. In wirtschaftlich schwächeren Ländern haben bis Ende 2021 nur rund vier Prozent der Menschen Zugang zu Impfungen erhalten. Damit seien die einkommensstarken Länder und die Impfstoffproduzenten ihre menschenrechtlichen Verpflichtungen nicht nachgekommen, sagt Danièle Gosteli, Verantwortliche für Wirtschaft und Menschenrechte bei Amnesty Schweiz.
In den meisten Ländern möchte sich ein bestimmter Prozentsatz der Menschen nicht impfen lassen. Vielerorts werden sie jedoch durch entsprechende Einschränkungen und Massnahmen praktisch dazu gezwungen (der Zeitpunkt berichtete). Wer sich aus diesem Grund oder freiwillig für eine Impfung entscheidet, sollte jedoch Zugang dazu haben – egal wo auf der Welt.
Doch in diesem Kontext hat sich wieder einmal gezeigt, wie ungleich Chancen und Ressourcen verteilt sind. Dabei zeigt sich nicht nur einmal mehr die Profitgier der grossen Konzerne, sondern auch die neokoloniale Haltung, die das Leben von Menschen in Industriestaaten höher wertet. Denn in vielen Ländern des Globalen Südens ist das Gesundheitssystem ohnehin schon labil. Zusätzliche Hospitalisierungen durch Krankheiten wie Dengue, Zikka oder eben Covid führen zu einer dratischen Überlastung der Krankenhäuser und dazu, dass Patienten mit anderen gesundheitlichen Problemen nicht mehr behandelt werden.
Laut Amntesty prognostizierten Pfizer, Biontech und Moderna im Jahr 2021 einen Umsatz von bis zu 54 Milliarden US-Dollar, lieferten aber weniger als 2 Prozent ihrer Impfdosen an Länder mit geringem Einkommen. Die chinesischen Unternehmen Sinovac und Sinopharm lieferten 0,5 Prozent bzw. 1, 5 Prozent ihrer Impfstoffdosen an Länder mit geringem Einkommen.
Johnson & Johnsons und AstraZenecas Lieferquoten waren besser: Über 50 Prozent ihres Impfdosenbestandes wurden an Länder mit geringem oder niedrigem mittlerem Einkommen verteilt. Viele dieser Dosen waren allerdings Spenden von einkommensstarken Ländern und damit nicht Teil von Kaufverträgen.
Der Bericht von Amnesty zeigt ausserdem, dass die Pharmakonzerne ihr geistiges Eigentum sowie ihr technisches Wissen nicht freigeben. Damit wird der Zugang zu Impfstoffen aktiv behindert und gegen die Lockerung des Rechts auf geistiges Eigentum lobbyiert. «Wir appellieren an Investorinnen und Investoren, ihre Vorgehensweise zu hinterfragen», sagt Danièle Gosteli. «Sie sollen ihren Einfluss nutzen, um die Pharmaunternehmen unter Druck zu setzen.»
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