Oskar Preisträger „No Other Land“ überfallen und verschleppt
Israelische Siedler haben am 24. März den palästinensischen Regisseur Hamdan Bilal, einen der Macher des Oscar-prämierten Dokumentarfilms No Other Land, im Dorf Susiya in der Region Masafer Yatta im besetzten Westjordanland angegriffen, kurz darauf wurde er aus dem Krankenwagen heraus von israelischen Soldaten verhaftet und verschleppt. Inzwischen kam er auf Kaution wieder frei.
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Laut der Nachrichtenagentur AP drangen Dutzende Siedler in das Dorf ein, beschädigten Eigentum der Bewohner und attackierten Bilal, indem sie ihn auf Kopf und Körper schlugen. Er erlitt dabei schwere Kopfverletzungen. Während Bilal in einem Krankenwagen versorgt wurde, nahmen israelische Soldaten ihn fest und verschleppten ihn.

Der israelische Regisseur Yoav Abram, Mitautor des Films, schrieb auf X: „Hamdan Bilal wurde von Siedlern angegriffen, geschlagen und anschließend von Soldaten festgenommen. Seitdem fehlt jede Spur von ihm.“ 

Die Associated Press zitierte auch Zeugen vor Ort, die berichteten, dass eine Gruppe von 10 bis 20 maskierten Siedlern ihn und mehrere jüdische Friedensaktivisten mit Steinen und Stöcken angegriffen, die Scheiben ihrer Autos eingeschlagen und die Reifen zerstochen hätten. Nach Zeugenaussagen handelte es sich bei den Vermummten überwiegend um Jugendliche, die mit Stöcken und Messern bewaffnet waren. Drei Palästinenser wurden festgenommen und nach Angaben ihres Anwalts in eine Militäreinrichtung gebracht, wo sie verhört wurden. 

Laut Associated Press war der Grund für die Verhaftung des palästinensischen Regisseurs, dass er einen Angriff von Siedlern auf Palästinenser im Dorf Susiya gefilmt hatte. Der Film No Other Land, Gewinner des Oscars für den besten Dokumentarfilm 2024, dokumentiert die Vertreibung palästinensischer Gemeinden in Masafer Yatta durch das israelische Militär. Er erzählt die Geschichte einer palästinensischen Familie, deren Heimat von Zionisten zerstört und die vertrieben wird. Der Film wurde auf internationalen Festivals, u.a. in Berlin, Toronto, Vancouver und New York, von Juroren und Publikum gelobt und konnte weltweit auf die katastrophale Situation der Palästinenser aufmerksam machen. Bei der Oscar-Verleihung nutzten Bilal und seine Kollegen die Gelegenheit, die Welt auf die Ungerechtigkeiten und die ethnische Säuberung des palästinensischen Volkes aufmerksam zu machen. 

Bassel Adra, ein weiterer Produzent des Dokumentarfilms "No Other Land", sagte bei der Oscar-Verleihung: „Wir rufen die Welt auf, ernsthafte Maßnahmen zu ergreifen, um die Ungerechtigkeit und die ethnische Säuberung gegen das palästinensische Volk zu stoppen. Ich bin vor etwa zwei Monaten Vater geworden und hoffe, dass meine Tochter nicht die gleichen Erfahrungen machen muss wie ich“. 

Der Vorfall ereignete sich nur drei Wochen nach der Oscar-Verleihung des Dokumentarfilms und spiegelt die gewaltsame Reaktion Israels auf jeden Versuch wider, die Verbrechen des Regimes aufzudecken. Die International Documentary Association (IDA) und andere Menschenrechtsorganisationen forderten Bilals sofortige Freilassung und Informationen über seinen Gesundheitszustand. In der IDA-Erklärung heißt es: „Bilals Familie und die Gemeinschaft sollten über seinen Zustand, seinen Aufenthaltsort und den Grund seiner Inhaftierung informiert werden“. 

Am Mittwoch meldeten Nachrichtenquellen, dass Bilal und die beiden anderen verhafteten Palästinenser am Dienstagnachmittag gegen Kaution freigelassen und zur Behandlung in ein palästinensisches Krankenhaus gebracht wurden. 

Nach Bekanntwerden der Verhaftung des palästinensischen Regisseurs haben mehr als 3.700 Menschen eine Petition unterzeichnet, in der sie seine sofortige Freilassung fordern. „Eine solche Behandlung eines international anerkannten Filmemachers untergräbt die künstlerische Freiheit, die Menschenrechte und das Recht auf freie Meinungsäußerung. Wir fordern ein sofortiges Eingreifen, um Bilals Sicherheit, seine baldige Freilassung und den Zugang zu seiner Familie und seinem Anwalt zu gewährleisten“, heißt es in dem Brief.

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