Afrika rettet Europa

«507 Millionen in Not», verkündet die Website einer afrikanischen Hilfsorganisation und meint damit das leidende Europa. Ihr Name RescEU leitet sich aus dem Wortspiel «rescue» (retten) und EU her. «Europa wird vom Ego regiert. Menschen streben nach Macht und Erfolg und haben Werte wie Demut, Mitgefühl und Grosszügigkeit vergessen», heisst es auf www.resceu.org. Und: «Europa ist heute ein sehr einsamer Ort.» Deshalb: «Afrikaner, kommt zusammen. Geht nach Europa und rettet die Menschen!»

Ein Video zeigt eine Demonstration durch die Hauptstadt von Ghana. Tanzende und singende Menschen mit einem EU-ähnlichen Fünfsternelogo auf den Hemden halten Schilder hoch wie «Lehrt sie lieben!» oder «Zeigt ihnen, wie man teilt!» Afrika müsse seine zwischenmenschliche Energie nach Europa exportieren, verkündet RescEU. 2014 seien schon 626'000 Freiwillige an der Hilfsmission für den leidenden Kontinent beteiligt gewesen. Aber das reiche noch lange nicht, das Ausmass der Not sei zu gewaltig.

Wer es noch nicht gemerkt hat: Es handelt sich um Satire. Die Website ist die Abschlussarbeit zweier deutscher Mediendesign-Studenten aus Ravensburg. Der 22-jährige Johannes Kuhn und der 25-jährige Lukas Jakel hatten die Nase voll von den üblichen Medienberichten über Afrikaner und Flüchtlinge. Nie werde gesagt, dass sich durch sie auch Möglichkeiten und Chancen eröffneten. Die beiden flogen zehn Tage nach Ghana und produzierten zusammen mit den Rappern FOKN Bois und einer Theatergruppe den gut gemachten Videoclip, der den Spiess einfach mal umdreht. Mit den 626'000 Freiwilligen sind jene gemeint, die im letzten Jahr Asylanträge in der EU gestellt haben.

In Ghana erlebten die beiden Studenten nach eigenem Bekunden «ein selbstbewusstes Land». In hiesigen Medien komme Afrika nur als Kontinent des Elends vor, aber «wir haben in Ghana ein aufstrebendes Land erlebt», so Johannes Kuhn. Deshalb glauben die beiden heute, «dass unsere Kampagne nicht rein fiktiv ist» und afrikanische Menschen mit ihrem Gemeinschaftsgefühl tatsächlich der EU helfen können.      
21. Dezember 2015
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