Peter Sloterdijk fordert Umstellung von Zwangssteuer auf Philantropie
Im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin „enorm“ erwartet der Philosoph mehr gesellschaftlichen Wohlstand durch einen Umbau des Steuersystems in Richtung einer freiwilligen Abgabenkultur
Der Philosoph Peter Sloterdijk sieht in einem Umbau des heutigen Steuersystems in Richtung einer freiwilligen Geberkultur die Chance auf ein wohlhabenderes Gemeinwesen. Wir er in einem Interview mit der neusten Ausgabe des Wirtschaftsmagazins „enorm“ sagt, fehle vielen Menschen „das Gebergefühl, weil die Demokratie nicht bei ihnen angekommen ist. Und zwar deswegen nicht, weil ihnen im Augenblick ihrer stärksten Anteilnahme am Gemeinwesen, nämlich beim Zahlen von Steuern, die vollkommene Fremdbestimmung widerfährt.“
Sloterdijk kritisiert, dass die Mitte zum permanenten Geben genötigt werde, ihr eine angemessene Artikulation ihres Geberseins jedoch versagt bleibt, „weil sie zu einer Art von Zwangsphilantropie auf monatlicher Basis genötigt wird, die rein mechanisch erfolgt.“ Statt einer Danksagung im Namen des Gemeinwesens sei „die Atmosphäre geschwängert von dem Verdacht, dieser Steueruntertan hätte noch mehr geben können, wenn man ihn besser überwacht und stärker ausgepresst hätte.“ Diese „Herausholmentalität“ verdecke nach Worten des Professors für Philosophie und Ästhetik, dass die Abgaben des Bürgers „durchaus keine Schulden des Bürgers beim Staat sind, sondern vielmehr Gaben, die auf der Grundlage staatsbürgerlicher Anteilnahme erbracht werden – obschon bisher überwiegend in aufgenötigter Form.“
Das heutige Finanzwesen verkörpert seiner Ansicht nach vor- und nachdemokratische Zustände. „Wir gehen einerseits zurück in die absolutistische, spätfeudale Fiskalität, indem der Staat einseitig nimmt, ohne zu argumentieren.“ Andererseits bewegten wir uns angesichts „wahnwitziger Staatschulden“ in die Fiskalität eines postdemokratischen Gemeinwesens „bis hin zur Enteignung der Ungeborenen.“
Sloterdijk räumt ein, dass es für seine Forderungen bislang keinen empirischen Beweis gibt: „Auf dem Zeichenbrett scheint alles möglich. Wir bräuchten Prototypen von Gesellschaften, die den Versuch unternehmen, vollständig von Zwangssteuer auf Philantropie umzustellen.“
Über „enorm“
Das neue Wirtschaftsmagazins „enorm“ stellt die Themen Social Entrepreneurship, ethisches Wirtschaften und ökosoziale Marktwirtschaft in den Mittelpunkt. Die Zeitschrift erscheint viermal im Jahr auf Deutsch und Englisch. „enorm“ wird vom Social Publish Verlag herausgegeben, einem Hamburger Verlags-StartUp, das selbst nach Social-Business-Grundsätzen arbeitet
www.enorm-magazin.de.
Sloterdijk kritisiert, dass die Mitte zum permanenten Geben genötigt werde, ihr eine angemessene Artikulation ihres Geberseins jedoch versagt bleibt, „weil sie zu einer Art von Zwangsphilantropie auf monatlicher Basis genötigt wird, die rein mechanisch erfolgt.“ Statt einer Danksagung im Namen des Gemeinwesens sei „die Atmosphäre geschwängert von dem Verdacht, dieser Steueruntertan hätte noch mehr geben können, wenn man ihn besser überwacht und stärker ausgepresst hätte.“ Diese „Herausholmentalität“ verdecke nach Worten des Professors für Philosophie und Ästhetik, dass die Abgaben des Bürgers „durchaus keine Schulden des Bürgers beim Staat sind, sondern vielmehr Gaben, die auf der Grundlage staatsbürgerlicher Anteilnahme erbracht werden – obschon bisher überwiegend in aufgenötigter Form.“
Das heutige Finanzwesen verkörpert seiner Ansicht nach vor- und nachdemokratische Zustände. „Wir gehen einerseits zurück in die absolutistische, spätfeudale Fiskalität, indem der Staat einseitig nimmt, ohne zu argumentieren.“ Andererseits bewegten wir uns angesichts „wahnwitziger Staatschulden“ in die Fiskalität eines postdemokratischen Gemeinwesens „bis hin zur Enteignung der Ungeborenen.“
Sloterdijk räumt ein, dass es für seine Forderungen bislang keinen empirischen Beweis gibt: „Auf dem Zeichenbrett scheint alles möglich. Wir bräuchten Prototypen von Gesellschaften, die den Versuch unternehmen, vollständig von Zwangssteuer auf Philantropie umzustellen.“
Über „enorm“
Das neue Wirtschaftsmagazins „enorm“ stellt die Themen Social Entrepreneurship, ethisches Wirtschaften und ökosoziale Marktwirtschaft in den Mittelpunkt. Die Zeitschrift erscheint viermal im Jahr auf Deutsch und Englisch. „enorm“ wird vom Social Publish Verlag herausgegeben, einem Hamburger Verlags-StartUp, das selbst nach Social-Business-Grundsätzen arbeitet
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16. September 2010
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